Die Kunst steckt in den kleinen Orten

Als Saisonabschluss lädt das Neue Theater zu einer Performance unter dem Titel «Orte, eine Gebrauchsanweisung» ein.

«Wir verwandeln das Theater in ein Museum», sagt Theaterkünstler Sebastian Gisi, der die Idee zur aktuellen Produktion des Neuen Theaters entworfen und zusammen mit der Theaterkünstlerin Olivia Ronzani, dem Theaterkünstler Ivo Schneider und dem bildenden Künstler Joan Pallé zu einem Werk für das Publikum entwickelt hatte. «Orte, eine Gebrauchsanweisung» ist kein Theater, sondern eine künstlerische Installation, eine Performance, welche die Besucherinnen und Besucher in Eigenregie erforschen und entdecken können: «Nicht nur das Foyer und die Bühne sind begehbar, auch die Garderobe oder der Gang unter der Bühne sind für das Publikum geöffnet und mit künstlerischen Installationen versehen», sagt Olivia Ronzani. Ein weiterer Teil des Stücks ist ein künstlerischer Spaziergang in und um Dornach. Ob in den Räumlichkeiten des Theaters oder auf dem Rundgang durchs Dorf – in kleinen Geschichten oder mittels Impressionen wird der Fokus auf Orte gelegt, die beim alltäglichen Vorbeigehen übersehen werden.

Eine fiktive Miniaturstadt in der Garderobe, Kriminalgeschichten in schummrigen Bahnhofsnischen oder einen ­kitschigen Sonnenuntergang im Betriebsbüro – auf solches und Ähnliches dürfen sich alle, die sich mit auf die Reise begeben, gefasst machen. Und: «Für jeden Ort, den wir zeigen, gibts eine Aufgabe, eine Gebrauchsanweisung», erzählt Gisi.

Eine Ortsannäherung

Das Künstlerteam nennt sich selbst «Die Vermessung» und ging diesen Frühling auf Tour, um die Region um das Neue Theater künstlerisch zu erforschen. «Wir waren in den Dörfern unterwegs, sammelten Eindrücke und sprachen mit den Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern», erzählt Gisi. Dabei liess sich das Team von der Architektur, der Natur und dem Alltagsgeschehen auf den Strassen, Wegen und Dorfplätzen inspirieren – eine Arbeit, für welche die Künstlerin und die drei Künstler brennen: «Mich als Fremder einem Ort anzunähern, ihn zu ­erforschen und in eine Perspektive zu setzen, ist ein sehr spannender künstlerischer Prozess», sagt Ivo Schneider. «Orte, eine Gebrauchsanweisung» möchte «überraschende wie alltägliche, humorvolle und ergreifende Einblicke in die Geschichten der Region bieten». Das Finale des Abends bildet eine musikalische Performance durch «Die Vermessung» im Theatersaal: In naiver Ästhetik erzählen Lieder und Bilder von Eisenbahnfahrten durch Gärten, den Imbissbuden im Reinacher Industriegebiet, der Nepomuk-Brücke und einer jungen Frühlingsliebe.

«Orte, eine Gebrauchsanweisung» steht aber nicht nur für sich allein, sondern ist die dritte Ausgabe der hauseigenen Sparte «Die Vermessung der Dörfer». Die Reihe soll die geografische Lage des Theaters, den Bezug zur Region betonen. Die Idee ist gewissermassen eine Weiterentwicklung der Trilogie «Chroniken von Dornach», bei der ein grosser Teil des neuen Theaterteams künstlerisch mit­gewirkt hatte und die jetzt in anderer, erweiterter Form etabliert wird. Künstlerinnen und Künstler werden dabei ­eingeladen, in der Region auf Forschungsreise zu gehen. Die angrenzenden und umliegenden Dörfer werden mit all ihren Eigenschaften und Eckdaten, ihren Banalitäten und Besonderheiten erfasst und künstlerisch ausgewertet. Der theatrale Museumsabend, der heute Donnerstag, Freitag und Samstag zu erleben ist, bildet ausserdem den ersten Saisonabschluss des neuen Theaterteams.

Die Vermessung der Dörfer: «Orte, eine Gebrauchsanweisung»; 2., 3. und 4. Juni; 18.30 Uhr. Anmeldung für Spaziergang: info@neuestheater.ch; weitere Informationen: www.neuestheater.ch

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