Der ESC kommt nach Basel

Basel ist der Austragungsort des Eurovision Song Contest 2025. Das müssen Interessierte jetzt wissen.

Frohe Botschaft: Conradin Cramer (links) und Sven Epiney verkündeten am Freitagmorgen im Grossen Rat, dass Basel den Eurovision Song Contest 2025 austragen wird. Foto: Juri Junkov

1. Warum fiel der Entscheid der SRG auf Basel?

Die erste Begründung für den Zuschlag an Basel folgte um Punkt 10 Uhr am Freitag auf dem ESC-Youtube-Kanal. Der Eurovision Song Contest komme «in eine Stadt, die Musik und Kreativität lebt, eine Stadt, die Codes bricht und in der sich alle Menschen sicher und zugehörig fühlen, einen Ort, an dem man sich zu Hause fühlen kann».

Das Duell zwischen Basel und Genf verlief indes sehr knapp. Die beiden Städte hätten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, teilte die SRG in einem Communiqué mit. Nachdem Bern und Zürich als Austragungsorte ausgeschieden waren, besuchte das ESC-Kernteam erneut beide Städte und nahm die Bewerbungsdossiers von Basel und Genf genauer unter die Lupe. Insgesamt kamen gegen 100 Kriterien zur Anwendung – so wurden etwa die Eignung der Halle, kreative Ideen für Side-Events, die Finanzierung und das kulturelle Angebot der Stadt bewertet.

In welchen Punkten Basel genau Genf überflügelt hat, legte die SRG nicht offen. Das Gesamtpaket machte den Unterschied, hiess es seitens des öffentlichen Rundfunks. Möglicherweise spielte der Umstand eine Rolle, dass in der Deutschschweiz in den letzten Wochen eine grössere ESC-Euphorie zu spüren war als in der Romandie. Zudem ist die St. Jakobshalle bereits als Konzerthalle konzipiert, während in Genf in eine leere Messehalle erst noch die Infrastruktur für den ESC hätte eingebaut werden müssen.

2. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher?

Der ESC findet in Basel in der St. Jakobshalle, die übrigens auf Münchensteiner Boden steht, statt. Die Kapazität der ­Konzerthalle beträgt etwas mehr als 9000 Besucherinnen und Besucher. Das ist vergleichsweise wenig für den grössten Musikevent der Welt.

Der Ticketverkauf soll noch Ende dieses Jahres starten. Wer sich kein Ticket ergattern kann, dem bietet sich jedoch eine Alternative: Basel plant im benachbarten St. Jakob-Park, dem Fussballstadion des FC Basel, ein Public Viewing für bis zu 20000 Menschen – zumindest für das Finale. Zudem soll in der Ausgeh­meile Steinenvorstadt eine «Eurovision Street» eingerichtet werden. Auf dem Barfüsserplatz ist eine Bühne für lokale Bands vorgesehen.

3. Was müssen Interessierte wissen?

Mit dem Zuschlag für Basel wurden auch die genauen Daten bekannt. Die Halb­finals des ESC 2025 finden am 13. und 15. Mai 2025 statt. Das Finale wird am 17. Mai über die Bühne gehen. Somit ist das Rennen um die Hotelbetten eröffnet. Klar ist: Von den ursprünglich vier Bewerberstädten Zürich, Genf, Bern und Basel ist Basel nach Bern jene mit dem kleinsten Angebot an Hotelzimmern, was nun zu Knappheit und hohen Preisen beiträgt.

Viele Hotels sind bereits gut gebucht – oder haben ihre Verfügbarkeiten noch nicht aufgeschaltet. Wer am Freitagmorgen auf Booking.com eine Übernachtungsmöglichkeit suchte, konnte einzig im Hotel Merian Basel – Self-Check-in (fünf Nächte für 9500 Franken) oder im Hotel du Commerce (fünf Nächte für 3605 Franken) noch buchen. Wer es weniger teuer mag, muss private Alternativen suchen oder in einem nahe gelegenen Ort übernachten. Aufgrund direkter Zugverbindungen bieten sich etwa Liestal, Delsberg oder Olten an. Man könne ja nicht nur in Basel übernachten, sondern die ganze Schweiz sei eine grosse Stadt, sagte auch Letizia Elia, CEO von Basel Tourismus, anlässlich einer Me­dienorientierung in Basel.

Die Delegationen der teilnehmenden Musiker und die Mitarbeitenden etwa der Europäischen Rundfunkunion (EBU) oder der SRG, die für den ESC nach Basel kommen, brauchen die ausgebuchten Hotels nicht zu kümmern. Basel musste für sie bereits im Vorfeld Hotelzimmer zu üblichen Preisen reservieren. Manche von ihnen könnten indes wieder freigegeben werden. Bewegen sollen sich die Gäste mit dem öffentlichen Verkehr. Auch internationale Gäste, die mit dem Flugzeug anreisen, müssen auf diesen zurückgreifen.

4. Was, wenn es ein Referendum gibt?

Wie der Basler Stadtpräsident Conradin Cramer vor den Medien sagte, nimmt Basel für den ESC 34,9 Millionen Franken aus dem Kantonsbudget in die Hand. ­Bereits kommende Woche soll sich die Finanzkommission und am 11. September das Kantonsparlament mit dem kantonalen Beitrag befassen.

Sobald das Geschäft durch ist, kann das Referendum ergriffen werden. Damit es zustande kommt, müssen innert 42 Tagen 2000 gültige Unterschriften von im Kanton wohnhaften Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern gesammelt werden. Die rechtsreligiöse Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) hat bereits im Vorfeld angekündigt, auch in Basel das Referendum ergreifen zu wollen. Sie ist zwar im Kanton politisch ­unbedeutend, Unterschriften sammeln dürfen aber auch auswärtige Parteimitglieder und Sympathisanten. Sollte das Referendum zustande kommen, wäre der frühestmögliche Termin für eine Volksabstimmung der 24. November. Allerdings wäre dies ein äusserst sportlicher Zeitplan, da beispielsweise auch noch Unterlagen gedruckt und frühzeitig zugestellt werden müssen. Auch eine Abstimmung erst im nächsten Jahr ist denkbar.

Die SRG hat betont, dass der ESC sowieso stattfindet, ungeachtet eines Referendums. Für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass ein Kredit in einer Volksabstimmung abgelehnt würde, müsste sie aber wohl für einen grossen Teil der Kosten selbst aufkommen.

5. Wer sorgt für die Sicherheit?

Die zum Teil antisemitisch motivierten Demonstrationen während des diesjährigen ESC im schwedischen Malmö haben hohe Sicherheitskosten verursacht und zu teils unschönen Bildern geführt, etwa als Tausende vor dem Hotel der israelischen Sängerin Eden Golan gegen deren Teilnahme protestierten. Die Sängerin konnte ihr Hotel nur für Proben und Auftritte verlassen, das Gebäude musste gesichert werden. Ob der Nahost-Konflikt im Mai nächsten Jahres noch immer und auch in der Schweiz viele Demonstranten mobilisiert, ist offen. Der Kanton Basel-Stadt geht bei einem «mittleren Szenario» von Sicherheitskosten in der Höhe von rund 7 Millionen Franken aus. Den Angehörigen der Kantonspolizei wurde bereits mitgeteilt, dass eine Feriensperre während des ESC in Kraft tritt.

Die Kantonspolizei Basel-Stadt alleine wird den ESC aber nicht stemmen können. Der Regierungsrat hat im Vorfeld mitgeteilt, dass es einen sogenannten Konkordatseinsatz geben wird. Das heisst, dass Polizistinnen und Polizisten aus anderen Kantonen zugezogen werden. Den Einsatz wird Basel-Stadt diesen vergüten müssen.

6. Wer vertritt die Schweiz in Basel?

Das ist noch unklar. Bis am 22. August konnten Musikerinnen und Künstler ihre Songs bei der SRG einreichen. Der Schweizer Beitrag wird nun in einem mehrstufigen Selektionsprozess durch Publikums- und Fachjurys ausgewählt und Anfang 2025 bekannt gegeben. Auch wenn es schwierig sein dürfte, den Sieg von Nemo nächstes Jahr zu wiederholen, startet der Schweizer Vertreter oder die Schweizer Vertreterin doch mit einem gewichtigen Vorteil: Die Schweiz steht als Siegerland der letztjährigen Ausgabe beim ESC 2025 direkt im ­Fi­nale.

7. Was bringt der ESC finanziell?

Genaue Zahlen sind Mangelware. Fast alle Bewerberstädte stützten sich auf eine Studie der Universität Liverpool zur Austragung des ESC im Jahr 2023 in Liverpool. Demnach konnte dort eine Wertschöpfung in der Höhe von umgerechnet 62 Millionen Franken generiert werden – etwa weil Fans in Hotels übernachteten, in Restaurants assen oder im Detailhandel einkauften. Im Mai seien in Liverpool 175000 Hotelzimmer belegt worden.

Allerdings lassen sich solche Zahlen nicht ohne weiteres auf andere Städte ­übertragen und sind mit Vorsicht zu ­geniessen. So ist etwa schwierig abzuschätzen, wie viele Hotelzimmer auch ohne den ESC ­belegt wären mit Gästen, die für andere Zwecke anreisen würden. Sie hätten ebenfalls für Wertschöpfung gesorgt. Zudem dürfte ein Teil der Gäste in Basel in Hotels im angrenzenden Deutschland oder Frankreich übernachten.

Ein Grossteil der Zuschauerinnen und Zuschauer des ESC kommt erfahrungsgemäss aber sowieso aus der gleichen Region und dem Gastgeberland. Aus touristischer Sicht bedeutender ist deshalb der Marketing-Effekt: Mit Veranstaltungen wie dem ESC, die via Fernsehen und Social Media europaweit oder gar global wahrgenommen werden, können Städte ein Image transportieren und auf sich aufmerksam machen. Der Effekt einzelner Anlässe sollte nicht überschätzt werden, in einer längerfristigen Strategie können sie aber ein wichtiger Baustein sein.

Weitere Artikel zu «Region», die sie interessieren könnten

Region02.10.2024

Selleriesalat und Co: Safruits baut in Münchenstein aus

Die unter dem Namen Safruits bekannte AG für Fruchthandel baut in Münchenstein ein neues Produktionsgebäude. Am Montag fand die Grund- steinlegung statt.
Region02.10.2024

«Ochsen» neu im «Gault-Millau»

Der «Gault-Millau» kürt jedes Jahr die besten Restaurants der Schweiz. Neu mit dabei ist auch ein Arlesheimer Gasthof.
Region25.09.2024

Pflegenachwuchs wird stärker gefördert

Die beiden Gesundheitsdirektoren Thomi Jourdan und Lukas Engelberger präsentierten in Münchenstein die erste Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative.