Sabine Bucher gegen Markus Eigenmann
Am Wahlsonntag hat niemand das absolute Mehr erreicht. Die Mitte-links-Allianz für GLP-Kandidatin Sabine Bucher hat funktioniert, zufrieden mit seinem Ergebnis darf auch FDP-Kandidat Markus Eigenmann sein. Caroline Mall (SVP) landete auf dem dritten Platz.

Letztlich ist der erste Wahlgang der Ersatzwahl für die abtretende Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) am Sonntag so herausgekommen, wie das im Vorfeld von vielen prognostiziert wurde. Die von SP und Grünen unterstützte GLP-Kandidatin Sabine Bucher erzielte 20 133 Stimmen, was einem Anteil von 38,9 Prozent entspricht; FDP-Kandidat Markus Eigenmann, der neben seiner Partei auch auf Support der Mitte zählen durfte, kam auf 18 431 Stimmen (35,5%), SVP-Kandidatin Caroline Mall auf 13 297 Stimmen (25,6%).
Und doch waren einige Ergebnisse überraschend: Die Sissacherin Bucher präsentierte sich im Oberbaselbiet noch stärker als erwartet und erzielte in mehreren Gemeinden das absolute Mehr. So in Kilchberg, Oltingen, Läufelfingen – wo sie früher als Gemeindepräsidentin amtete – und in Buckten, der Wohngemeinde von SVP-Chef Peter Riebli, sowie in den Oberbaselbieter Zentren Sissach und Gelterkinden. Vorne lag Bucher auch in SP-Hochburgen im Unterbaselbiet wie Allschwil und Birsfelden. Ein Hinweis darauf, dass der Deal zwischen der GLP und der SP funktioniert hat und deren Wählende an die Urne gegangen sind. Allerdings hätte Bucher gerade in diesen Gemeinden noch stärker abschneiden müssen, um als Favoritin in den zweiten Wahlgang vom 30. November zu steigen.
Eigenmann oben schwach, unten stark – Mall genau umgekehrt
Dieser Favorit heisst nach allgemeiner Einschätzung Markus Eigenmann. Der Arlesheimer Gemeindepräsident schnitt zwar im oberen Kantonsteil sehr schwach ab. Im städtisch geprägten Unterbaselbiet konnte der Freisinnige aber wie erwartet punkten: Das absolute Mehr und damit mehr Stimmen als seine Widersacherinnen zusammen holte Eigenmann in seiner Wohngemeinde Arlesheim, nah dran war er zudem in stadtnahen bürgerlichen Gemeinden wie Pfeffingen und Biel-Benken.
SVP-Kandidatin Caroline Mall wiederum erzielte zwar in einer ganzen Reihe von ländlichen Gemeinden im Laufental und Oberbaselbiet das beste Resultat der drei Kandidierenden, in Roggenburg, Burg, Liedertswil, Bennwil und Eptingen erreichte sie sogar das absolute Mehr. Allerdings lag sie umgekehrt in praktisch allen städtischen Gemeinden des Kantons auf dem letzten Platz. Bitter für Mall: Das war auch in ihrer Wohngemeinde Reinach der Fall, wo sie mit 983 Stimmen deutlich hinter Sabine Bucher (1315) und Markus Eigenmann (1430) lag.
Wie stark ist der Support der SVP für FDP-Kandidat Eigenmann?
Die SVP zog Mall daher am Sonntag kurz nach Bekanntwerden der Resultate zurück. Seiner Kandidatin attestierte SVP-Chef Peter Riebli einen guten Wahlkampf. Caroline Mall habe die SVP-Wählerschaft an die Urne bringen können, stellte Riebli fest. Allerdings vermochte sie kaum über das eigene Lager hinaus zu mobilisieren. Einen Grund sieht der Parteichef hier: «Es wäre schön gewesen, wenn sich einige Leute aus der SVP-Landratsfraktion stärker engagiert hätten.»
Für Riebli ist nun zentral, den Sitz im bürgerlichen Lager halten zu können. Er sei zwar überzeugt, dass ein Grossteil jener, die am Sonntag Mall gewählt hätten, nun auf Eigenmann umschwenkten. Ein Selbstläufer sei das aber nicht. «Die FDP ist massgeblich auf die Unterstützung der SVP angewiesen. Ich hoffe, dass sie sich dessen auch bewusst ist, wenn es um politische Inhalte geht», sagt Riebli. Eigenmann wird am Montag zu Gast am SVP-Parteitag in Diegten sein.
Zufrieden mit dem Wahlsonntag zeigt sich FDP-Präsident Melchior Buchs. Der Stimmenanteil von 35,5 Prozent zeige, dass Eigenmann weit über FDP und Mitte hinaus Wählende habe gewinnen können. Er sei gar nicht so unglücklich darüber, dass das Resultat nicht überall top sei. «Das bedeutet, dass wir uns vor dem 30. November nochmals richtig ins Zeug legen und mobilisieren müssen», sagt Buchs. Den Dissonanzen zwischen FDP und SVP, die sich jüngst auch auf nationaler Ebene im Umgang mit den EU-Verträgen zeigten, will Buchs nicht zu grosse Bedeutung schenken. Aktuell werde vor allem über formelle Fragen gestritten, die inhaltliche Diskussion stehe noch bevor.
GLP-Präsident will nun die Frauenfrage aufwerfen
GLP-Co-Präsident Thomas Tribelhorn zeigte sich am Wahlsonntag gar bester Laune: «Sabine Bucher hat ihr Potenzial ausschöpfen können.» Dass FDP-Kandidat Eigenmann als Favorit in den zweiten Wahlgang steige, sei für Bucher kein Nachteil. Man werde nun Fragen der Repräsentanz stärker thematisieren. «Es darf nicht sein, dass nur noch eine Frau und nur noch eine Person aus dem Oberbaselbiet in der Regierung vertreten ist. Wer Bucher wählt, sorgt für ausgeglichenere Verhältnisse», sagt Tribelhorn.
Ähnlich äussert sich SP-Chef Nils Jocher: «Die Allianz zwischen SP, GLP und Grünen hat funktioniert.» Dies entgegen den Prognosen vieler Medienschaffender und Polit-Auguren. Damit steige die Motivation zusätzlich, sich für einen Regierungswechsel einzusetzen. Im Vorfeld war denn auch von einer Richtungswahl die Rede. Dazu kontrastiert – einmal mehr – die tiefe Wahlbeteiligung bei einer kantonalen Wahl. Sie lag im Schnitt gerade einmal bei 28 Prozent.


