Neuer Gartenführer: Ein Rundgang durchs Paradies auf über 150 Seiten

Sibylle von Heydebrand und Vanja Hug haben eine Führung durch die Ermitage in Buchform herausgegeben. Das Werk eignet sich hervorragend, den englischen Landschaftsgarten zu entdecken.

«Keine Grotte ist so geheimnisvoll wie diese»: Die Figurantinnen und Figuranten zeigen, wie ein Besuch der Proserpinagrotte 
zur Gründungszeit der Ermitage wohl ausgesehen hat. Fotos: Michel Matthey de l’Etang

«Keine Grotte ist so geheimnisvoll wie diese»: Die Figurantinnen und Figuranten zeigen, wie ein Besuch der Proserpinagrotte zur Gründungszeit der Ermitage wohl ausgesehen hat. Fotos: Michel Matthey de l’Etang

Juristin mit Flair fürs Historische: Sibylle von Heydebrand hat zusammen mit Vanja Hug  ein Buch verfasst, das «historisch fundiert, aber auch leicht lesbar und unterhaltsam ist».

Juristin mit Flair fürs Historische: Sibylle von Heydebrand hat zusammen mit Vanja Hug ein Buch verfasst, das «historisch fundiert, aber auch leicht lesbar und unterhaltsam ist».

«Wann waren Sie zum letzten Mal im Paradies unterwegs?», fragen Sibylle von Heydebrand und Vanja Hug rhetorisch. Dieser Tage erscheint ihr Gartenführer «Die Ermitage in Arlesheim. Ein Paradies im Grünen», pünktlich zum 240-jährigen Bestehen der landesweit grössten Englischer-Garten-Anlage. Zwar hat Vanja Hug bereits eine Publikation, die sich vertieft mit der Entstehung und historisch immensen Bedeutung der Ermitage auseinandersetzt, geschrieben, doch: «Wir wollten ein Buch gestalten, das historisch fundiert, aber auch leicht lesbar und unterhaltsam ist», sagt von Heydebrand, die seit Jahren Gruppen durch die Ermitage führt. «Das Wissen, welches Vanja Hug und ich an den Führungen weitergeben, liegt jetzt in unserem Buch für alle vor», sagt die Arlesheimerin.

Begehbare Bilder: ein Spaziergang durch Stimmungen

Auf über 150 Seiten zeigen von Heydebrand und Hug die Bedeutung der Arlesheimer Ermitage auf, zeichnen deren Geschichte nach. Hauptteil bildet jedoch der Rundgang, wie er 1785 festgelegt und 1812 ergänzt wurde. «Er kann noch heute auf diese Weise begangen werden», erzählt die Autorin. Ihr Buch reiht sich ein in die Tradition historischer Gartenführer und versteht sich als Leitfaden, wie der Garten zu begehen, ja zu verstehen ist, nämlich als eine «Abfolge von dreidimensionalen begehbaren Landschaftsgemälden».

Zu Beginn, 1785, orientierte sich der Garten am Ideal der Landschaftsmalerei. Während bei barocken Gartenanlagen Ordnung und Symmetrie vorherrschen, haftet der Ermitage etwas Natürliches, ja fast Wildes an. Dieser Eindruck täuscht freilich – bei der Konzeption der Ermi­tage im 18. Jahrhundert wurde nichts dem ­Zufall überlassen: «Wie von der Gartentheorie verlangt, wurden die Wege so angelegt, dass ein Rundgang entstand, der die Besuchenden zu den einzelnen Szenen mit unterschiedlichen Stimmungen führen sollte», erzählt von Heydebrand. Der Spaziergang auf den Wegen von damals ist ein Erlebnis für die Sinne: Ausblicke lassen das Auge über malerische Landschaftsbilder schweifen, der murmelnde Bach erfreut das Ohr, und im Garten des Eremiten erinnert der Spazierende sich an Pflanzen wie Jasmin, Rosen oder Geissblatt, die früher hier ihren Duft verströmt haben dürften.

Grösste Attraktion: die Unterwelt

In den Landschaftsgarten waren Überraschungen eingearbeitet worden: Zu Anfangszeiten betraten Gäste den Garten durch ein Holztor. Hinter dem Tor spazierte man entlang eines Weges und gelangte zu einem Felssporn, über den ein teilweise von Gebüsch verdeckter künstlicher Wasserguss rieselte – eine akustische Überraschung also. Der Gartenführer beschreibt die Sehenswürdigkeiten der Ermitage anschaulich und zeigt ihre Bedeutung im Gesamtkonzept auf. Interessant ist etwa dies: Weil zu einem Garten als Zeichen der Vergänglichkeit eine Ruine gehörte, legte man 1786, ein Jahr nach der Eröffnung, eine künstliche an. «Nach der Zerstörung des Schlosses Birs­eck durch die Truppen der Französischen Revolution hatte man eine echte Ruine, die ab 1812 die künstliche ablöste.» Zudem wurde ein Rittersaal eingebaut, um der damals vorherrschenden Ritterromantik Rechnung zu tragen.

Zwar ist der Garten als Paradies angelegt, doch dessen grösste Attraktion war und ist die Proserpinagrotte, welche der Unterwelt gewidmet ist: Die teils mehr als 18 Meter hohe Grotte besteht aus drei durch Treppen und Gänge miteinander verbundenen Höhlen. «Keine Grotte ist so geheimnisvoll wie diese, und keine wurde so oft umgestaltet wie sie», ist im Buch zu lesen.

Unterwegs wie im 18. Jahrhundert

Für die zahlreichen Bilder im Buch zeichnet der Baselbieter Fotograf Michel Mat­they de l’Etang verantwortlich. Um die Leserinnen und Leser aber noch wirksamer in die damalige Zeit zu entführen, hat von Heydebrand mit «Les Soirées Amusantes», einem Verein für Salonkultur des späten 18. Jahrhunderts, zusammengearbeitet: «Sie fertigen ihre Kleider nach originalen Vorgaben an. Mit Figurantinnen und Figuranten haben wir so Szenen in der Ermitage nachgestellt und fotografiert.» Das Buch ist überdies handlich genug, um es auf den Spaziergang durch die Ermitage mitzunehmen. Auch eine Karte, die den Weg und dessen Stationen aufzeigt, ist enthalten.

Eintritte für die Buchvernissage gewinnen

Für die Vernissage des Buches «Die Ermitage in Arlesheim. Ein Paradies im Grünen» vom Samstag, 28. Juni, um 16 Uhr in Arlesheim verlost das Wochenblatt exklusiv 6 × 2 Eintritte. Senden Sie uns eine E-Mail mit dem Stichwort «Ermitage» an wettbewerb@wochenblatt.ch. Teilnahmeschluss ist Montag, der 19. Mai. Name, Telefonnummer und Adresse nicht vergessen! Die ­Gewin-nerinnen und Gewinner werden persönlich per E-Mail benachrichtigt. Der Anlass ist nicht öffentlich. Viel Glück!

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