Widerstand gegen geplante Brücke

Der Baselbieter Heimatschutz hat Einsprache gegen die PasserelleMerian Gärten erhoben. Das Prestigeprojekt kommt nicht nur deshalb Jahre später als ursprünglich vorgesehen.

Umstrittenes Projekt: die geplante Fussgängerbrücke beim Freilager. Foto: zVg/ Visualisierung
Umstrittenes Projekt: die geplante Fussgängerbrücke beim Freilager. Foto: zVg/ Visualisierung

2019 genehmigte die Münchensteiner Gemeindeversammlung 4,2 Millionen Franken für den Bau einer 50 Meter langen Fussgängerbrücke zwischen dem Dreispitzareal und den Merian Gärten in der Brüglinger Ebene. Knapp 1,5 Millionen Franken davon übernimmt der Bund aus dem Agglomerationsprogramm, gut 1,1 Millionen Franken zahlt die Christoph Merian Stiftung (CMS). Mit der Passerelle, der neuen Tramhaltestelle Freilager auf der Linie 10 und dem Dreieckspark als Trittstein und Vernetzungselement zwischen dem Freilager und der Tramhaltestelle soll die Attraktivität des Areals erhöht werden.

Bereits im Mitwirkungsverfahren zur Passerelle äusserten mehrere Verbände und Organisationen Bedenken. Befürchtet wird ein zu starker Eingriff in die Struktur des Bestands der Merian Gärten mitsamt Englischem Garten und Hofgut. Das Gebiet ist im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (Isos) gelistet.

Natur- und Umweltschutzverbände äusserten Bedenken bezüglich der Flächen an der Böschung der Bahnlinie und in den Merian Gärten, die im Bundesinventar der Trockenwiesen und -weiden gelistet sind. Zudem warnten Natur- und Heimatschützer vor den Menschenmassen, die dank der Passerelle schnell und unkompliziert in die Merian Gärten gelangen könnten.

Zusätzliche Begehrlichkeiten in den Merian Gärten?

Gemäss ursprünglichen Planungen hätte die Passerelle 2025 eröffnet werden sollen. Neben den Einwänden der Natur- und Umweltschutzverbände mitsamt dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) zieht eine Einsprache des Baselbieter Heimatschutzes das Projekt in die Länge.

«Die vorgesehene Passerelle greift in unzulässiger Weise in die Struktur des Englischen Gartens des historisch und denkmalschützerisch bedeutenden Hofguts Brüglingen ein. Der Park ist im Isos dem höchsten Erhaltungsziel zugewiesen und ist integral zu erhalten», fordert Angelo Tomaselli, Präsident des Baselbieter Heimatschutzes. Das Gebiet, in welches die Passerelle führen würde, sei auch heute noch der ruhigste und abgelegenste Teil der Anlage.

Mit der Fussgängerbrücke könnte es mit der Ruhe vorbei sein, befürchtet Tomaselli gegenüber dem Wochenblatt: «Der neue Zugang mit Haltestelle würde diesem Bereich eine neue Zentralität verleihen, die auch Begehrlichkeiten nach neuen Infrastrukturen wecken würde.»

Der Baselbieter Heimatschutz verlangt in der Einsprache, dass der Abwägungsprozess zwischen den nationalen Interessen des Ortsbild- und Denkmalschutzes und der Naturwerte und den kommunalen und privaten Interessen korrekt durchgeführt wird. Der Heimatschutz hielt auch nach der Einspracheverhandlung im Mai 2025 an der Einsprache fest. Gemäss Tomaselli erwartet der Heimatschutz, dass die Baselland Transport AG (BLT) die bereits 2020 verlangten Fachgutachten bei der Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) und der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) einholt.

2027 soll gebaut werden

Die Gemeinde Münchenstein will sich aufgrund des hängigen Verfahrens nicht äussern. Der Kanton Baselland geht aktuell von einer Realisation der Haltestelle Freilager im ersten Halbjahr 2027 aus.

Gemäss Auskunft der kantonalen Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) sei es weiterhin das Ziel aller Beteiligten, sämtliche Teilprojekte im Rahmen der Aufwertung des Gebiets Freilager-Merian Gärten zu realisieren.

Bafu gibt nach Anpassungen grünes Licht

Beim Bundesamt für Umwelt gibt man sich wortkarg. Auf die Frage nach dem Inhalt der Kritik und der Eingaben schreibt Mediensprecherin Viola Mauri kurz und knapp: «Das Bafu hat immer darauf hingewirkt, dass das Bundesrecht eingehalten wird.» Das Bafu habe nach versprochenen Anpassungen am Projekt sein Einverständnis gegeben. Mauri erinnert an die Werte des betroffenen Areals innerhalb der Merian Gärten. «Das Objekt Brüglingen beherbergt einige seltene und geschützte Arten.» Im Bundesinventar der Trockenwiesen und -weiden gelistete Objekte seien ungeschmälert zu erhalten. «Eingriffe sind nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, die Verordnung über den Schutz der Trockenwiesen und -weiden gibt die rechtliche Grundlage dafür.»

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