Wer hat die besten Argumente?
Sabine Bucher (GLP), Markus Eigenmann (FDP) und Caroline Mall (SVP) haben sich in Reinach in einer Podiumsdiskussion gemessen. Dabei ging es nicht nur um Politik – auch Persönliches kam zur Sprache.

Wer wird das neue Regierungsratsmitglied? Für die Nachfolge der abtretenden Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) treten drei Kandidierende an: Markus Eigenmann (FDP), Gemeindepräsident von Arlesheim, Caroline Mall (SVP), Landrätin und Einwohnerrätin aus Reinach, sowie Sabine Bucher (GLP), Landrätin und ehemalige Läufelfinger Gemeindepräsidentin, die heute in Sissach lebt. Die drei Kandidierenden trafen sich am Donnerstagabend vor einer Woche im Gemeindezentrum Reinach zu einer Podiumsdiskussion. Trotz harter Konkurrenz durch das Spiel des FC Basel gegen den VfB Stuttgart fanden sich mehrere Dutzend Interessierte durchmischten Alters im Saal ein.
Legislativ- versus Exekutiverfahrung
In der Vorstellungsrunde stand die Frage im Zentrum, wie die drei Kandidierenden zur Politik gekommen sind und warum sie nun in die Regierung wollen. SVP-Kandidatin Caroline Mall wurde durch die EWR-Abstimmung 1992 politisiert, stiess in den Nullerjahren zu der damals noch jungen SVP Reinach – und stand plötzlich auf einer Einwohnerratsliste ihrer Partei und wurde prompt gewählt. «Mein Rucksack ist nun prall gefüllt und ich bin bereit für die Bildungsdirektion», sagte Mall, die nun seit 14 Jahren im Baselbieter Landrat politisiert und als ausgewiesene Bildungspolitikerin gilt.
Sabine Bucher verwies auf die Tatsache, dass sie als ehemalige Gemeindepräsidentin von Läufelfingen – im Gegensatz etwa zu Mall – über Exekutiverfahrung verfüge. «Exekutive und Landrat sind zwei Paar Schuhe», sagte Bucher. Sie sagte auch, dass sie lieber Exekutiv- als Legislativpolitikerin sei, was Moderatorin und Wochenblatt-Chefredaktorin Fabia Maieroni prompt zur nicht ganz ernst gemeinten Frage verleitete, ob sie dann als Landrätin zurücktreten werde. Auf die Feststellung, Bucher habe noch keine Vorstösse im Parlament eingereicht, kontert die Kandidatin, dass sie im Landrat sehr wohl Gehör finde.
Markus Eigenmann sagt, dass er die Politik quasi mit der Muttermilch aufgesogen habe. Seine Eltern waren in der Gemeinde Hofstetten-Flüh politisch aktiv, sein Grossvater war gar Regierungsrat im Kanton St. Gallen – «was ich übrigens lange gar nicht wusste». Für den Gemeindepräsidenten von Arlesheim war eine Landratskandidatur nie ein Thema. Diese Ebene reize ihn weniger, da man als Einzelner in einem grossen Parlament wenig bewirken könne. Das sei anders in einem Gemeinderat oder eben einer Kantonsregierung.
Auf die Feststellung, dass ihm die politische Erfahrung auf kantonaler Ebene fehle, konterte Eigenmann: «Das ist ein Manko, das es in den ersten Wochen in der Regierung wettzumachen gilt.»
Anschliessend ging es in die Diskussion rund um das heutige Schulsystem. Grundsätzlich sind die drei Kandidierenden mit dem Schulsystem im Baselbiet zufrieden. Mall betonte jedoch: «Immer mehr erzieherische Aufgaben werden an die Schule delegiert.» Dabei handle es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem. Lehrpersonen hätten zunehmend mit Themen zu tun, die nicht in den schulischen Bereich fielen. Ähnlich sah es Eigenmann. Er ergänzte, dass viele Lehrkräfte in ihrer Ausbildung kaum auf solche Herausforderungen vorbereitet würden.
Bucher wiederum hielt fest, dass man sich auch fragen müsse, welche Art von Unterricht Kinder heute brauchen, um in einer immer stärker digitalisierten Welt gut gerüstet zu sein.
Mall und Bucher sind Fan des Laientheaters
Auch die Kultur ist in dem angestrebten Amt ein wichtiges Thema. Mall ist bekennender Fan von Laientheatern, in einem spielte sie selbst als «Engel auf Erden» mit. Diesen Bereich, politisch oft vernachlässigt, würde sie finanziell stärker fördern. Gleichzeitig brachte sie Eintrittspreise für Kulturdenkmäler wie Burgen ins Gespräch. Der Arlesheimer Gemeindepräsident Eigenmann verwies darauf, dass solche Preise in der Ermitage schon diskutiert, aber verworfen wurden. Als Kulturdirektor würde er die Finanzierung kultureller Leistungen entflechten: Es sei unsinnig, wenn kantonale Beiträge nur flössen, wenn auch Gemeinden zahlten. Zudem wirke Kultur über Kantonsgrenzen hinweg – viele Menschen in der Agglo konsumierten vor allem in der Stadt. Er wolle den Austausch zwischen den Kulturämtern von Stadt und Land intensivieren.
Bucher, selbst einst Waldhornspielerin, betonte die identitätsstiftende Rolle der Kultur im Kleinen. In Läufelfingen besuchte sie Laientheater und Wechselausstellungen im lokalen Museum.
Curlen, Mountainbike und Tennis
Eigenmann befürwortet den Entscheid des Bundes, die J+S-Subventionen doch nicht zu kürzen. Das sei gut investiertes Geld. Für ihn ist es wichtig, dass der Kanton bei regionalen Sportanlagen und der Spitzensportförderung involviert ist. Bei lokalen Sportvereinen sieht er eher die Gemeinden in der Pflicht, sich zu engagieren. Bucher hält Sport nebst dem körperlichen Aspekt für wichtig, um die psychische Gesundheit und die Integration zu fördern. Ihrer Meinung nach wäre es eine Überlegung wert, dass der Kanton die Gemeinden bei der Koordination von Sportanlagen mehr unterstützen könnte. Auch Mall hält die Sportförderung für ein wichtiges gesellschaftliches Thema. Früher habe sie viel Tennis gespielt. Heutzutage reiche die Zeit meist nur noch, um mit den Hunden im Wald zu spazieren oder ab und an zu joggen. Wer tatsächlich in den Regierungsrat nachrutscht, wird sich bei den Wahlen am 26. Oktober zeigen.