Modellregion für nachhaltige Mobilität
Um den öffentlichen Verkehr zu stärken, brauche es zusätzliche Angebote zur S‑Bahn, zum Tram und zum Bus, hiess es am Mobilitätsevent des Vereins Birsstadt. Die BLT macht es vor.

Vor dem Gebäude «Pioneer» von Uptown Basel in Arlesheim stehen an diesem Nachmittag E‑Bikes, E‑Roller, Kleinfahrzeuge der Marke Microlino und ein Kleinbus, den die Baselland Transport AG (BLT) im Oberbaselbiet als Rufbus einsetzt. Die ausgestellten Fahrzeuge zeigen einen Teil der immer stärker in den Fokus rückenden Mikromobilität. Damit sind kürzere Distanzen auf kleinen Räumen gemeint. Im Zentrum des Interesses der Anbieter steht die sogenannte letzte Meile, also der Weg von der Haustür zur ÖV-Haltestelle oder von der Haltestelle zum Büro. Transportunternehmen wie die BLT wollen diese letzte Meile in ihr Angebot aufnehmen. Die Zeiten, in denen die BLT nur Transporte mit Trams und Bussen anbot, sind längst vorbei.
Die BLT schielt damit insbesondere auf Firmen und deren Mitarbeitenden. Das Baselbieter Transportunternehmen, das im Birstal unter anderem die Tramlinien 10 und 11 und diverse Buslinien betreibt, arbeitet mit immer mehr Firmen zusammen, um für diese zugeschnittene Mobilitätskonzepte zu entwickeln.
Über die App «Basel Go!» der BLT können Firmen für ihre Mitarbeitenden Budgets und mögliche Transportmittel sowie Abonnemente zusammenstellen. Das Bedürfnis vonseiten der Firmen für eine solche Mitarbeitermobilität nehme laufend zu, betonte BLT-Direktor Frédéric Monard anlässlich des Mobilitätsevents des Vereins Birsstadt am Mittwoch vergangener Woche.
Viertelstundentakt der S3 steht zuoberst auf dem Wunschzettel
Gerade in dicht besiedelten Räumen wie der Birsstadt zwischen Birsfelden und Duggingen mit rund 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern stösst die Mobilität immer mehr an ihre Grenzen. Strassen sind verstopft, in Trams und Bussen sind Sitzplätze in den Hauptverkehrszeiten Glückssache.
Geht es nach dem Mobilitätskonzept des Vereins Birsstadt, soll sich der erwartete Mehrverkehr nicht auf die Strasse verlagern. Vielmehr sollen die Menschen mit dem ÖV, dem Fahrrad oder zu Fuss unterwegs sein. Zum Mobilitätsevent der Birsstadt waren Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinden, Unternehmen, der Standortförderung Baselland, des Spitals Dornach und aus der Politik gekommen. «Die Birsstadt steht vor grossen Herausforderungen und Chancen», meinte Aeschs Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher (SP) als Mitglied der Arbeitsgruppe Raumplanung. Mit dem Wachstum der Birsstadt stiegen auch die Ansprüche an die Mobilität, so Sprecher. «Eine Zunahme des motorisierten Individualverkehrs ist ökologisch und räumlich nicht mehr tragbar.» Ein einfaches «Weiter so» sei keine Option, stellte Eveline Sprecher klar. Um die Ziele des Mobilitätskonzepts realisieren zu können, brauche es den viel diskutierten Viertelstundentakt auf der S‑Bahn zwischen Basel und Aesch. Ferner stünden der Schnellzughalt in Dornach-Arlesheim und die neue Haltestelle Dornach Apfelsee auf der Wunschliste. Für Eveline Sprecher ist klar: «Die Birsstadt wird zur Modellregion für nachhaltige Mobilität.»
Das Velo wird «massentauglich»
Der Baselbieter Regierungsrat Isaac Reber (Grüne) erklärte, der öffentliche Verkehr müsse das Rückgrat der Mobilität sein. «Der ÖV kann aber nicht alles leisten. Wir sind mit dem Verkehrssystem und dem Verkehrsnetz am Limit.»
Damit das Zusammenspiel zwischen den Verkehrsträgern funktioniere, brauche es einen leistungsfähigeren ÖV, sagte Reber. Die S‑Bahn ist für den Vorsteher der Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) das Rückgrat eines stärkeren ÖV. Reber plädierte wiederholt für den Viertelstundentakt Basel–Aesch, den Schnellzughalt in Dornach-Arlesheim und die Haltestelle Dornach-Apfelsee, die aktuell beim Bund in der Priorität nach hinten verschoben wurde. Man müsse mit den SBB auch Geduld haben, mahnt Reber, der auch an die Wichtigkeit des Veloverkehrs erinnert. Mit dem E‑Bike sei dieser «massentauglich» geworden. Durchs Birstal sollen zwei Velovorzugsrouten führen.
Zum Ende der Veranstaltung präsentierte Roman Cueni, Leiter der Gemeindeverwaltung Aesch und ehemals Leiter der Mobilitätslösungen bei PostAuto, seine Vision der «Velostadt-Birsstadt». Er könne die vorherrschende kritische Haltung gegenüber neuen Tramlinien und Tramverlängerungen nicht verstehen, sagte Cueni. Dem Hobby-Radsportler schwebt vor, die Birsstadt 2028 zum Etappenort der Tour de Suisse zu machen.


