Die Versorgungsregion Alter Birstal nimmt Fahrt auf
Nach anfänglichen Schwie-rigkeiten greifen die Rädchen beim Thema Alter auch dank der neu geschaf-fenen Geschäftsstelle im-mer besser ineinander.

Mit dem Altersbetreuungs- und Pflegegesetz (APG) von 2018 beabsichtigte der Kanton Baselland eine verstärkte gemeinsame Planung beim Thema Alter über die Gemeindegrenzen hinweg. Die Gemeinden waren aufgefordert, sich zu Versorgungsregionen zusammenzuschliessen und gemeinsam eine bedarfsgerechte, qualitativ gute und wirtschaftliche Pflege sowie die Betreuung von betagten Personen sicherzustellen. Eines der Kernziele in der aktuellen Alterspflege und -betreuung ist die Förderung von intermediären Lebensformen und Betreuungsangeboten zwischen dem unabhängigen Wohnen in den eigenen vier Wänden und dem Einzug in ein Pflegeheim.
Die Versorgungsregion mit den meisten Einwohnerinnen und Einwohnern ist die Versorgungsregion Alter Birstal mit den Gemeinden Aesch, Arlesheim, Duggingen, Münchenstein, Pfeffingen und Reinach. Mit dem verstärkten Miteinander sollten unter anderem Synergien besser genutzt werden. Dies sollte sich am Ende auch dämpfend auf die Kosten auswirken, die gerade in den Bereichen Alter und Gesundheit in den letzten Jahren rasant angestiegen sind.
Zweckverband statt lose Zusammenarbeit
Die Gemeinden bekamen drei Jahre Zeit zur Implementierung der Versorgungsregionen. Der Start in die Versorgungsregion Alter Birstal verlief harzig. Obwohl die Leistungserbringer wie die Pflegeheime und die Spitex-Organisationen ihre Mitarbeit anboten, wurden sie in die Planungen nicht wirklich einbezogen, erinnert sich der Münchensteiner Gemeinderat Dieter Rehmann (SP), der 2020 neu ins Amt gewählt wurde und dem Departement Soziales/Gesundheit/Freizeit vorsteht. «Innerhalb der Versorgungsregion fand ein Reifeprozess statt, der zur Erkenntnis geführt hat, dass wir nur in einem Zweckverband handlungsfähig sein und die Aufgaben wahrnehmen können.» Am 1. Januar 2025 wurde der Zweckverband mit der Delegiertenversammlung als Entscheidungsgremium lanciert. Münchenstein wurde als Leitgemeinde festgelegt.
Ein Zweckverband ist eine eigene Rechtspersönlichkeit mit eigenen Kompetenzen, auch in Sachen Finanzen. Seit dem 1. April ist Michael Buik von der Firma Vitalba mit einem Pensum von 30 Prozent als Geschäftsführer des Zweckverbands tätig.
Die sechs Gemeinden der Versorgungsregion Alter Birstal erarbeiteten gemeinsam unter Einbezug von Anspruchsgruppen eine Strategie inklusive eines Massnahmenkatalogs, an dem sich Buik orientieren muss. Dazu wurden drei Arbeitsgruppen zu drei Kernthemen gebildet: intermediäre Angebote, Aufbau einer Informations- und Beratungsstelle und die Vereinheitlichung der Finanzierung von Tages- und Nachtstrukturen.
Nur ins Pflegeheim, wer wirklich muss
«Die Bedeutung des Themas und damit des Zweckverbands ist für die Gemeinden gross. Schliesslich geht es um Millionen», betont Rehmann. In Sachen intermediäre Angebote vor dem Heimeintritt ist der Aufholbedarf im Birstal gross. «Der Richtwert muss sein, die ältere Gesellschaft in den Gemeinden gemäss den individuellen Bedürfnissen gut zu versorgen», erklärt Geschäftsführer Buik.
In Pflegeheimen würden aktuell Menschen leben, die eigentlich nicht dort sein müssten, weil ihre Pflegestufen für ein Heim zu tief sind, mahnt Buik. Die Frage sei stets, wer diese intermediären Angebote ohne die Wirtschaftlichkeit als oberste Prämisse leistet, gibt Rehmann auch bezüglich Fachkräftemangel zu bedenken. Die Leistungen müssten auch für jene tragbar sein, die kein Eigenheim veräussern können, ergänzt Buik.
Der Geschäftsführer des Zweckverbands Versorgungsregion Alter Birstal ist voll des Lobes für die hiesigen fünf Pflegeheime und die beiden öffentlichen Spitex-Organisationen. Es gehe nun darum, so Buik, zu analysieren, an welchem Standort welche Spezialisierung angeboten werden kann.
Koordinierte Informations- und Beratungsleistungen
Für Rehmann ist klar, dass es nur mit den Leistungserbringern zusammen funktionieren kann, weil sie am Puls sind und über grosses Know-how verfügen. Der Münchensteiner Gemeinderat ist optimistisch, dass es mit der geschaffenen Geschäftsstelle und Buik vorwärtsgeht. Eines der nächsten Ziele ist die Errichtung koordinierter Informations- und Beratungsdienstleistungen für Betroffene und Angehörige in den sechs Gemeinden.
Die Neuorganisation beim Thema Alter sei komplex, meint Rehmann. «Jahrzehntelang gewachsene Strukturen müssen aufgebrochen und neu gedacht werden. Dafür braucht es viele Gespräche, um zu sensibilisieren und Vertrauen zu gewinnen.»


