Bach-Tage am Goetheanum

Im Rahmen der Sektion für Redende und Musizierende Künste spielt der Pianist Hristo Kazakov an zwei Wochenenden vier der sechs kontrapunktischen Werke von Johann Sebastian Bach. Ein musikalisches Ereignis.

Hristo Kazakov: Pianist und Musikkenner, der bescheiden geblieben ist.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Hristo Kazakov: Pianist und Musikkenner, der bescheiden geblieben ist. Foto: Thomas Brunnschweiler

Liebhaber der Klassik erachten Johann Sebastian Bach als Zentralgestirn der älteren Musik. Diese Hochschätzung beruht vor allem auf der kontrapunktischen Leistung des Komponisten aus Eisenach. Was aber ist Kontrapunkt? Es ist die Benennung für eine mehrstimmige Notierung, die zwei oder mehr melodisch ausgebildete Stimmen gleichzeitig miteinander verbindet und fortführt. Wir kennen diese Form von der Fuge und anderen Kunstformen. Bach gilt als Gipfelpunkt der kontrapunktischen Kompositionsweise. Der in Bulgarien geborene und seit langem in Dornach wohnhafte Pianist Hristo Kazakov hat die Johann Sebastian Bach-Tage ins Leben gerufen. Er wird an den zwei kommenden Wochenenden die Goldberg-Variationen, das Wohltemperierte Klavier I und II und die Kunst der Fuge spielen; das heisst: Bachs Tastenwerk in einer Dichte, die man selten erlebt. Zudem wird Felix Lindenmaier am Samstag jeweils eine Einführung zum Wohltemperierten Klavier und zur Kunst der Fuge geben. Das Goetheanum-Eurythmie Ensemble gibt entsprechende eurythmische Demonstrationen.


Goldberg-Variationen als Prüfstein

Kazakov weist darauf hin, dass Bach diese Werke auf dem Clavichord oder dem Cembalo spielte. Das Klavier ist kein historisches Instrument, daher seien die Dogmen für die historischen Instrumente für das moderne Klavier nicht relevant. Heute gelten vor allem die unglaublich komplexen Goldberg-Variationen als Prüfstein für Pianisten. Vergleicht man frühe Aufnahmen mit jener von Glenn Gould im Jahre 1955, so erkennt man, dass der kanadische Pianist Bach vollkommen entstaubt hat. Dass man die Goldberg-Variationen auch viel langsamer spielen kann, bewies Gould in der zweiten Einspielung von 1981. Es war der Revolutionär Gould, der Kazakov zu Bach führte. Mit 23 Jahren spielte der junge bulgarische Pianist Bachs Variationen zum ersten Mal vor Publikum und erntete riesigen Applaus. Es ist das einzige Stück, das er auswendig spielen wird, denn das Wohltemperierte Klavier ist geradezu ein Kontinent, auf dem man zur Navigation Noten braucht.


Lob aus berufenem Munde


Hristo Kazakov wurde 1974 in Sofia geboren, belegte nach dem Musikstudium Meisterkurse bei Musikern in Frankreich mit Schwerpunkt «französischer Impressionismus». Er hat bisher vier CDs veröffentlicht, darunter die Goldberg-Variationen, deren Interpretation im Goetheanum selbst vom kritischen Sigfried Schibli grosses Lob erhielt. Der bekannte amerikanische Rezensent Radu A. Lelutiu schrieb: «Hristo Kazakov ist ein echter Künstler und zumindest in meinem Notizheft steht seine Interpretation der Goldberg-Variationen – sicherlich eines der meistaufgenommenen Werke im pianistischen Repertoire – neben dem Besten, was ich je gehört habe.» Der Referent Felix Lindenmaier ist Musiker und Musikpädagoge und seit der Pensionierung Mitarbeiter in der Sektion für Redende und Musizierende Künste am Goetheanum. Allen Liebhabern hochkarätiger Klaviermusik seien die Bach-Tage wärmstens empfohlen.

Johann Sebastian Bach-Tage, Goetheanum, Sa 30.11.- So 1.12.2019; Sa 7.12.- Sa 8.12.2019; Einführungen: Samstags 15-18 Uhr; Konzerte: Sa 19 Uhr / So 11 Uhr. Tickets: Goetheanum oder bei Bider & Tanner, Basel. <link http: www.srmk.goetheanum.org>www.srmk.goetheanum.org

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