ESC: Dank Aescher Firma spielt die Musik
Das Aescher Unternehmen AudioRent Clair stellt unter anderem die Tontechnik für die Hauptbühne des Eurovision Song Contest. Doch das ist längst nicht alles.

Basel ist im Ausnahmezustand – die Stadt steht ganz im Zeichen des Eurovision Song Contest (ESC). In den vergangenen Wochen wurde die St. Jakobshalle für den Megaevent ausgestattet – rund 200 Tonnen Technik hängen an der Decke und an einer Konstruktion, die diese stützt.
Verantwortlich dafür, dass akustisch am grössten Musikwettbewerb der Welt alles glatt läuft, ist das Aescher Unternehmen AudioRent Clair. Die Firma mit Sitz an der Industriestrasse stellt sämtliche Audiotechnik, aber auch Personal für die Hauptbühne in der St. Jakobshalle. Im Einsatz stehen dort Audio- und Funktechniker sowie Tonspezialisten, die während der Show hinter den Mischpulten stehen. Weitere Mitarbeitende wirken hinter der Bühne mit. Die 180 Lautsprecher von AudioRent Clair sorgen in der Halle dafür, dass der Gesang in höchster Tonqualität beim Publikum ankommt. Daneben betreut das Unternehmen rund 120 Funkmikrofone, Mischpulte und weitere Technik; ebenso das grosse Public Viewing in der «Arena plus». In der Delegation Bubble, wo sich die Delegationen aufhalten, oder im Mediencenter in der Eishalle kümmert sich das Unternehmen neben dem Ton auch um Licht- und Videotechnik.
Wer oder was in die Hallen kommt, wurde derweil genau geprüft: «Jeder Lastwagen und all unsere Mitarbeiter mussten vorgängig akkreditiert werden und einen Sicherheitscheck durchlaufen. Der Zeitplan bei der Anlieferung musste akribisch genau eingehalten werden», erzählt Andreas Kern, Head of Sales bei AudioRent Clair. Der Aufbau hingegen sei ruhig verlaufen: «Die Organisation war vorbildlich.»
Tontechnik für Taylor Swift und AC/DC
Der ESC ist eine grosse Kiste – doch die Stimmung am Firmenstandort in Aesch ist am Montag erstaunlich ruhig. Und das, obwohl gerade noch eine Bestellung für die Beschallung der Eingangszone bei der St. Jakobshalle eingegangen ist. «Wir können solche Nachbestellungen kurzfristig umsetzen, da wir sehr nahe sind und Material sowie Personal bereitstehen», sagt Kern entspannt.
Das 1982 von Jürg Hügin gegründete Unternehmen ist heute international tätig und gehört zu den Marktführern. Zum Portfolio in der Schweiz zählen etwa das Basel Tattoo oder die Swiss Indoors. 60 Festangestellte und Freelancer aus der ganzen Welt beschäftigt das Unternehmen; aus Lagern in ganz Europa kann AudioRent Clair Material bereitstellen. Damit Boxen, Kabel oder Mischpulte zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankommen, bedarf es genauer Planung: «Wir haben sehr erfahrene Logistiker, die sich um den Transport kümmern», sagt Kern.
Die St. Jakobshalle kennen die Mitarbeitenden indes wie ihre Westentasche – dieses Jahr statteten die Aescher bereits das Badmintonturnier Yonex Swiss Open und den Pferdesport-Weltcup aus. AudioRent ist vor vielen Jahren ein Teil der US-amerikanischen Gruppe Clair geworden, die weltweit tätig ist. «Das erlaubt es uns, noch flexibler zu sein», so Kern. Die Clair-Gruppe hat etwa Bereiche der Technik für die Tourneen von Taylor Swift und von AC/DC verantwortet.
«Wir haben mehrere Systeme, die zeitgleich laufen»
Trotz der vielen Erfahrung: «Dass wir den ESC begleiten dürfen, ist für uns ein Ritterschlag», sagt Kern. Gleich nach Nemos Sieg in Malmö letztes Jahr habe sich das Unternehmen für den Auftrag bei der SRG auf eine öffentliche Ausschreibung beworben. «Die definitive Zusage erhielten wir am 11. Januar. Dann musste es schnell gehen», erzählt Kern.
Mehr als 160 Millionen Menschen weltweit schauen beim ESC zu. Da darf nichts schiefgehen. AudioRent Clair ist auf sämtliche mögliche Pannen vorbereitet: «Wir haben mehrere Systeme, die zeitgleich laufen. Sollte eines ausfallen, können wir auf ein anderes ausweichen», erklärt Kern. Und sollten alle Stricke reissen, stehe ein weiteres, etwas reduziertes Backup-System zur Verfügung. «Das war eine Auflage der SRG, die uns den Auftrag vergab», sagt Kern. Sämtliches Material wurde vor dem Aufbau akribisch getestet – jedes Kabel, jede Boxe, jedes Mischpult. «Produkte wie Stromverteiler oder Motoren, welche die Lasten an die Decke ziehen, müssen auch mit entsprechenden Prüfprotokollen ausgestattet sein, denn diese werden vor Ort kontrolliert», weiss Kern.
Wenn der ESC vorbei ist, wird die gesamte Technik innert 12 Tagen wieder abgebaut – denn am 27. Mai werden die Mitarbeiter des Unternehmens bereits den nächsten Event in der St. Jakobshalle aufbauen. Aber zuerst will die Crew nun das grosse Finale am Samstag geniessen.