Ein Buch sorgt für ein glückliches Läuseleben

Können Läuse fliegen, und auf welchem Kopf vermehrt es sich am besten? «Läuse – Handbuch zum Überleben auf Menschen» macht nicht nur den Blutsaugern Appetit auf Wissenswertes.

In Windeseile auf Köpfen unterwegs: die Superlaus! Bild: Berta Páramo

Alle Jahre wieder: Nach den Ferien kehren mit den Kindern auch die Kopfläuse an die Schulen zurück. Besonders auf Primar- und Kindergartenstufe machen die Krabbeltiere eifrig die Runde, oft mehrmals und wochenlang. Das geht nicht nur an die Nerven, sondern auch ins Geld: Für die einmalige Behandlung einer vierköpfigen Familie rechnet der Basler LDP-Grossrat Adrian Iselin mit Kosten zwischen 100 und 200 Franken.

Iselins Forderung nach Gratisshampoo für betroffene Familien will der Regierungsrat aber nicht nachkommen. Eine entsprechende Anfrage des Grossrats wurde kurz vor Weihnachten abschlägig beantwortet: Die Regierung setze auf Information und Beratung. Eine kostenlose Abgabe sei kontraproduktiv, da sie zu Fehlanreizen, sprich unnötigen prophylaktischen Behandlungen, führe.

Haare waschen schützt nicht

Bleibt als wichtigste Waffe gegen den Parasitenbefall also die Aufklärung. Und da kommt die wunderbar auf den Kopf gestellte Publikation «Läuse – Handbuch zum Überleben auf Menschen» gerade richtig. Der Basler Helvetiq-Verlag hat das 200-seitige Büchlein der spanischen ­Illustratorin Berta Páramo im vergangenen Herbst ins Deutsche übertragen, prallvoll gefüllt mit Informationen und charmant bebildert.

Der Clou: Das Handbuch richtet sich an die Blutsauger selbst, denen der Leitfaden zu einem «langen, erfüllten und glücklichen Läuseleben» verhelfen soll, schreibt Autorin Páramo in ihrem Vorwort und warnt einfühlungsbegabte Hominiden, die vom Insider-Wissen schmarotzen: «Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Menschen, die dieses Buch lesen, sich am Kopf kratzen. Selbst schuld!»

Wie es sich für einen Ratgeber gehört, ist das Buch in verschiedene Kapitel gegliedert («Erkenne dich selbst», «Mahlzeit!», «Gefahren»), und der Erkenntnisgewinn hat es in sich: So ist etwa mangelnde Hygiene als Grund für einen Lausbefall an den Haaren herbeigezogen – auch wenn die Insekten Kinder wegen ihrer geringeren Talgproduktion bevorzugen.

Viel entscheidender ist, dass Läuse auf ihren sechs Beinen 16 Zentimeter Haar in vierzig Sekunden «sprinten»: Wer den Kopf mit anderen für ein umständliches Selfie oder eine Tuschelei zusammensteckt, riskiert dabei, blinde Passagiere aufzugabeln. Damit ist der Übertragungsweg einigermassen geklärt, die flügellosen Insekten fliegen nicht. Obwohl: Es haben Läuse schon auf dem Rücken von Stubenfliegen Fernreisen angetreten!

Alle zwei Stunden etwas Blut

Die wortwörtliche Hauptsache bleibt aber der Mensch: Läuse können zwar bis zu 16 Stunden die Luft anhalten, Abtauchen und Luftanhalten in der Badewanne nützt also nichts. Aber ohne Kopf wird es für Läuse ungemütlich, weshalb sie selbst auf Bettwäsche oder in Kappen rasch das Zeitliche segnen – mindestens alle zwei Stunden ist eine kleine Blutmahlzeit fällig. Und dann sind da die unsportlichen Mittel, die Menschen zur Bekämpfung einsetzen: Staubsauger (!), Kämme und Insektizide, die lähmen, austrocknen oder ersticken. «Ich mag Läuse zwar immer noch nicht», schreibt Autorin Páramo über die Resilienz der Parasiten, «aber ich bin fasziniert, wie unglaublich gut sie an ihre Umgebung ­angepasst sind.» Viele Ängste und Vorurteile seien erlernt, da helfe nur ein unvoreingenommener Blick.

Aufklärung mache den Unterschied zwischen Ekel und Respekt, so Páramo: «Genau das soll dieses Buch vermitteln.» Nach der lohnenswerten Lektüre wissen wir, dass in Sibirien Läuse einst als Liebesbeweis verschenkt wurden. Und wer sich jetzt noch immer nicht am Kopf kratzt, sitzt wohl auf einem.

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