Gelebte Flüchtlingshilfe
Erst haben die Gemeinden Arlesheim und Aesch mit temporären Unterkünften für Asylsuchende den Bund unterstützt. Dann waren und sind es vor allem freiwillige Helferinnen und Helfer, die der Bewältigung der Flüchtlingskrise ein menschliches Gesicht verleihen.

Bea Asper
Die Arlesheimer versorgen die Flüchtlinge mit warmer Kleidung und Schuhen, sie backen mit ihnen Teigfiguren und bringen mit Spiel und Bewegung etwas Abwechslung ins monotone Asylleben, welches sich im Untergrund der Zivilschutzanlage abspielt. «Es gibt immer Ausnahmen, aber insgesamt spürt man Dankbarkeit», berichtet Christine Beckermann aus ihrem Einsatz für die Begleitgruppe zum Asylzentrum in Arlesheim. Dabei geht es oft um einfache Soforthilfe: Warme Kleidung, neue Schuhe werden in der Bevölkerung gesammelt, dabei sind eher kleine Konfektionsgrössen gefragt – gerade, was die Männer betrifft. Viele der Flüchtlinge kommen in leichter Kleidung und lediglich in Sandalen an. Noch im Sommer hätten die Flüchtlinge nicht verstanden, warum man sie mit warmen Mänteln und Regenschirmen ausstatten möchte.
Die Gemeinde Arlesheim hatte dem Bund im Juni Hilfe angeboten, als das Empfangs- und Verfahrenszentrum beim Bässlergut in Basel ausgelastet war. Seit einem halben Jahr finden nun in der Zivilschutzanlage bis 100 Flüchtlinge Platz, derzeit sind es rund 70. Gemeindeverwalter Thomas Rudin resümiert: «Die Anlage eignete sich gut für die kurzfristige Unterbringung von Asylsuchenden.» Der Bund attestiere, dass die Anlage gut eingerichtet sei.
Ein Stück Heimat in der Fremde
Auch aus der Bevölkerung kam sofort grosse Hilfsbereitschaft, die ins Leben gerufene Begleitgruppe übertraf alle Erwartungen. «Negative Reaktion sind praktisch ausgeblieben», freut sich Marie Regez von der Begleitgruppe. Diese war in den vergangenen Wochen sehr aktiv – für den Arlesheimer Adventsmarkt etwa wurden Sternen gefaltet, Gutzi und Brote gebacken. Freiwillige gaben daneben Deutschunterricht. In nachhaltiger Erinnerung bleibt auch eine Kaffeezeremonie im Badhof: «Eine Gruppe von jungen Frauen kochte nach ihren traditionellen Regeln Kaffee und genoss damit – für uns sehr spürbar – ein Stück Heimat in der Fremde», erzählt Regez.
Über Weihnachten und mindestens bis Ende Januar ist das Asylzentrum in Arlesheim noch in Betrieb. Ob die Unterkunft darüber hinaus benötigt wird, ist offen. Sicher ist, dass die Neueintritte seit einiger Zeit rückläufig sind, bestätigt Roger Lang vom Staatssekretariat für Migration. Prognosen macht er aber keine. Hingegen windet er den Arlesheimern und Aeschern ein grosses Kränzchen. Arlesheim habe die Vorreiterrolle mit Bravour gemeistert und die Begleitgruppe habe viel dazu beigetragen, Ängste abzubauen, den Austausch und das Verständnis zu fördern. Und auch in Aesch sei man auf grosse Unterstützung gestossen, die weiter wachse. Nebst vielen Sammelaktionen organisieren die Begleitgruppe und Ökumene nun auch ein Fest – nicht nur weihnachtlich, sondern in allen Facetten. «Viele der Flüchtlinge teilen nicht den christlichen Glauben», erklärt Roger Lang. Aesch hatte dem Bund im November angeboten, die Armeeliegestelle Löhrenacker zur vorübergehenden Unterbringung von Menschen auf der Flucht zur Verfügung zu stellen – anfangs lebten dort 60 Flüchtlinge, aktuell sind es deren 26 Personen.
Auch Münchenstein möchte helfen
Münchenstein hat dem Kanton angeboten, in der geschützten Sanitätsstelle Ehinger an der Hardstrasse 29 ein temporäres Auffangzentrum für 100 Personen einzurichten. Wie Gemeindepräsident Giorgio Lüthi erklärt, sei man an den Vorbereitungen, es gebe eine Begleitgruppe und man rechne ebenfalls mit Hilfsaktionen durch die Bevölkerung. Ob das kantonale Zentrum im Januar in Betrieb gehen werde, ist derzeit aber noch offen, gibt Rolf Rossi, Leiter Koordinationsstelle für Asylbewerber, zu verstehen. Mit dem neuen Zentrum in Niederdorf verfüge Baselland derzeit über genügend Plätze.