Flüchtlingshilfe statt Ferien
Statt mit seinem Freund durch Osteuropa zu touren, hat Sebastian Ramseier aus Arlesheim beschlossen, sich auf Lesbos in einem Flüchtlingscamp zu engagieren. Vor der Ab- reise sammelt er Spendengelder, die er vor Ort zusätzlich einbringen wird.

Oliver Sterchi
Alles war bereits geplant: einen Monat lang per Zug durch den Osten Europas. Auf dem Programm standen unter anderem Kroatien, Ungarn und Polen. Die beiden Freunde, Sebastian Ramseier aus Arlesheim und Mario Bless aus Worb, freuten sich auf eine abenteuerliche Reise zu zweit. Doch dann kam alles anders. Anfang Januar schaute Ramseier eine Reportage des Schweizer Fernsehens zu einem Flüchtlingscamp auf der griechischen Insel Lesbos, das von Freiwilligen betrieben wird. «Ich war tief berührt von den Bildern des Flüchtlingselends», sagt der 23-Jährige. Er schickte den Link zur Sendung umgehend seinem Freund. Der zeigte sich ebenfalls betroffen. Kurzerhand beschlossen die beiden, ihre Ferienpläne in den Wind zu schlagen und stattdessen als freiwillige Helfer nach Lesbos zu gehen. «Es kann doch nicht sein, dass um uns die Welt zusammenbricht und wir einfach in die Ferien fahren», sagt der Student. Die Freunde, die sich beim gemeinsamen Studium an der Hotelfachschule Luzern kennen gelernt hatten, meldeten sich bei der Organisation «Better Days for Moria», die das Camp bei Moria auf Lesbos betreibt. Im Mai werden sie für einen Monat auf die Ägäis-Insel fliegen und sich dort um die Flüchtlinge kümmern.
Humanitäre Tragödie
Die griechische Insel ist besonders betroffen von der anhaltenden Flüchtlingskrise. Sie liegt nur wenige Kilometer von der türkischen Küste entfernt und ist für viele Vertriebene das Tor zum vermeintlichen Paradies Europa. Doch die Überfahrt ist gefährlich. Die Not der Männer, Frauen und Kinder wird von Schleppern ausgenutzt. Zusammengepfercht in billigen Schlauchbooten werden die Flüchtlinge selbst in der Nacht und bei Sturm auf die riskante Route geschickt. Allein im letzten Jahr starben über 3700 Menschen bei dem Versuch, die Küste von Lesbos zu erreichen. Doch auch wer lebend ankommt, ist noch lange nicht im Geborgenen. 2015 strandeten über eine halbe Million Flüchtlinge auf Lesbos. Die Behörden sind überfordert und können sich längst nicht um alle Bedürftigen kümmern. Hier kommen die Freiwilligen von «Better Days for Moria» ins Spiel. Sie erwarten die ankommenden Bootsflüchtlinge am Strand und versorgen diese mit warmer Kleidung und Lebensmitteln. In den Zelten der Hilfsorganisation finden die Menschen Unterschlupf und Versorgung, bis sie sich bei der Europäischen Grenzschutzagentur Frontex registrieren lassen können. Erst dann können sie die Weiterreise aufs europäische Festland antreten.
Die beiden Studenten werden sich vor Ort wahlweise als Köche, Fahrer oder Betreuer engagieren. Zudem möchten sie vorab Spenden sammeln, die sie dann gezielt einsetzen werden. «Wir wollen das Geld nicht einfach der Hilfsorganisation übergeben, sondern selber über dessen Verwendung entscheiden», sagt der angehende Hotelier. Dadurch wollen die freiwilligen Helfer sicherstellen, dass die Spenden dort ankommen, wo sie effektiv gebraucht werden. «Wir möchten den Flüchtlingen zeigen, dass wir sie als unsere Mitmenschen willkommen heissen und sie nicht als Problem betrachten», so Ramseier.
Spendegelder vor Ort eingesetzt
Um das Camp vor Ort zu unterstützen, sammeln Sebastian Ramseier und Mario Bless Spenden. Das Geld wird beispielsweise für Schlafsäcke, Zelte oder Lebensmittel verwendet. Auf Lesbos wollen die Studenten sicherstellen, dass die Spenden dort eingesetzt werden, wo sie am meisten benötigt werden. Auch kleine Beträge können Grosses bewirken. Die beiden Freunde haben zu diesem Zweck ein Spendenkonto eingerichtet: Mario Bless und Sebastian Ramseier / Gantrischweg 6, 3076 Worb, IBAN CH46 0900 0000 3198 1792 1, Bank: Postfinance.
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