Bedeutender Architekturpfad
Am Sonntag boten der Kulturausschuss Dornach und der Architekturpfad Dornach/Arlesheim Gelegenheit, zwei Routen durch die Siedlung von anthroposophischen Gebäuden kennen zu lernen.

Thomas Brunnschweiler
Im Laufe der letzten 100 Jahre wurden um das Goetheanum herum rund 180 Wohn- und Zweckbauten errichtet, die sich am sogenannt plastisch-organischen Baustil von Rudolf Steiner und am grossen Vorbild Goetheanum orientierten. Das ursprüngliche Konzept, das bis heute grösstenteils noch sichtbar ist, ging von einer zaunlosen Kolonie aus. Die an Pilze, überquellende Töpfe und andere organische Formen erinnernden Häuser wecken bei den meisten Menschen Assoziationen zu Märchen oder romantischen Sagen. Den einen gefällt diese Architektur, den anderen nicht. Wie dem auch sei: Das Ensemble auf dem Goetheanumhügel ist weltweit in dieser Form einzigartig, weswegen auch die Frage nach seinem endgültigen Schutz gestellt werden müsste.
Zeugen der Ideengeschichte
Oliver Conradt, der Präsident des für den Architekturpfad Dornach Arlesheim zuständigen Vereins, begrüsste am Sonntagnachmittag die Delegation des Gemeinderats und die rund 50 interessierten Gäste aus der Umgebung. Der Architekt, Henning Schulze-Schilddorf, und der renommierte Rudolf-Steiner-Kenner und Oxford-Professor Walter Kugler leiteten je eine Begehung der Routen 1 und 2. Seit 2001, dem 150. Geburtstag von Rudolf Steiner, gibt es auch einen Architekturführer, der die wichtigsten Bauten dokumentiert.
Wie der Monte Verità oder die Künstlersiedlung Worpswede war die «Anthroposophen-Kolonie» über dem Birstal am Anfang des 20. Jahrhunderts ein Anziehungspunkt für unterschiedliche geistig interessierte Menschen. Die Häuser, deren Stil auch expressionistische Elemente aufweisen, sind gleichsam gefrorene Ideen- und Kulturgeschichte sowie Zeugen einer weltweiten Bewegung, die in zahlreichen Gebieten wesentliche Impulse geleistet hat.
Bewusstsein ist erweiterungsfähig
Auf dem rund 90 Minuten langen Rundgang mit Walter Kugler, der von der fensterlosen Front des Hauses de Jaager bis zum Haus Düscher und zum Apéro beim Goetheanum führte, war vieles zu entdecken. Jedes Haus erzählt seine eigene Geschichte. In vielen Gebäuden gab es nur eine kleine Küche, weil die Bewohner im Speisehaus assen und ihr Zuhause lieber für einen grossen Gemeinschaftsraum nutzten, wo man sich der Eurhythmie widmen konnte. Das Eingangsportal von Haus Messmer ähnelt mit seiner geschwungenen Form dem Bühnenbild eines expressionistischen Dramas.
Bei den Ausführungen von Walter Kugler, der sich als Meister der Erzählkunst und intimer Kenner der Materie erwies, wurde manchem bewusst, wie wenig ausgeprägt das lokale Bewusstsein für dieses architektonische Erbe noch ist. Nicht zuletzt Schwarzbubenland Tourismus könnte den Architekturpfad noch stärker in sein Programm integrieren.