Drei Betontürme für einen blühenden Neubeginn

Lang ersehnt: Am Samstag öffnete das Kunsthaus Baselland zum ersten Mal seine Tore im neuen Domizil – in einer alten Champagner-Lagerhalle auf dem Dreispitz-Areal lockt die Eröffnungsausstellung «Rewilding».

Markant: die drei Betontürme auf dem Dach des neuen Kunsthauses Baselland. Fotos: Roland Schmid

Markant: die drei Betontürme auf dem Dach des neuen Kunsthauses Baselland. Fotos: Roland Schmid

Hingucker: der Unterhosen-Kronleuchter von Pipilotti Rist.

Hingucker: der Unterhosen-Kronleuchter von Pipilotti Rist.

Von allen Seiten sind sie sichtbar: die drei grossen Betontürme, die ähnlich wie drei Leuchttürme schon von weit her auf sich aufmerksam machen. Sie gehören zum neuen Kunsthaus Baselland, das von Muttenz nach Münchenstein aufs Dreispitz-Areal umgezogen ist.

Schon kurz nach der Türöffnung am vergangenen Samstag herrschte ein reges Gewusel in der ehemaligen Champagner-Lagerhalle. Das Publikum ist erstaunlich bunt gemischt, von der jungen Familie bis zum älteren Ehepaar, von Sandalen bis zum Anzug; was Marina Meijer-von Tscharner, Präsidentin des Kunstvereins Baselland, der als Träger hinter dem Kunsthaus steht, in ihrer Eröffnungsrede freudig hervorhebt. Ein Ziel des neuen Kunsthauses sei es nämlich, ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Die Geschichte des Umzugs von Muttenz nach Münchenstein sei ein langer Weg gewesen und die erste Idee für den neuen Standort auf dem Dreispitz bereits im Jahr 2013 entstanden. Der Standort auf dem umtriebigen und wieder aufblühenden Areal in unmittelbarer Nähe zur Fachhochschule für Kunst und Gestaltung, dem Haus der Elektronischen Künste, vielen Ateliers und Kreativbüros direkt an der Kantonsgrenze sei dabei besonders optimal gelegen. Auch Nationalratspräsident Eric Nussbaumer liess es sich an diesem für die Baselbieter Kunstwelt wichtigen Anlass nicht nehmen, eine kurze Ansprache zu halten, und betonte, dass die Lage des Kunsthauses beste Voraussetzungen für Vernetzung und Horizonterweiterung biete. Und auch die Münchensteiner Gemeindepräsidentin Jeanne Locher pflichtete bei, dass es keinen idealeren Ort für den vielseitigen Austausch zwischen Bildung, Kunst und Architektur gebe.

Hingucker und Lichtquelle

Vor dem Umzug nach Münchenstein war das Kunsthaus Baselland 25 Jahre lang in Muttenz beim St. Jakob an der Birs in einer alten Fabrikhalle beheimatet. Dem Industriecharakter blieb man mit der ehemaligen Champagner-Lagerhalle treu. Die Aufgabe, daraus einen Ort für moderne Kunst zu entwerfen, kam dem Architekturbüro Buchner Bründler zu. Die drei markanten Betonspitzen sind dabei nicht nur ein optischer Hingucker, sondern auch für die Atmosphäre im Gebäude essenziell. Durch die Öffnungen dienen sie zugleich als natürliche Lichtquelle, die je nach Tages- und Jahreszeit unterschiedliche Stimmungen erzeugt. Das steril wirkende Innenleben mit den hohen Wänden aus Beton sei dabei bewusst neutral gehalten, schliesslich soll die Kunst die Farben aufblühen lassen.

Kronleuchter aus Unterwäsche

«Wandeln Sie wie bei einem Spaziergang durch die Räume», empfiehlt Ines Goldbach, Direktorin des Kunsthauses Baselland für die Besichtigung der Eröffnungsausstellung «Rewilding». Rund 30 lokale, nationale und internationale Kunstschaffende zeigen hier bis Mitte August ihre Werke. Speziell ist, dass sich die Kunst durch die verschachtelte Raumkonstruktion mit den Betonwänden verflechtet. Schon im Foyer sticht ein grosser Kronleuchter ins Auge, der aus weisser Frauenunterwäsche besteht: der «Central Hong Kong Chandelier» von der bekannten Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist. Die Variationen reichen von kleinen Wandinstallationen bis hin zu grossformatigen Werken wie Daniela Keisers «Ader», das rund 100 Quadratmeter an Wand und Boden in Anspruch nimmt. Nicht nur optisch, sondern auch akustisch auffallend ist das Werk «Melody of Certain Damage» von Naama Tsabar, das einen in kriegsgetriebenen Zeiten innehalten lässt: Zerbrochene und zerfetzte Überreste von elektrischen Gitarren liegen auf weisser Unterlage verstreut. Durch das Zupfen der einzeln gespannten Saiten ertönen aus den Lautsprechern an den Wänden schräge und schrille Gitarrenklänge.

Da sich die Ausstellung über zwei Stockwerke und verschiedene Zwischenebenen erstreckt, lassen sich die Werke oft aus mehreren Perspektiven betrachten. Hier schliesst sich der Kreis zu den drei Türmen, auf die sich von allen Seiten neue Blickwinkel erschliessen.

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