Ölgemälde zwischen Zeiten und Welten

Derzeit stellt die aus der Ukraine stammende Kunstmalerin Irina Bugoslavska Ölgemälde unter dem Gesamttitel «Zurückkunft» im KunstRaumRhein aus. Eine sehenswerte Schau.

Irina Bugoslavska vor zwei ihrer Gemälde: Das Gesicht rechts stellt ihre Enkelin dar.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Irina Bugoslavska vor zwei ihrer Gemälde: Das Gesicht rechts stellt ihre Enkelin dar. Foto: Thomas Brunnschweiler

Wer von unverbindlich-abstraktem Expressionismus übersättigt ist, findet im Haus Julian derzeit eine wohltuende Gegenwelt in Form realistisch orientierter Malerei. Die in Leipzig wohnhafte und arbeitende Künstlerin Irina Bugoslavska hat einen ganz eigenen gegenständlichen Stil entwickelt, der zwischen Realismus, Surrealismus, Symbolismus und Manierismus oszilliert. Man kann diese Bilder lange und wiederholt betrachten, ohne dass sie ihr Geheimnis preisgeben. Es sind rätselhafte, enigmatische Gemälde, die in jeder Betrachterin und in jedem Betrachter etwas anderes zum Klingen bringen.

Die «Hirschfrau» macht zuerst etwas Angst, bis man das heilsam Schamanistische in ihr erkennt. Der Hirsch ist einerseits Symbol von Männlichkeit und Lebenskraft, andererseits in zahlreichen Legenden auch Träger des Lichts und der Heilung, worauf die Sanitätstasche verweist. Letztlich wird heute der Mensch selbst gejagt. Er wird zur Ware, was ein Strichcode auf der Haut zeigt. Dies ist nur eine von möglichen Deutungen dieses Bildes.

Die Bilder sind lesbar und bleiben doch so offen, dass eine magische Wirkung bleibt. Irina Bugoslavska geht es darum, zu zeigen, dass Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges immer zusammengehören, darum setzt sie moderne Geschichte in eine historische Umgebung. Evolutionstheoretisch könnte man von Phylogenese und Ontogenese sprechen. Jeder Mensch trägt während seiner Entwicklung die Stufen der Evolution in sich. Nicht umsonst erscheinen in den Bildern Requisiten der Raum- und Zeitmessung: See- und Himmelssextanten sowie alte Uhren. Oft erscheinen lateinische Sentenzen auf den Bildern. Bei der Buddha-Trinität mit ihrer genialen dreidimensionalen Tiefe heisst das Motto «Animam in promptu habere» (Die Seele in Bereitschaft halten).


Brillante Technik
Irina Bugoslavska hat ihre Technik in den letzten Jahren perfektioniert. Teilweise erhalten die Bilder durch die Kombination von Ölfarbe, Modellmasse und Reisslack dreidimensionale Texturen. Durch Reisslack entsteht auf den fertigen Bildern ein nicht planbares Craquelé, ein Sprung- oder Reissnetz, das man auch auf alten Gemälden findet.


Interessante Biografie
Ihre künstlerische Ausbildung begann die Malerin im russischen Chabarowsk, nahe der Grenze zu China. Danach absolvierte sie die Akademie der Künste in Kiew, wo sie das Diplom in Architektur erwarb. Nachdem sie nach Leipzig gezogen war, widmete sie sich fast ausschliesslich der Kunst.

Ihre Werke wurden in über 30 Gruppen- und Einzelausstellungen u. a. in Leipzig, Dresden, in Frankreich und in der Schweiz gezeigt. Ihre Bilder hängen in verschiedenen Ländern (u. a. Niederlande, Ukraine, Deutschland, USA, Israel, Frankreich und Österreich).

Angesichts der hohen Qualität und des enormen Zeitaufwandes für ein einziges Bild sind die Verkaufspreise als sehr moderat zu bezeichnen. Ein Ausstellungsbesuch lohnt sich auf alle Fälle.

 Ausstellung Irina Bugoslavska: «Zurückkunft», KunstRaumRhein, Haus Julian, Dorneckstrasse 37, bis 8.  August. Öffnungszeiten: Sa und So 14–18 Uhr, www.kunstraumrhein.ch.

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