Baukultur: Wie sich Neues in Bestehendes einfügt
Am Sonntag zeigte ein vom Verein Birsstadt organisierter Spaziergang durch Pfeffingen, was Baukultur ausmacht. Dazu wurden drei Orte im Dorf aufgesucht.

Unter dem Motto «Baukultur – was hat das mit mir zu tun?» haben die Gemeinde Pfeffingen und der Verein Birsstadt am Sonntag auf einen Spaziergang im Ortskern von Pfeffingen eingeladen. «In den 1960er-Jahren setzte in Pfeffingen der strukturelle Wandel vom Bauerndorf zu einer Wohngemeinde ein. Auf unserem Spaziergang gehen wir der Frage nach, was vom ursprünglichen Ortsbild noch übrig ist und wie sich neue Gebäude in den räumlichen Kontext einfügen», sagte Stefan Haller, Leiter des Projektes «Baukultur und Lebensraum» des Vereins Birsstadt. Für den Start des Rundgangs wurde der 2019 fertiggestellte Neubau der Primarschule ausgewählt. Die Wahl des Gebäudes mag im ersten Moment überraschen, handelt es sich dabei doch um einen offensichtlich modernen Bau, doch: «Ob etwas modern ist oder nicht, war nie die Frage, die wir uns stellten», erklärte der zuständige Architekt Adrian Kloter. «Vielmehr haben wir mit der in der Umgebung vorhandenen Materialität, der Farbigkeit und der Topografie gearbeitet.» Die «kleinteilig strukturierte Fassade» füge sich gut ins Bild neben dem bestehenden Altbau ein. «Die Fassadengestaltung lässt das Gebäude weniger gross, weniger wuchtig wirken», fügte Haller hinzu.
Bei der Entwicklung eines Neubaus sei es zentral, die künftigen Nutzerinnen und Nutzer – in diesem Fall Schulkinder und Lehrpersonen – miteinzubeziehen. «Das bringt eine Identifikation mit dem Neubau», so Kloter. Das Gebäude wird somit nicht als Fremdkörper, sondern als neuer Teil des Ortes empfunden.
«Sakrale Atmosphäre» in der ältesten Kirche des Birsecks
Den zweiten Halt gab es in einem Gebäude gänzlich anderer Art, nämlich der Dorfkirche Pfeffingen. Mit Befunden aus dem 7. Jahrhundert ist sie die älteste Kirche im Birseck. «Im 12. Jahrhundert wurde sie vergrössert. Der Turm stammt aus dieser Zeit. Auch die Kirchenfenster stammen noch aus dem 13. Jahrhundert», sagte Regine Nyfeler-Flubacher, deren Architekturbüro die neulich abgeschlossene Sanierung verantwortete. Während die Kirche Ende des 18. Jahrhunderts mit «barocker Ausstattung» versehen wurde, hatte die letzte Sanierung in den 1950er-Jahren eher minimalistischen, ja zweckmässigen Charakter. «Vor unserer Sanierung hatte dieser Raum etwas von einer Mehrzweckhalle», so Nyfeler- Flubacher. Bei der neuerlichen Sanierung dagegen hätte man sich stark an den Ursprüngen der Kirche orientiert, sich mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt. «Wir wollten, dass man die sakrale Atmosphäre wieder spürt. So, wie das ursprünglich gedacht war.» Damit sei in Pfeffingen wieder mitten im Dorf ein Treffpunkt geschaffen worden, den man einfach so aufsuchen könne.
Nachdem die Veranstaltung durch Gewitter und Starkregen unterbrochen wurde, kam wenigstens ein Teil der Spaziergängerinnen und Spaziergänger noch an den dritten Schauplatz, nämlich dem Privathaus der Pfeffinger Architektur- und Kunsthistorikerin Doris Huggel: «Das Haus ist in einem unverdorbenen Zustand, was im Speckgürtel von Basel selten ist», sagte sie, die 1995 nach Pfeffingen gezogen war. Das Gebäude verfügt zwar über einzelne moderne Elemente, doch grundsätzlich ist es in Atmosphäre und Struktur ganz alten Bauernhäusern nachempfunden. Beim Besuch von Doris Huggels Haus ging es also auch um die Frage, welche Rolle private Eigentümerschaften bei der Pflege des Ortsbildes spielen.