Hofgut Birseck: Vom Familienbetrieb zum Staatswein

Inmitten der idyllischen Landschaft von Arlesheim baut die Familie Rediger auf dem Hofgut Birseck 15 verschiedene Rebsorten an, darunter pilzwiderstandsfähige, sogenannte Piwi-Sorten. Einer ihrer Weine wurde jetzt mit dem Titel des Staatsweins gekrönt.

Familiensache: (v. l.) Géraldine, Erich und Daniel Rediger in ihren Weinreben unterhalb des Schlosses Birseck. Fotos: Kenneth Nars

Familiensache: (v. l.) Géraldine, Erich und Daniel Rediger in ihren Weinreben unterhalb des Schlosses Birseck. Fotos: Kenneth Nars

Gehört zur Stiftung Ermitage: Das Hofgut Birseck.

Gehört zur Stiftung Ermitage: Das Hofgut Birseck.

«Einen guten Wein erkennt man daran, dass er einem schmeckt», sagt Erich Rediger, Pächter des Hofguts Birseck in Arlesheim. Einer aus seinem Sortiment schmeckt so gut, dass er am Mittwoch von einer Jury zum Staatswein für Basel-Stadt und Baselland gekürt wurde.

Das Hofgut, das zu Teilen bereits im 17. Jahrhundert erbaut wurde, gehört der 1997 gegründeten Stiftung Ermitage Arlesheim und Schloss Birseck. Pächter sind seit 2000 das Ehepaar Helene und Erich Rediger, das den Hof aber bereits seit 1996 bewirtschaftet. Sohn Daniel und seine Frau Géraldine arbeiten ebenfalls mit und sollen einmal die Nachfolge antreten.

15 verschiedene Rebsorten werden oberhalb des Hofes und auf einer Parzelle in Dornach auf 2,9 Hektaren, also vier Fussballfeldern, angebaut. Daraus entstehen 14 verschiedene Rot-, Weiss-, Rosé- und Dessertweine. Ausserdem ein Pétillant Naturel. Immer mal wieder kommen neue Sorten und Weine dazu. «Aktuell sind wir am Aufbau von Piwi-Sorten», sagt Daniel Rediger. Das sind pilzwiderstandsfähige Rebsorten. «Diese kommen sehr gut an.» Die Familie wolle in Zukunft vermehrt auf diese Sorten setzen. «Es ist für uns im Anbau einfacher und es kommen spannende und vielfältige Weine dabei heraus.»

Geschmacklich seien sie vergleichbar mit traditionellen Sorten. Am meisten verkauft werde dennoch klassischerweise der Pinot Noir. Von diesem baut das Hofgut auch flächenmässig noch am meisten an. Ihr aussergewöhnlichster Wein ist der Cubino, da der Hof der einzige Anbauer der Rebsorte Cabernet Cubin im Baselbiet ist.

Internationales Business fördert die Qualität

In den letzten Jahren hat die Qualität der Weine konstant zugenommen – zum einen aufgrund des Klimawandels, zum anderen aufgrund des internationalen Weingeschäfts. «Es gibt so viele gute Weine aus der ganzen Welt. Um da mithalten zu können, müssen wir eine gewisse Qualität anbieten», sagt Erich Rediger.

Die Vorteile ihres Hofes: Einerseits werden die Reben bereits seit 1989 nach biologischen Richtlinien gepflegt. Das sei im Kanton mit die längste Zeit. Andererseits «sind wir immer die Ersten im Kanton, die ernten», sagt Géraldine Rediger. Das liegt am guten Boden, den klimatischen Bedingungen und der guten Ausrichtung des Hanges.

Damit und mit der Vielfalt und den ­Piwi-Sorten können die Redigers eine ­Alternative zu den internationalen Weinen schaffen und sich von den umliegenden Weingütern ein wenig unterscheiden. Allerdings herrsche zwischen diesen keine Konkurrenz, betont Erich Rediger. Das Baselbiet sei auch nicht wirklich eine Weinregion, da die Nachfrage höher sei als das Angebot. «Es ist eher so, dass wir uns gegenseitig helfen und zusammenarbeiten. Es gibt dann einfach eine grössere regionale Vielfalt.»

Prämierter Schaumwein

Der Arlesheimer Schaumwein Grand Vin Mousseux wird durch die Kürung zum Staatswein nun ein Jahr lang an offiziellen Anlässen der Kantone Basel-Stadt und Baselland ausgeschenkt. «Es ist natürlich gutes Marketing für uns», sagt Erich Rediger. «Es nimmt die Leute dann schon wunder, wenn sie davon lesen oder hören.» Sohn Daniel ergänzt: «Es ist ein Stück weit auch eine offizielle Bestätigung für uns, dass der Wein qualitativ gut ist.» Ansonsten verkauft die Familie ihre Weine im eigenen Hofladen und in einigen ausgewählten Fachläden, und der eine oder andere ist auch in den umliegenden Gastwirtschaften zu finden. Alle ihre Weine sind durch das Schloss Birseck auf dem Etikett gekennzeichnet, welches oberhalb der Reben thront.

Die Familie und ihre Helfer ernten im Herbst die Trauben von Hand und geben sie zum Keltern zu Tschäpperli Weine nach Aesch. Zurück kommen die fertigen Flaschen Wein. Jährlich etwa um die 15000 Flaschen, auch wenn die Anzahl immer abhängig vom Klima und vom Frost ist.

«Eine eigene Kelterei auf dem Hof wird hoffentlich unser nächster Schritt sein», sagt Daniel Rediger. Mit der Stiftung sei dies bereits in Planung, würde aber noch einen Moment dauern. Ausserdem brauche es dann noch einen Ort, an dem die Trauben verarbeitet werden können, und einen Weinkeller. Das alles würde bauliche Massnahmen erfordern, der Platz auf dem Hof ist aber vorhanden.

Nebst dem Rebbau betreibt die Familie auch noch eine vielfältige Bio-Landwirtschaft. Von April bis Oktober grasen die Mutterkühe auf verschiedenen Flächen der Ermitage. Die restlichen Wiesen dienen in Form von Heu als Winterfutter.

Zudem haben sie noch einige wenige Ackerbauflächen und bauen vor allem Dinkel, Hafer und Weizen an. Vervollständigt wird der Hof durch vier Ziegen, zwei Gänse, zwei Islandpferde, eine Handvoll Hühner und Kaninchen, drei Katzen und einen Hund. Und gerade ist das jüngste Familienmitglied und vielleicht einmal die dritte Generation des Hofes dazugekommen: Daniels und Géraldines sechs Wochen alter Sohn.

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