«Ein Papst, den man anfassen konnte»

Die Reinacher Familie von Sury ist eng mit der katholischen Kirche verbunden. Wir haben mit Béatrix und Mauritz von Sury über den verstor­benen Papst gesprochen.

Audienz: Béatrix von Sury reiste 2024 zum zweiten Mal nach Rom, um Papst Franziskus zu treffen. Foto: zvg

Audienz: Béatrix von Sury reiste 2024 zum zweiten Mal nach Rom, um Papst Franziskus zu treffen. Foto: zvg

Enger Begleiter: Als Schweizergardist gehörte Mauritz von Sury quasi zum persönlichen Umfeld des Papstes. Foto: zvg

Enger Begleiter: Als Schweizergardist gehörte Mauritz von Sury quasi zum persönlichen Umfeld des Papstes. Foto: zvg

Gestern Mittwoch startete im Vatikan das Konklave zur Wahl des neuen Papstes. Die Aufmerksamkeit ist schon wie beim Tod von Papst Franziskus am Ostermontag gross. Für viele Menschen hierzulande ist der Tod von Papst Franziskus ein kurzzeitiges mediales Ereignis, das – dreht sich das Rad der Berichterstattung weiter – bald wieder verblasst. Anders ergeht es Menschen, die sich eng mit der katholischen Kirche verbunden fühlen. Zu diesen gehört etwa die Reinacher Familie von Sury, die gerade im Urlaub in den Tiroler Bergen weilte, als sie die Nachricht vom Tod Papst Franziskus’ erreichte. «Es hat uns sehr bestürzt und traurig gemacht, da wir gehofft haben, dass der Papst das Heilige Jahr noch abschliessen kann», erzählt Béatrix von Sury, deren Familie in der Kirche und ihr nahe stehenden Institutionen engagiert ist.

Die 63-Jährige – allgemein als Gemeinderätin in Reinach und Kantonspar­lamentarierin der Partei Die Mitte bekannt – ist Präsidentin des römisch-katholischen Landeskirchenparlamentes Baselland, ihr Ehemann amtet als Vizepräsident des Vereins «Freunde der Schweizergarde» und ihr Sohn, Mauritz von Sury, zeichnete ab 2019 als Schweizergardist während drei Jahren und fünf Monaten für die Sicherheit des Papstes verantwortlich. «Als ich von seinem Tod erfuhr, war mir klar, dass ich zu seiner Beerdigung gehen muss. Er war für mich eine unglaublich wichtige Person», sagt der 27-Jährige, dessen Urgrossvater Georg von Sury zwischen 1912 und 1942 bereits als Offizier der Garde und Kommandant in Rom gedient hatte. Mauritz von Sury war in seinem letzten Jahr bei der Schweizergarde dem Papst jeden Tag begegnet, bewachte quasi dessen Wohnungstür: «Ich habe ihn als Mensch sehr schätzen gelernt. Trotz seiner vollen Agenda nahm er sich immer Zeit für ein kurzes Gespräch.»

Wer wird Franziskus’ Nachfolger?

Auch Béatrix von Sury hat Franziskus in den Jahren 2019 und 2024 persönlich getroffen: «Er war ein Papst, den man anfassen konnte, der die Beziehung und die Verbindung zu den Menschen suchte. So war er ein Sinnbild für Menschlichkeit und Barmherzigkeit», sagt sie. Béatrix von Sury spricht dem verstorbenen Papst viele Verdienste zu: «Er hat den Kontakt mit anderen Konfessionen gesucht, sich um die Armen und Ausgeschlossenen gekümmert.» Auch gegenüber Homosexuellen sei er offener gewesen, als dies seine Vorgänger waren. «Er hat dazu beigetragen, dass andere Lebensformen in der Kirche mehr respektiert werden.»

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, wie der verstorbene Papst mit bürgerlichem Namen hiess, war seit dem 8. Jahrhundert der erste gebürtige Nichteuropäer im Papstamt. Bei der Debatte um seine Nachfolge ist die Meinung zu hören, dass das Amt erneut durch einen Geistlichen zu bekleiden sei, der nicht aus Europa stamme. Béatrix von Sury dazu: «Wichtig ist vor allem, dass er die verschiedenen Reformen, die angestossen worden sind, konsolidiert. Das ist primär. Woher er kommt, ist mir nicht so wichtig.»

Und ihr Sohn sagt: «Es muss jemand sein, der die Kirche in Asien, Afrika, Amerika und Europa zusammenbringen kann.» Tatsächlich seien gerade Südostasien und Afrika für die katholische Kirche sehr wichtig: «Während die Kirche bei uns dezimiert wird, wächst sie in diesen Gegenden stark.»

«Glaube gibt uns Halt im Leben»

Mauritz von Sury, der nach seiner Zeit in Rom im Kosovo als Offizier gedient hat und aktuell ein Studium der Sicherheitswissenschaften in Den Haag besucht, pflegt noch immer Kontakt zu seinen Kameraden der Schweizergarde. «Einmal Gardist, immer Gardist», sagt er. Was bedeutet eigentlich die Zeit zwischen zwei Päpsten für dessen Leibwächter? «Natürlich ist die primäre Aufgabe der Schutz des Papstes, aber auch jetzt ist man als Gardist im Dienst – etwa für die Bewachung der Vatikanstadt.»

Worauf führt er das verblassende Inte­resse an der Kirche in Europa zurück? «Wir Europäer sind verwöhnt, leben wir doch das schönste Leben auf der Welt. Die Suche nach Spiritualität geht dabei verloren.» Für die Familie von Sury aber ist der Glaube fester Bestandteil des Alltags. «Er gibt uns Halt und gleicht Leitplanken im Leben. Er erinnert daran, sich auf das Essenzielle zu besinnen, auf das, was wirklich wichtig ist», sagt ­Béatrix von Sury.

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