Eine Reise durch Zeit und Raum
Ein neues Internetportal ermöglicht überraschende Einblicke in den Wandel von Natur und Landschaft in der Region Basel.

Nur wenig erinnert heute noch an die Vergangenheit von Dornach als Reb- und Bauerndorf. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde das Rebland zu Wiesen und Weiden umbestellt und mit Hochstammbäumen bepflanzt. Heute ist das Land vielerorts überbaut – das Dorf hat sich zu einem Wohn- und Gewerbestandort entwickelt. Dornach ist, so wie die umliegenden Gemeinden Aesch, Reinach, Arlesheim und Münchenstein auch, Teil der Agglomeration geworden. Das Siedlungsband im Birstal zieht sich von der Klus bei Angenstein bis nach Basel. Mit dieser Entwicklung, die so in der ganzen Region Basel stattfand, hat sich auch die Natur und Landschaft der Region stark verändert. Die neue Internetseite regionatur.ch dokumentiert und illustriert diesen Wandel während der letzten 500 Jahre: vom Isteinerklotz im Norden bis zur Jurakette im Süden und von Liesberg bis Oltingen sind rund 1000 Quadratkilometer Fläche abgedeckt.
Auf 6500 Bildern und in 270 Modulen dokumentiert das Umweltbildungsprogramm Veränderungen, erklärt Zusammenhänge, vernetzt Themen und ermöglicht Zeitreisen. Die einheimische Tier- und Pflanzenwelt oder das Wachstum von Siedlungen und Verkehrswegen sind ebenso dargestellt wie die Werke regionaler Landschaftsmaler, Fotografen und Kartografen. Dem Bild kommt eine wichtige Rolle zu; mit Bildern ist es möglich, Zustände und Wandel eindrücklich aufzuzeigen.
Sorgsamerer Umgang mit Landschaft
«Zielpublikum der Plattform ist die breite Öffentlichkeit», sagt der Basler Biologe und Fotograf Beat Ernst, Initiant und Co-Leiter des Projekts. Für die Natur sind 500 Jahre eine kurze Zeitspanne, in der die Menschen die Landschaft drastisch verändert haben. Alle Eingriffe in die Landschaft wirken sich auf die Qualität von Lebensräumen und auf die Zusammensetzung von Flora und Fauna aus: «Heute fehlt es vielen Menschen an Verständnis für ihren Lebensraum und die Region.» Erst die Kenntnis der Veränderungen in diesem Zeitabschnitt ermögliche das Verständnis für das heutige Erscheinungsbild der Landschaft, ist der Biologe überzeugt.
Die Macher der Website – Beat Ernst, Daniel Küry, Hanspeter Meyer und Erwin Zbinden – wollen mit dieser erreichen, dass sich die Öffentlichkeit online informiert, bevor sie bei Abstimmungen, beispielsweise zu den Themen Raumplanung und Verkehr, Entscheide trifft. «Wir fordern einen sorgsameren Umgang mit Natur und Landschaft», spricht Ernst Klartext.
Die während fünf Jahren erarbeiteten Inhalte wurden von verschiedenen Ins-titutionen, so vom Swisslos-Fonds Basel-Landschaft und Basel-Stadt, von den Schulen Kanton Basel-Stadt, vom Lotteriefonds Kanton Solothurn sowie von der Christoph Merian Stiftung (CMS), finanziell unterstützt. Die Unterstützung der CMS reicht bis in die 90er-Jahre zurück. Damals wurde die Grundlage für regionatur.ch mit einer CD-Rom, auf der Zehntausende von Landschafts- und Pflanzenbildern den Wandel von Natur und Landschaft thematisierten, sowie einem Begleitbuch und einer Ausstellung an der Landesgartenschau 1999 in Weil am Rhein gelegt.
Appell an Landschaftsplaner
«Die Möglichkeit, die veraltete CD durch eine Internetlösung zu ersetzen und so die Inhalte der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung stehen, ist grossartig», sagt Beat von Wartburg, Direktor der CMS. Er hat das Projekt schon damals unterstützt und begleitet. Besonders begeistert ihn der interdisziplinäre Aufbau der Website. «Sie spricht Botaniker und Zoologen, Urbanisten, Planer, Geografen und Pädagogen oder auch Menschen, die sich für Bau- und Indus-triegeschichte interessieren, an.» Er hofft, dass das Umweltportal bei der Bevölkerung das Verständnis für die Veränderungen in der Natur und Landschaft fördert. «Die CMS richtet damit auch einen dringenden Appell an die Landschaftsplaner, sorgfältiger mit der Natur und Landschaft umzugehen», sagt von Wartburg. Die Internetseite wird vorerst bis 2020 betrieben, aktualisiert und ergänzt. Weiter ist geplant, <link http: regionatur.ch external-link-new-window>regionatur.ch mit einer Wanderausstellung in den Ortsmuseen der Region vorzustellen.
* Monika Jäggi ist Geografin, Mitautorin und Medienverantwortliche von <link http: regionatur.ch external-link-new-window>regionatur.ch