Noch viel Luft nach oben

Die Recyclingquote für Kunststoffe liegt in der Schweiz noch bei unter 20 Prozent. Private Firmen wollen dies ändern.

Plastik-Probleme: Im Theaterfoyer in Dornach diskutierten unter der Moderation von Daniel Urech (ganz rechts), Paul Nicolet, Markus Tonner, Raymond Schelker und Monika Bolliger (v. l.).  Foto: Caspar Reimer
Plastik-Probleme: Im Theaterfoyer in Dornach diskutierten unter der Moderation von Daniel Urech (ganz rechts), Paul Nicolet, Markus Tonner, Raymond Schelker und Monika Bolliger (v. l.). Foto: Caspar Reimer

Unter dem Titel «Plastikrecycling: sinnvoll oder nicht?» haben die Grünen Reinach, Aesch und Pfeffingen sowie Dorneck-Thierstein am Mittwoch vergangener Woche zu einer Podiumsdiskussion ins Neue Theater Dornach eingeladen. Zur Begrüssung nannte Marco Agostini, Präsident der Grünen Reinach, Aesch und Pfeffingen, eindrucksvolle Zahlen: In den letzten 40 Jahren hat sich der Kunststoffverbrauch weltweit verzehnfacht, in der Schweiz wird eine Million Tonnen Plastik pro Jahr verbraucht, wovon 650000 Tonnen wieder verbrannt werden. Für die Herstellung von 650000 Tonnen Plastik benötigt man rund das Doppelte an Öl. «Es lohnt sich auf jeden Fall, zu recyceln», bilanziert Agostini.

Vorbild Allschwil

Unter der Moderation von Daniel Urech, Dornacher Gemeinde- und Solothurner Kantonsrat, diskutierten die Recyclingunternehmer Paul Nicolet und Markus Tonner, Umweltberater Raymond Schelker sowie Monika Bolliger vom Amt für Umwelt und Energie Basel-Landschaft. Markus Tonner machte sich für ein konsequentes Recycling von allen Kunststoffprodukten stark: «Wenn wir Kunststoff verbrennen, verbrennen wir Öl, welches nachher weg ist. Deshalb macht es langfristig gesehen Sinn, Kunststoff aus dem Abfallstrom rauszunehmen und ihn einem Recyclingkreislauf zuzuführen.» Dafür ist in der Schweiz noch viel Luft nach oben: Zwar werden PET-Getränkeflaschen oder teilweise Milchflaschen gesammelt, dennoch liegt die Recyclingquote für Kunststoffe in der Schweiz bei unter 20 Prozent. Ein Lichtblick in der Region ist Allschwil, wo Kunststoffrecycling mittlerweile normaler Bestandteil der Abfallbewältigung ist. Zudem werden derzeit immer mehr Firmen gegründet, die gegen eine Entschädigung Plastik recyceln. Auch Material, das aufgrund seiner Beschaffenheit nicht mehr für hochwertige Produkte verwendet werden kann, könne recycelt und zum Beispiel für den Bau von Wasserleitungen verwendet werden.

Hochwertige Shampoo-Flasche

Umweltberater Schelker sagte, es sei wichtig, die Menschen für das Thema Plastikrecycling zu sensibilisieren: «Der Verbraucher soll wissen, wofür der Plastik, den er in die Sammlung gibt, recycelt wird.» Möglich sei dies mit hochwertigem Recycling, wie etwa dem einer Shampoo-Plastikflasche: «Ist die Flasche leer, geht sie in den Recyclingprozess und kommt als frische Flasche wieder zurück ins Ladenregal. Diese Recyclingprozesse sind nachvollziehbar. Wenn ich weiss, was mit meiner Plastikflasche passiert, bin ich eher bereit, mich am Recyclingprozess zu beteiligen.» Einen für alle umsetzbaren Tipp im Umgang mit Plastik nannte Bollinger: «Wählen Sie beim Einkaufen Produkte, die wenig verpackt sind, und vermeiden Sie Abfall.» Angesichts der 176 000 Tonnen Plastikmüll, die pro Jahr in Schweizer Haushalten produziert werden, dürfte dies alleine aber nicht ausreichen.

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