Welchen Schulraum braucht es wo?
Münchenstein muss in den kommenden Jahren seinen Schulraum ausbauen. Kostenpunkt für die dezentrale Lösung: rund 85 Millionen Franken.

Der Münchensteiner Gemeinderat lud vergangene Woche zur Informationsveranstaltung ins Kuspo. Thema des Abends: die Schulraumplanung. Während der Ausbau der Schulinfrastruktur in einigen Gemeinden für angeregte und teilweise hitzige Diskussionen sorgt, fiel das Interesse in Münchenstein erstaunlich gering aus – nur etwa zwei Dutzend Personen fanden sich an der Veranstaltung ein. Gemeindepräsidentin Jeanne Locher (SP) wertete die wenigen Besuchenden als gutes Zeichen: «Bei uns muss man nicht die Faust im Sack machen, die Planung läuft gut», konstatierte sie. Vielleicht lag die geringere Aufmerksamkeit auch daran, dass der Münchensteiner Gemeinderat eine aktive Kommunikationsstrategie fährt: Bereits im Frühling, beim öffentlichen Politapéro, war die Schulraumplanung vorgestellt worden.
Wie dem auch sei: Gemeinderat David Meier (FDP), der für das Departement Bildung verantwortlich zeichnet, fasste die Situation noch einmal zusammen. Nachdem im Jahr 2024 die Mutation des Teilzonenplans Obere Loog durch die Gemeindeversammlung zurückgewiesen worden war, habe der Gemeinderat eine Ist-Erhebung der Schulstandorte durchführen lassen. Dabei wurden unter anderem das Raumangebot und die Nutzung dieser Räume analysiert. Auch der bauliche Zustand der Anlagen wurde geprüft. Anschliessend sei ein sogenanntes Richtraumprogramm ausgearbeitet worden – also welche Schulräume künftig benötigt werden. «Wir haben uns bei dem sehr grosszügigen Programm an der Stadt Basel orientiert», sagte Meier. Für die Planung hat der Gemeinderat mit Basler & Hofmann einen externen Berater an Bord geholt.
Aufgrund der Ergebnisse der Analyse wurden Lösungen für den Münchensteiner Schulraum erarbeitet. «Wir wollen eine dezentrale Strategie fahren – anders als in früheren Planungen, in denen wir eine zentrale Lösung anstrebten», erklärte Meier. Die vier Schulstandorte Lange Heid, Löffelmatt, Loog und Neuewelt sollen als vollwertige Schulstandorte dem Richtraumprogramm entsprechen.
Sinkende Geburtenrate
Wo welcher Schulraum benötigt wird, hängt von den Schülerzahlen ab. Mittels Prognosen versucht die Gemeinde, diese Zahl zu analysieren. Zwei Faktoren spielen dabei eine Rolle: zum einen die Geburtenrate, zum andern das allgemeine Wachstum der Gemeinde. «Seit 2014 ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler stetig angestiegen. Man könnte nun denken, dass dieser Trend so weitergeht», sagte Meier. Die vorliegende Analyse gehe hingegen von sinkenden Zahlen aus. Aktuell sei die Geburtenrate rückläufig. Das entlaste die Gemeinde stark, so Meier. Derzeit besuchen rund tausend Kinder in Münchenstein eine Schule. Ansteigen soll die Zahl der schulpflichtigen Kinder erst ab 2039 wieder – wegen der Bautätigkeit der Gemeinde.
Zeitgleich zum Schulraum hat die Gemeinde auch die schulergänzende Betreuung analysiert. Aufgrund der grossen Nachfrage soll auch sie ausgebaut werden.
Planungskommission hat Vorbehalte
Grosser Handlungsbedarf bestehe beim Schulhaus Neuewelt, zeigte Bauchef René Nusch (parteilos) auf: Ein Erweiterungs- oder Ersatzneubau sei dort unumgänglich, denn der Betrieb ist derzeit nur mittels Provisorien möglich. Im Budget 2026 sei der Planungskredit bereits eingestellt. Die Bauphase starte 2028, Ziel sei die Inbetriebnahme ab 2032. Aus- und Neubauten brauche es auch an den Standorten Loog und Lange Heid – im Projektplan sind die Bauphasen auf 2030 bis 2033 für das Loog- und 2032 bis 2036 für das Lange-Heid-Schulhaus terminiert. Der Ausbau im Schulhaus Löffelmatt soll ab 2036 kommen. Immer vorausgesetzt, die Gemeindeversammlung stimmt den Vorhaben zu.
Die Planungskommission, die das Projekt begleitet, habe noch Vorbehalte, wie Gemeinderat Daniel Altermatt (GLP) erklärte. Es fehle etwa eine materielle Beurteilung des Aussenraums durch Basler & Hofmann und ob eine Erweiterung des Aussenraums bei der Schulanlage Neuewelt möglich sei. Die Planungskommission fordere ausserdem eine Variantenstudie zur Parzelle Obere Loog, um zu beurteilen, wie die verschiedenen Nutzungen bestmöglich aufeinander abgestimmt werden können.
Zweifel habe die Planungskommission auch bei den Ausbauplänen des Schulhauses Neuewelt, erklärte Altermatt. Eine Teilumzonung im Gebiet Obere Loog solle erst dann vorgenommen werden, wenn mit Sicherheit geklärt sei, dass am Standort Neuewelt tatsächlich zwölf Klassen geführt werden könnten.
Der Gemeinderat solle den Schulinfrastrukturausbau en détail prüfen. Aufgrund der Bedenken der Planungskommission hat der Gemeinderat die bereits vorbereitete Vorlage der Schulraumplanung und den Teilzonenplan Obere Loog von der Traktandenliste der nächsten Gemeindeversammlung am 8. Dezember gestrichten.
85 Millionen Franken: Wie bezahlt die Gemeinde den Ausbau?
Anders als noch im Frühjahr konnte Finanzchef Andreas Knörzer (GLP) der Planung nun ein Preisschild anhängen: Mit rund 85 Millionen Franken Gesamtinvestitionssumme rechnet die Gemeinde für den Ausbau des Schulraums an allen vier Standorten. Zwischen 2020 und 2024 hatte die Gemeinde noch auf die Bremse treten müssen, um die Finanzen im Lot zu behalten, erinnerte Knörzer. Nun gehe es darum, Schritt für Schritt in den Schulraum zu investieren.
«Wir müssen uns jetzt schon Mühe geben, dass wir das, was da finanziell auf uns zukommt, stemmen können», sagte Knörzer. Die Tragfähigkeit soll durch Priorisierung und Etappierung gewährleistet sein; bei jedem Projekt soll die Gegenfinanzierung aufgezeigt werden. Um die finanzielle Belastung zu stemmen, müsse die Gemeinde einen Ertragsüberschuss von jährlich rund 4 bis 5 Millionen aufweisen. «Wir werden auch das Finanzvermögen bewirtschaften müssen, das heisst, intelligente Baurechtsverträge abschliessen oder nicht benötigte Liegenschaften verkaufen», so Knörzer weiter. «Wir werden auch Schulden machen müssen.» Den Steuerfuss will der Gemeinderat bei 60 Prozent belassen.


