Das gelbe Gift im Garten

Das Jakobskreuzkraut breitet sich seit Jahren vermehrt aus. Auf Verkehrsinseln oder an Strassenrändern wächst der giftige Korbblütler auch in der Region. Was bedeutet das?

War schon Ende Juni in voller Blüte: Jakobskreuzkraut an einem Dornacher Strassenrand. Foto: Fabia Maieroni
War schon Ende Juni in voller Blüte: Jakobskreuzkraut an einem Dornacher Strassenrand. Foto: Fabia Maieroni

Es blüht gelb, hat geringe Bodenansprüche und kommt mit wechselfeuchten Bedingungen, aber auch vorübergehender Bodentrockenheit zurecht: Das Jakobskreuzkraut, auch bekannt unter dem ­Namen Jakobsgreiskraut. Die kurzlebige Pflanze bildet im ersten Jahr eine Blattrosette, die etwas dem Löwenzahn ähnelt. Erst im zweiten Jahr bildet sie zwischen Juni und August leuchtend gelben Blüten, die Hauptblütezeit ist allerdings meist im Juli. Daher stammt auch ihr Name: Jacobi ist nämlich die alte Bezeichnung für den Tag des Heiligen Jakob am 25. Juli.

Jakobskreuzkraut ist kein Hingucker, meist spaziert oder fährt man an ihm auf Verkehrsinseln, kleinen Brachflächen oder an Strassenrändern vorbei, ohne es zu beachten. Doch ein genauerer Blick lohnt sich bei dieser Pflanze, die zur Familie der Korbblütler gehört: Sie ist nämlich giftig. Jakobskreuzkraut enthält Pyrrolizidinalkaloide (PA), die sich im Körper von Tieren nicht abbauen und so zu einer Vergiftung führen können. Besonders gefährdet sind Pferde und Rinder. In der Landwirtschaft ist man sich des Problems deshalb schon länger bewusst. Allerdings verträgt das Jakobskreuzkraut keine jährlichen Bodenbearbeitungen und fühlt sich deshalb auf bewirtschafteten Ackerflächen nicht wohl.

Anders sieht es im Siedlungsgebiet aus: Die Samen der Pflanzen können vom Wind über grosse Distanzen hinweggetragen werden, aber auch Autos oder andere Transportmittel können das Jakobskreuzkraut «verschleppen». So breitet sich die Pflanze seit vielen Jahren stetig aus. Ungenutzte Brachflächen wie Böschungen oder Bahndämme bieten der Pflanze einen guten Standort zum Wachsen. Aber auch in Gärten fühlt sich die Staude wohl. Anders als beispielsweise das Einjährige Berufskraut ist das Jakobskreuzkraut kein invasiver Neophyt. Die Pflanze ist in der Schweiz heimisch.


Im Honig oder in der Milch

Auch in der Wochenblatt-Region ist an diversen Orten Jakobskreuzkraut zu finden. Wie hoch ist die Gefahr für Mensch und Tier? Lukas Pfiffner vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL in Frick ordnet ein: «Die ganze Pflanze ist giftig, und dass die Verbreitung von Jakobskreuzkraut eingedämmt werden sollte, ist eigentlich schon seit Jahren bekannt.» PA können die Leber schädigen. «Für Pferde, Kühe und Rinder ist die Pflanze hochgiftig.» Die PA können auch in der Milch zurückbleiben. Aber auch Honigbienen können das Gift nicht abbauen – es kann im Honig abgelagert werden.


Im Hausmüll entsorgen

Eine massive Belastung durch Jakobskreuzkraut könnte im Extremfall zum Tod führen, sagt Pfiffner. Aber: Beim Menschen sind solche schweren Vergiftungen bislang nicht dokumentiert. Es gäbe keine Studien, die auf schwere Organschädigungen durch den Korbblütler hinweisen konnten. Panik sei nicht angebracht, meint Pfiffner. Aber die Pflanze müsse in ihrer Verbreitung eingeschränkt werden: «Wenn Jakobskreuzkraut im Garten entdeckt wird, so reisst man es am besten mit der Wurzel aus. Dazu sollten Handschuhe getragen werden, denn das Pflanzengift wirkt auch auf der Haut.» Die Pflanze soll dann aber nicht im Grüngut landen, sondern im Hausmüll entsorgt werden. Die Nachteile des Jakobskreuzkrauts für die Ökologie überwiegen den Nutzen, hält Pfiffner fest. Andere Pflanzen, wie etwa Johanniskraut, Wiesenmargarite oder wilde Malve, böten Insekten ebenso Nahrung und seien völlig unbedenklich, so der Agrarökologe.

Wer sich nicht sicher ist, ob es sich bei der gelbblühenden Pflanze im eigenen Garten um Jakobskreuzkraut handelt, kann eine Pflanzenbestimmungsapp herunterladen. Und wer auf Nummer sicher gehen will, zeigt die Pflanze oder ein Foto davon einem Fachmann.

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