Bereit für den Ernstfall

Was passiert, wenn plötzlich der Strom ausfällt oder ein Sturm das Birstal verwüstet? Für solche Extremsituationen werden Notfalltreffpunkte unterhalten. Betrieben werden sollen diese von Freiwilligen. Doch das will gelernt sein.

Gut vorbereitet: Alle Materialien werden sorgfältig verstaut. Im Ernstfall können die Helfenden dadurch rasch handeln. Fotos: Fabian Schwarzenbach

Gut vorbereitet: Alle Materialien werden sorgfältig verstaut. Im Ernstfall können die Helfenden dadurch rasch handeln. Fotos: Fabian Schwarzenbach

Wenn’s ernst wird: Im Notfall ist hier die erste Anlaufstelle.

Wenn’s ernst wird: Im Notfall ist hier die erste Anlaufstelle.

Wer im Katastrophenfall für die Hilfe zuständig ist, sollte seine Aufgabe in ruhigen Zeiten zuerst üben. Zu diesem Zweck treffen sich die Freiwilligen etwa dreimal im Jahr zu einer Schulung, wie vergangene Woche in Aesch.

Ein Gemeindemitarbeiter öffnet die unscheinbare Holztüre des kleinen Häuschens neben der Gemeindeverwaltung. Daran ist ein grosses Schild angebracht: Notfalltreffpunkt. Rund zwei Meter hinter der Türe ist ein Gitter, das er ebenfalls öffnet. In dem Raum hängt ein Funkgerät an der Wand – eingesteckt in der Ladestation. Nebenan stehen zwei Wägelchen, wie man sie vom Zügeln kennt. Auf ihnen ist alles verstaut, was im Notfall benötigt wird: ein Generator, ein Feuerlöscher, ein Benzintank und vieles mehr. Die anwesenden Personen nehmen die Dinge sorgfältig aus dem Häuschen. Sie öffnen die Plastikboxen und schauen sich das Material an.

Von der Feuerwehr eingerichtet

Thomas Brändle, Leiter Bevölkerungsschutz Birs, nimmt sich die Zeit, die Dinge kurz zu erklären. «Die Feuerwehr wird den Notfalltreffpunkt einrichten und ihr werdet ihn dann übernehmen», beginnt er mit dem Grundsatz. Im Ernstfall soll es schnell gehen und die Feuerwehr ist eine der ersten Gruppen, die vor Ort sein können. Nach dem Errichten des Notfalltreffpunkts müssen sie sich aber wieder anderen Dingen zuwenden können.

Daher die Freiwilligen. Sie werden via SMS aufgeboten oder erfahren das Ereignis via der App AlertSwiss. Bei grösseren Ereignissen dürfte auch ohne separates Aufgebot schnell klar sein, dass sie zum Treffpunkt müssen. Es sind viele Vorkommnisse vorstellbar, beispielsweise wäre ein flächendeckender Stromausfall ein realistisches Szenario. Eine geregelte Kommunikation ist nicht mehr möglich, die Gesellschaft ist wieder auf Mund-zu-Mund-Gespräche sowie Papier und Bleistift angewiesen. Doch was ist, wenn ausgerechnet dann ein Notruf abgesetzt werden muss? Dann können die Personen beim Notfalltreffpunkt weiterhelfen und die Rettungsdienste avisieren.

Was einfach, simpel und praktisch tönt, muss zu ebendiesem Zeitpunkt gut organisiert und aufgebaut sein. Daher treffen sich die Freiwilligen etwa dreimal im Jahr. In der gemischten Gruppe hat es viele Personen mit Feuerwehr- oder Zivilschutz-Erfahrung. Viele sind aber erstmals am Notfalltreffpunkt selbst und sehen sich das Material an. Es folgen viele Fragen, teils auch kritische. «Wo sind die Schlüssel?», «Wie bediene ich das Funkgerät?», «Was ist, wenn 200 Menschen auf dem Platz auf mich zuströmen?» Geduldig beantwortet Brändle die Fragen.

Da die Feuerwehr den Treffpunkt aufbaut, hat sie die Schlüssel. Das Bedienen des Funkgeräts ist keine grosse Herausforderung, zudem liegen Anleitungen bei. Dass sehr viele Leute gleichzeitig zum Notfalltreffpunkt eilen, sei eher unwahrscheinlich. Trotzdem müsse triagiert werden. Sprich: Was ist dringend und was ist gut zu wissen, aber kann auch zwei Stunden später noch erledigt werden? Brändle zieht eine Mappe aus einer Kiste hervor, in der sich allerlei hilfreiche Unterlagen und Informa­tionen befinden, und zeigt, was vorbereitet wurde. Je nach Vorfall können die  Betreiber des Notfalltreffpunktes ­nachsehen.

Bevölkerung über Notfalltreffpunkte informieren

Für Brändle ist klar, dass alle Treffpunktbetreiber im Ernstfall relativ nervös sein werden. «Es geht auch darum, die Angst zu nehmen», ergänzt ­Hanspeter Häring, stellvertretender Stabschef. Es werde zuerst ein Chaos geben, das ist in ausserordentlichen Lagen immer so, sind sich alle einig. «Wichtig ist, dass die Menschen, die dringend Hilfe benötigen, diese auch erhalten», fasst Brändle zusammen. Nachdem alle Fragen beantwortet und sämtliches Material gesichtet wurde, wird alles wieder in den Kisten verstaut. Bereit für den Ernstfall. In der Zwischenzeit warten andere Aufgaben: Unter anderem soll die Bevölkerung auf die Notfalltreffpunkte aufmerksam gemacht werden. Sodass im Ernstfall alle wissen, wo sie für Hilfe hingehen können.

Interessenten für den Personalpool der Notfalltreffpunkte der Region Birs (Aesch, Arlesheim, Duggingen, Grellingen, Münchenstein, Pfeffingen und Reinach) können sich gerne an folgende E-Mail-Adresse wenden: thomas.braendle@reinach-bl.ch. Weitere Informationen zu den Notfalltreffpunkten: www.notfalltreffpunkt.ch.

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