Die Stauden sind weg
Die Kündigung blieb bestehen: Mitte Oktober hat Andreas Steiger seine Parzelle im Familiengartenverein Aeschabgeben müssen.

Es war eine Geschichte, die hohe Wellen über die Grenzen Aeschs hinaus warf. Mitte Februar dieses Jahres berichtete das Wochenblatt über Streitigkeiten in den Aescher Familiengärten: Andreas Steiger hatte eine Schrebergartenparzelle gepachtet und einen Schmetterlingsgarten angelegt. Der Familiengartenverein Aesch kündigte Steiger allerdings nach mehrfacher Ankündigung den Vertrag. Die Begründung war, der Garten sei über längere Zeit unordentlich und überwuchert gewesen. Der Kündigung vorausgegangen waren jahrelange Auseinandersetzungen zwischen Steiger und dem Vereinsvorstand. Steiger focht die Kündigung an und sammelte Unterschriften für eine ausserordentliche Generalversammlung. Auch der Natur- und Vogelschutzverein schaltete sich ein und setzte sich für den Erhalt des Gartens ein. Dann wurde es ruhig um die Gartenparzelle – Medien und Öffentlichkeit wurden nicht weiter informiert.
Nun aber ist klar: Steiger musste seinen Garten Mitte Oktober abgeben.
«Eine Welle von Anfeindungen»
Nach Steigers Gang in die Öffentlichkeit im Februar kam es zu wüsten Anfeindungen aus der Bevölkerung gegenüber dem damaligen Vorstand des Familiengartenvereins. Daraufhin trat dieser in globo zurück. Der Artikel habe eine «Welle von Anfeindungen, um nicht zu sagen einen Shitstorm» ausgelöst, «welche diese Personen schwer getroffen hat», schreibt der Verein auf Anfrage des Wochenblattes. «Man schoss sich auf ein gerade aktuelles Thema der Gemeindephilosophie ein und liess es aus allen Rohren knallen.» Zu behaupten, dass Biodiversität nur auf dieser einen Parzelle anzutreffen sei, sei mehr als fraglich, so der Verein weiter. Das ganze Areal des Gartenvereins in sich sei eine grosse biodiverse Fläche.
Grosse Mehrheit für Kündigung
Der neue Vorstand habe sich nach kurzer Einarbeitung mit der Kündigung auseinandersetzen müssen: «Herr Steiger sandte dem Vorstand per Mail eine ‹lösungsorientierte Zielvereinbarung›, in welcher er erklärte, wie er seinen Garten in Zukunft gestalten und pflegen wolle.» Im Gegenzug sollte der neue Vorstand die hängige Kündigung zurückziehen und Steiger seinerseits auf die ausserordentliche Generalversammlung, die er verlangt hatte, verzichten. Der Vorstand habe jedoch entschieden, nicht auf diesen Vorschlag einzugehen, «da sich der letzte Vorstand schon mehrere Jahre mit der Pflegesituation dieser Parzelle rumschlagen musste und er als letzte Konsequenz die Kündigung aussprach», schreibt der Verein. Ausserdem sei das Begehren von Steiger auf eine ausserordentliche Generalversammlung schon eingegangen und auch statutenkonform, so der Verein weiter.
An besagter ausserordentlicher Generalversammlung stimmte eine grosse Mehrheit der anwesenden Mitglieder des Vereins dann für die Rechtmässigkeit der Kündigung. Steigers Kampf war damit zu Ende. Seit einer Woche ist die Schmetterlingsoase, die Steiger kultivieren wollte, Geschichte. Der gelernte Landschaftsgärtner hat alle Stauden entfernt – der neue Pächter der Gartenparzelle möchte sie nicht übernehmen. «Ich habe viele der wertvollen Pflanzen ausgegraben und werde sie an einem neuen Ort wieder einpflanzen», sagt Steiger. Er blickt enttäuscht auf die vergangenen Monate zurück. Die Kündigung gehe ihm noch immer nahe. Doch er sei glücklich über die «enorme Unterstützung», die er aus der Bevölkerung erhalten habe. Von Schrebergärten habe er derzeit allerdings genug. Der Aescher will nun andere Projekte verfolgen. In den vergangenen Monaten hätten sich da und dort Optionen aufgetan – welche, das will er noch nicht verraten.
Der Familiengartenverein hofft, dass nun Ruhe einkehrt.