Wenn ältere Menschen plötzlich aus der Spur geraten

Viele Interessierte waren am Dienstag ins Alters- und Pflegeheim Hofmatt gekommen, um Informationen zum Thema Delir aus erster Hand zu erfahren.

Auf Hilfe angewiesen: Alte Menschen können auch ohne Demenz zeitweilig verwirrt sein.   Foto: Pixabay
Auf Hilfe angewiesen: Alte Menschen können auch ohne Demenz zeitweilig verwirrt sein. Foto: Pixabay

Die Menschen werden immer älter. Dadurch gewinnen Themen rund ums Alter an Bedeutung. Zwar hat ein reifes Alter sicherlich seine Vorzüge, doch gibt es dazu auch einige harte Fakten: 70 Prozent der über 80-jährigen Schweizerinnen und Schweizer leiden an einer oder mehreren chronischen Erkrankungen. Bis zu 260000 der über 65-Jährigen beanspruchen Hilfe durch Angehörige. Das Interesse an altersspezifischen Themen ist entsprechend gross, wie es sich am vergangenen Dienstagnachmittag wieder gezeigt hat: Dann nämlich hatten die Koordinationsstelle für das Alter und die Stiftung Hofmatt zu einem Vortrag unter dem Titel «Plötzlich aus der Spur geraten – akute Verwirrtheit bei älteren Menschen» eingeladen. Trotz Badewetter waren viele Interessierte – vor allem Angehörige – der Einladung gefolgt: Ein Delir ist durch einen Verwirrtheitszustand gekennzeichnet, bei dem die Umgebung oder bekannte Personen falsch wahrgenommen werden und Bewusstseinsstörungen auftreten. Meist entwickelt sich ein Delir rasch, in selteneren Fällen kann es sich auch über längere Zeit anbahnen. Ursache sind körperliche Störungen, die nicht immer gleich erkannt werden.


Tagelange Verwirrtheit

Esther Leu, Pflegeexpertin der Stiftung Hofmatt, schilderte den Zustand eines Delirs anschaulich: «Viele werden es kennen: Wenn man aus dem Schlaf aufwacht, gibt es einen Moment der Desorientierung. Im Normalfall verschwindet dieser Zustand in einigen Sekunden wieder. Bei einer akuten Verwirrtheit hält er aber Stunden oder Tage an.» Im Unterschied zur Demenz sei die akute Verwirrtheit ein wechselhaftes Phänomen: «Verwirrte und klare Phasen wechseln sich ab, während die Demenz chronisch verläuft.»


Ausfälle nicht persönlich nehmen

In der Stiftung Hofmatt wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Delir sensibilisiert: «Dadurch sind wir aufmerksamer geworden und erkennen, ob jemand an einem Delir leidet.» Dabei sind die Symptome vielfältig und reichen von veränderter Aufmerksamkeit über das Gefühl der Bedrohung bis zu Sinnesstörungen. Durch eine Entzündungsreaktion aufgrund eines Ereignisses wie etwa einer Operation steigt die Produktion von Stresshormonen im Körper an und die «Stressregulation entgleist.» So kann es etwa auch vorkommen, dass die betroffene Person nahestehende Angehörige nicht mehr erkennt, ja sogar aggressiv wird: «Für Angehörige ist es in diesem Fall wichtig, die Ruhe zu bewahren und solche Ausfälle nicht persönlich zu nehmen.» Eine Verwirrtheit müsste in jedem Fall abgeklärt werden, für Angehörige sei es wichtig, die Selbstkompetenz zu stärken.

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