Die Feuerwehren bündeln ihre Kräfte

Aus den Feuerwehren Klus, Arlesheim, Reinach und Duggingen soll der Feuerwehr-Zweckverband Birs werden. Die bisherigen Feuerwehrstandorte bleiben bestehen.

Gemeindevertreter und Feuerwehrkommandanten: die Verantwortlichen für den Zusammenschluss der Feuerwehren beim gemeinsamen Fototermin in Aesch. Foto: CS Creative Services Claudia Schreiber

2016 schloss sich Grellingen der Feuerwehr Klus an, die Aesch und Pfeffingen acht Jahre zuvor gemeinsam gegründet hatten. Für die Mitglieder der drei Feuerwehren war dies schon damals ein grosser Schritt. Die Feuerwehren sind historisch gewachsen eine Angelegenheit der einzelnen Dörfer. Man besucht die jährliche Hauptübung, man identifiziert sich mit den Fahrzeugen und den zahlreichen Milizfeuerwehrleuten und den Kommandanten. Nun wird das historisch gewachsene Konstrukt noch einmal aufgeweicht. Die Gemeinden Aesch, Pfeffingen, Grellingen, Duggingen, Arlesheim und Reinach sollen sich zu einem neuen Zweckverband zusammenschliessen. Aus vier Feuerwehren würde so ab dem 1. Januar 2025 die Feuerwehr Birs.

Sämtliche Gemeinderäte der sechs ­Gemeinden haben dem Vorhaben zugestimmt. Im Juni entscheiden die fünf Gemeindeversammlungen und in Reinach der Einwohnerrat. Ist der Zweckverband rechtlich verbindlich, beginnt die Implementierung. Ganz auf den Kopf wird das Feuerwehrwesen im Birstal damit nicht gestellt. Schon heute arbeiten die sechs Gemeinden in verschiedenen Bereichen der Feuerwehr eng zusammen. Trotzdem wäre der Zweckverband ein grosser Schritt, betonen die Verantwortlichen beim gemeinsamen Fototermin beim Bahnhof Aesch. «Die Feuerwehr ist mit vielen Emotionen verbunden. Das verstehen wir auch, weil ein gewisses Herzblut zurückgelassen wird», sagt Aeschs Gemeinderat Stephan Hohl (FDP).

Keine Sparübung

Durch den Zusammenschluss soll kein bisheriger Standort aufgehoben werden. «Sechs Gemeinden, vier Feuerwehrmagazine – das bleibt!», stellt Hohl klar. Die Feuerwehren sollen in den Dörfern bleiben. Der Zusammenschluss sei auch ­keine Sparübung, betont Arlesheims ­Gemeinderat Pascal Leumann (FDP). Im Vertrag vereinbart ist, dass die Kosten in den kommenden zehn Jahren gemäss heutigem Stand gedeckelt werden. Zusätzliche Kosten infolge der Inflation sollen möglich sein.

Thomas Sauter, Geschäftsleiter der Allgemeinen Verwaltung Reinach und Vorsitzender der Projektsteuerung für den neuen Zweckverband, bekräftigt, dass der Wunsch nach einem grösseren Zusammenschluss der Feuerwehren von den Kommandos kam und nicht von der Politik. «Es war in der Tat eine Entwicklung von unten her, bottom up», beschreibt Sauter. Hauptziel sei es, dass die Feuerwehren auch in Zukunft genügend Leute haben werden. «Die Kräfte werden gebündelt, um als Verband mehr Personen zur Verfügung zu haben, die jederzeit einsatzfähig sind.» Es werde immer schwieriger, tagsüber als Feuerwehr personell gut aufgestellt zu sein, weil das Personal weniger schnell vom Arbeitsplatz wegkommt, der Verkehr zunimmt und die Mitglieder der Feuerwehren auch weiter verteilt sind, da heute viel mehr zur Arbeit gependelt wird. Der Zweckverband Birs würde der grösste Feuerwehr-Zweckverband im Kanton ­Baselland sein. Rund 47000 Menschen wohnen in den sechs Gemeinden – Tendenz stark zunehmend.

«Aus der Position der Stärke»

Mit der bereits schon implementierten Tagesmiliz als Pilotprojekt versuchen die vier Feuerwehren, täglich Personal an einem Magazinstandort zu haben, um schnell ausrücken zu können. Diese Gruppe wartet nicht Däumchen drehend, bis ein Alarm eingeht, sondern leistet anstehende Arbeiten im jeweiligen Magazin. Andreas Gerber, Kommandant der Feuerwehr Klus und Projektleiter für den neuen Zweckverband, ist von der Notwendigkeit des Zusammenschlusses überzeugt. «Wir sind heute sehr gut aufgestellt. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, müssen wir jetzt aus der Position der Stärke heraus die Weichen stellen.» Gerber kennt die Vorbehalte gegen Zusammenschlüsse bei der Feuerwehr. Bei der Feuerwehr Klus sei die Stimmung diesbezüglich aber positiv. «Beim Zusammenschluss zur Feuerwehr Klus gab es ähnliche Vorbehalte wie jetzt. Heute sind wohl alle der Meinung, dass es damals der richtige Entscheid war.» Für Andreas Gerber ist der Zusammenschluss unausweichlich, um auch in Zukunft gerüstet und für die Bevölkerung im Birstal weiterhin einsatzfähig zu sein.

Auf den 1. Januar 2025 hin werde die Feuerwehr Birs nicht schon «perfekt» aufgestellt sein. Man müsse dem neuen Zweckverband Zeit geben, mahnt der Kommandant der Feuerwehr Klus zu Geduld. «Die Leute müssen sich noch besser kennenlernen. Die Abläufe müssen sitzen. Vertrauen ineinander ist das A und O für einen erfolgreichen Einsatz.» Bevor es am 1. Januar losgehen kann, muss das Vorhaben in den sechs Gemeinden de­mokratisch abgesegnet werden. Für die betroffenen Feuerwehrleute wird das Entfernen der bisherigen Logos und Schriftzüge auf den Fahrzeugen wohl um einiges schwieriger werden.

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