Inklusives Theater geht an die Essenz des Lebens

Der Schauspieler und Regisseur Rowan Blockey hat mit einem Ensemble der Sonnhalde Gempen ein Theaterstück einstudiert. Bis am Samstag ist es im Neuen Theater Dornach zu sehen.

Bühne frei: Das Ensemble der Sonnhalde Gempen zeigt in Dornach beispielhaft, wie inklusives Theater geht. Foto: Caspar Reimer

Es sind zwei Reisen – eine äussere und eine innere. Aus dem schlichten Bedürfnis einer Gruppe, dem Alltag auf einer schönen Insel zu entfliehen, erwächst ein zauberhafter Trip, welcher die Reisenden auf eine ganz persönliche Weise zueinander führt. Überwiegt im Stück mit dem Titel «Gruppenfoto», dessen Premiere heute im Neuen Theater Dornach zu sehen ist, anfangs schlicht der Spass, stimmt es im Laufe der Geschichte immer nachdenklichere Töne an. Dabei geben die Schauspielerinnen und Schauspieler Einblicke in ihr Leben, erzählen auch von Schicksalsschlägen, die man nicht einfach vergisst.

Unterstützung durch Experten

Vor rund einem Jahr reifte in der Sonnhalde Gempen, wo Menschen mit einer Beeinträchtigung – insbesondere im Spektrum Autismus – leben und arbeiten, die Idee, eine Theaterwerkstatt zu gründen. «Ich meldete mich und bekundete mein Interesse, dieses Projekt zu begleiten», sagt der Basler Schauspieler und Regisseur Rowan Blockey, der im vergangenen Jahr im Theaterspektakel «Zünder» als Fritz auf der Bühne zu sehen war. Dem Team der Sonnhalde schlug er vor, mit dem Ensemble ein Stück einzustudieren und dieses im Neuen Theater Dornach aufzuführen.

Für das Projekt konnte Rowan Blockey über die von der Migros initiierte ­Mentorats- und Coaching-Plattform «Double» den Theater- und Tanzschaffenden mit Trisomie 21, Damian Bright, gewinnen. Dieser war Teil des Theaters Hora, einem international renommierten Ensemble für inklusive Bühnenkunst. «Er ist für mich zusammen mit den Arbeitsagogen und Arbeitsagoginnen der Sonnhalde die optimale Unterstützung.»

Die Idee sei es, die Theaterwerkstatt in der Tagesstruktur der Sonnhalde Gempen zu etablieren und weiterzuführen. «Wo es aber hingeht, wissen wir noch nicht, da uns zurzeit für ein solches Vorhaben die Mittel fehlen. Da sind wir noch auf der Suche nach Partnerschaften, welche Interesse an einer längerfristigen Unterstützung haben», meint Rowan Blockey. Auf die Frage, was es für ihn bedeute, mit Menschen der Sonnhalde zu arbeiten, sagt er: «Jeder Mensch hat Geschichten zu erzählen. Es braucht nur jemanden, der zuhört.» Dem heute 37-Jährigen, der in Münchenstein wohnt, hat es das Theater schon als Kind angetan, als junger Mann besuchte er eine Schauspielschule in Berlin und absolvierte den Master Expanded Theater an der Hochschule der Künste Bern.

Was wirklich wichtig ist im Leben

Seit Beginn des laufenden Jahres probt das Ensemble zweimal wöchentlich im Feuerwehrmagazin Gempen und vergangene Woche haben sich geladene Gäste im Neuen Theater bei einem Probedurchlauf bereits einen Eindruck verschaffen können. Dabei ist den Künstlerinnen und Künstlern eine Mischung aus Freude und Aufregung, jetzt erstmals vor Publikum zu spielen, vom Gesicht abzulesen. «Willkommen in unserem Theater», begrüsst noch vor Beginn der Probe eine Schauspielerin den anwesenden Journalisten, wobei prompt die Hälfte des Ensembles bei diesem vorbeikommt, um ihm die Hand zu reichen. Spass und Klamauk zieht sich zwar durch das ganze Stück hindurch, doch besonders stark wirkt das Ensemble da, wo nachdenkliche Töne angeschlagen werden und Einzelne künstlerisch aus dem Vollen schöpfen – so etwa bei einem berührenden Gesangssolo mit Gitarre, das von Sehnsüchten und dem Willen erzählt, das Leben selbstbestimmt zu erfahren. Der Zuschauer könnte nach dem Ende des Stücks darüber sinnieren, was wirklich wichtig ist im Leben. Und was nicht.

«Gruppenfoto» – ein inklusiver Theaterabend der Sonnhalde Gempen; Donnerstag, 5. Juni, 19.30 (Premiere), Freitag, 6. Juni, 19.30 und Samstag, 7.  Juni, 19.30; Neues Theater Dornach; Infos und Tickets: www.neuestheater.ch

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