Kulturaustausch als Schlüssel zum Weltfrieden

Neun Jahre haben Petra Vahle und Domino Francis mit «Corridors of Peace» das Interkultu- relle Fest Dornach organisiert. Mit der kommenden Ausgabe verabschieden sie sich und gehen neue Wege.

Weiter geht’s: Domino Francis und Petra Vahle suchen nach neuen Wegen und Orten, um ihr Friedensprojekt zu verbreiten. Foto: Caspar Reimer
Weiter geht’s: Domino Francis und Petra Vahle suchen nach neuen Wegen und Orten, um ihr Friedensprojekt zu verbreiten. Foto: Caspar Reimer

Für Petra Vahle und Domino Francis ist es zugleich Traum, Bedürfnis wie Notwendigkeit, Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenzubringen und dadurch Wege in eine friedlichere Welt zu ebnen. Zum neunten Mal laden die beiden im Namen ihrer humanitären Non-Profit-Organisation (NGO) «Corridors of Peace» am 26. August an die Gempenstrasse 15 nahe der Jugendmusikschule zum Interkulturellen Fest Dornach ein. «Menschen, die zusammen essen, zusammen feiern, werden sich nicht bekämpfen», sagt Domino Francis, langjähriger Experte für Friedensforschung und Friedensförderung, insbesondere in Afrika, aber auch in Asien und in den USA. Beim Interkulturellen Fest liege der Ansatz in der Prävention. So werde allgemein viel auf einer theoretischen Ebene von Frieden gesprochen, doch fehle der menschliche Aspekt. «Wenn ich etwas über eine andere Kultur erfahre, sie im Austausch kennenlerne, stärkt das auch die Sinne für die eigenen Traditionen. Das hat etwas sehr Verbindendes und gibt den Menschen Würde», sagt Petra Vahle, die früher als Berufsmusikerin arbeitete und heute ganz in der Friedensarbeit mit ihrem Ehemann eingespannt ist.

Anfangs startete das Paar den kulturellen Anlass im Wohnzimmer am Ni­klaus-Konrad-Weg, «worüber ich nicht so glücklich war», wie die 66-Jährige ­lachend hinzufügt. Rasch entwickelte sich das Fest aber zu einer gut besuchten Veranstaltung, bei der in der Region wohnhafte Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenkommen.

Nachfolge gesucht

In diesem Jahr müsste – wenn die Schweizer Botschaft dem Vorhaben keinen Strich durch die Rechnung macht – eine Sahrawi-Kulturgruppe aus der West­sahara samt Zelt und Kamelen anreisen, um die Gäste mit Tanz und Musik zu unterhalten sowie kulinarisch zu verwöhnen. Für Francis und Vahle ist diese Ausgabe des Interkulturellen Festes aber auch mit ein wenig Wehmut verbunden, denn es wird die letzte von den von ihnen organisierten Ausgaben sein. «Wir sind aktuell auf der Suche nach einer Nachfolge, die das Fest weiterführt», sagt sie. Das sei nicht so einfach: «Wir erhalten viel Zuspruch aus Dornach, doch haben wir noch niemanden gefunden, der weiss, was ein solches Fest in der Organisation alles mit sich bringt.»

Das Engagement des Ehepaars hat eine lange Vorgeschichte: 2008 war Francis von einer NGO in den Tschad geschickt worden, um sich um die Wiedereingliederung von Kindersoldaten in die Gemeinschaft zu kümmern. Auch Mädchen und junge Frauen hatten dort im Krieg gekämpft – ein gesellschaftliches Tabu. Da die Frauen Waffen gebraucht hatten, waren sie gesellschaftlich geächtet. In einer Nacht brachte man Francis zu ­einem heimlichen Treffen mit den ehemaligen Kindersoldatinnen. Die schrecklichen Erlebnisse der Frauen berührten ihn tief, und er versprach, sich auch um sie zu kümmern. Allerdings war dieses Engagement seiner Organisation zu heikel, man zog ihn ab.

Hilfsprojekt in Tschad

Nachdem sich Domino Francis und Petra Vahle im Jahr 2012 am «Swiss Centre for Peace Studies» in Basel kennenge-lernt hatten, gründeten sie «Corridors of Peace», setzten sich vor Ort in der Schweiz für Flüchtlinge ein, organisierten Anlässe für Begegnung und Austausch. Aber auch die Situation im Tschad liess sie nicht los: Mit finanzieller Hilfe des Rotary Club Basel konnten sie in den vergangenen Jahren ein Hilfs­projekt ins Leben rufen, das von den ­verschiedenen Akteuren – religiösen, politischen oder militärischen Vertretern – akzeptiert wird. Dadurch soll jungen Frauen im Tschad, etwa über eine Ausbildung, eine Perspektive gegeben werden. Eine Erweiterung des Projekts auf andere Krisengebiete ist angedacht. Im Spätherbst reisen die zwei Friedens­aktivisten in den Tschad, um das Projekt aktiv zu begleiten. Auf die Frage, ob sie gedenken, in Afrika zu bleiben, sagt Francis: «Nein, denn wir möchten unser Projekt an verschiedenen Orten weiterentwickeln.»

In der Schweiz hätten sie mit ihrer Arbeit viel erreichen können. «Dafür möchten wir uns bei allen, die uns unterstützt haben, bedanken», sagt Petra Vahle. Als nächstes Ziel hat das Paar Portugal im Sinn. Auch dort gäbe es viel zu tun. Immer geht es ihnen darum, Menschen am Rand der Gesellschaft zu unterstützen.

www.corridorsofpeace.online

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