Lokalhistoriker René Salathé verstorben

Einst als Hilfslehrer ans erste Baselbieter Gymnasium in Liestal geholt, prägte René Salathé über Jahrzehnte hinweg das Bildungswesen im Kanton als Lehrer und Rektor. Im Geiste war er bis zuletzt hellwach. Das Herz aber war schwach.

In Reinach zu Hause: René Salathé forschte unermüdlich über die lokale Geschichte.Foto: Archiv/Caspar Reimer
In Reinach zu Hause: René Salathé forschte unermüdlich über die lokale Geschichte.Foto: Archiv/Caspar Reimer

Seine eigene Geschichte und die Geschichten zum Baselbiet, die er niederschrieb, machten René Salathé zu einem der bekanntesten Gesichter des Kantons. Sein Leben steht bezeichnend für die Emanzipation des Baselbiets im 20. Jahrhundert.

Salathé wuchs im ausgeprägten Industriedorf Pratteln auf und wusste schon als Bub, dass er Lehrer werden wollte. Nach bestandener Aufnahmeprüfung absolvierte René Salathé am Realgymnasium in Basel die Matura und schloss diese 1948 erfolgreich ab. Als Baselland 1963 in Liestal das erste eigene Gymnasium eröffnete, hatte Salathé sein Geschichtsstudium mit Doktorat vollendet. Er wurde als Hilfslehrer an die Schule gerufen. Erst vor gut einem Monat noch empfing René Salathé die bz für ein Interview in seiner Stube und sprach über die Emanzipation des Kantons: «Baselland war ein Kanton, der sehr gerne die Hilfe von Basel annahm. Er war in gewissen Sparten unselbstständig, hatte keine Identität – das war irgendwie typisch, ein Selbstwertgefühl fehlte. Erst als Basel das Schulabkommen kündigte, erwachte der Kanton.» René Salathé avancierte zu einer der treibenden Kräfte im Baselbieter Bildungswesen. Nach bloss einem Jahr in Liestal holte der Kanton ihn als Konrektor ans Gymnasium in Münchenstein. Und als ein knappes Jahrzehnt später 1972 in Muttenz und Oberwil zwei weitere Baselbieter Gymnasien eröffnet wurden, wurde René Salathé Gründungsrektor in Oberwil. Er prägte die Schule mit seinem pragmatischen Führungsstil und kreativen Ideen. Salathé nahm auf dem Weg zur Schule auch immer mal wieder autostoppende Schülerinnen und Schüler mit.

Hauptinitiator der Baselbieter Kantonsgeschichte

Als Historiker begeisterte er sich für die Geschichte des Baselbiets und er war Hauptinitiator der Baselbieter Kantonsgeschichte «Nahe dran, weit weg», die 2001 als sechsbändiges Werk erschien. Daneben publizierte er etliche andere Werke, darunter auch das Buch «Der Gempen», das er zusammen mit Niklaus Starck schrieb. Mit ihnen wollte er dem Baselbiet ein Stück Selbstwertgefühl und Identität geben, wie er dies schon als Lehrer und Rektor gemacht hatte.

René Salathé schien mit seiner Schaffenskraft nimmermüde zu sein. Noch mit 95 Jahren kam ein herzhaftes Lachen über seine Lippen.

Weitere Artikel zu «Region», die sie interessieren könnten

Frisch gewählt: der Arlesheimer Markus Eigenmann. Foto: Keystone / Andreas Becker
Region03.12.2025

Das Birstal regiert wieder mit

Der Arlesheimer Markus Eigenmann (FDP) schafft den Sprung in die Kantonsexekutive. Sein neues Amt tritt er bereits am 1. Januar an. Für den Liberalen beginnt…
In ihrem Studio in Arlesheim: Nicole Yokoyama (l.) und Géraldine Meier, im Hintergrund sind gestrickte Versionen von Spinnerich Karl-Heinz und der Fliege Bisy zu sehen. Foto: Fabia Maieroni
Region03.12.2025

Adventshörbuch made in Arlesheim

«Du spinnsch wohl!»:Die Adventsgeschichte des deutschen Autors Kai Pannen ist erstmals als Hörbuch auf Schweizerdeutsch zu hören. Eingelesen haben sie zwei…
Duell um die Bildungsdirektion: Sabine Bucher trat gegen Markus Eigenmann an. Foto: Archiv / Kenneth Nars
Region03.12.2025

Eigenmann hält FDP-Sitz, Bucher mit Achtungserfolg

Das Baselbiet wählt knapp den freisinnigen Kandidaten Markus Eigenmann und hält damit den Status quo. Weshalb das trotzdem keine Rückkehr zum bürgerlichen…