Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans umso mehr

Ursula Kaufmann beweist, dass es nie zu spät ist, mit etwas Neuem anzufangen: Nach einem bewegten Berufsleben widmete sie sich mit 70 Jahren dem Kunsthandwerk und denkt noch lange nicht ans Aufhören.

Hat die Neugier nie verloren: Künstlerin Ursula Kaufmann. Foto: Florin Bürgler

Hat die Neugier nie verloren: Künstlerin Ursula Kaufmann. Foto: Florin Bürgler

Bleibende Erlebnisse: Die Motive ihrer Bilder stammen aus ihrem Fundus an Erinnerungen und Erfahrungen ihrer mittlerweile 82-jährigen Lebensreise. Foto: Pierre-Henri Cuendet / zvg

Bleibende Erlebnisse: Die Motive ihrer Bilder stammen aus ihrem Fundus an Erinnerungen und Erfahrungen ihrer mittlerweile 82-jährigen Lebensreise. Foto: Pierre-Henri Cuendet / zvg

«Ich bin keine Künstlerin, ich bin immer noch auf dem Weg dazu», sagt Ursula Kaufmann bescheiden in ihrer Wohnung in der Stiftung Hofmatt. Während sie durch die Hintergründe der vielen Aquarelle und Keramikfiguren an den Wänden und auf den Möbeln führt, erzählt sie von ihrer Kindheit. Sie wuchs direkt am Basler Rheinufer auf, als der Fluss noch «viel wilder» war, wie sie nostalgisch erzählt. Nach der Schulzeit absolvierte Kaufmann, wie es ihr Name vielleicht schon prophezeite, eine Ausbildung zur Kauffrau. Mit viel Tatendrang arbeitete sie sich zur diplomierten Berufs- und Laufbahnberaterin hoch: «Die richtige Berufswahl zu treffen, ist gewissermassen auch eine Kunst, die vielen Jungen grosse Schwierigkeiten bereitet. Ich hatte viel Freude bei meiner Arbeit, das war sehr spannend und ich kam viel herum», erzählt Kaufmann über ihr früheres Berufsleben.

In zwei Welten zu Hause

Immer schon spielten die Kunst und die Kultur für sie eine wichtige Rolle, was bereits im Elternhaus anfing: «Bei uns war die Kultur immer präsent, das reichte von Musik, Theater und Literatur bis hin zu einer kleinen Kunstsammlung.» Später sei das eine wunderbare Abwechslung zur Berufstätigkeit gewesen, denn in beiden Welten fühlte sie sich daheim. Im Alter von 70 Jahren änderte sich aber etwas – während sie die Kunst davor als Sammlerin oder Museumsbesucherin genossen hatte, wollte sie nun das Handwerk dahinter selbst erlernen: «Das brauchte Überwindung, doch dadurch habe ich meine Hände erst so richtig entdeckt», meint Kaufmann. Sie begann mit Keramikfiguren, fand aber schnell ihre Faszination für die Aquarellmalerei, die sie bis heute nicht loslässt. Kaufmann reiste viel und besuchte viele Kurse, die sie bis nach Syrien, Jordanien oder Aserbaidschan führten. Besonders angetan hat es ihr aber die Bretagne: «Ich darf gar nicht daran denken, was ich alles Schönes verpasst habe, dort zu malen», meint Kaufmann schmunzelnd.

Die Motive ihrer Bilder stammen aus ihrem Fundus an Erinnerungen und Erfahrungen aus ihrer mittlerweile 82-jährigen Lebensreise. Eine Auswahl ihrer Werke gibt es seit Anfang März in der Stiftung Hofmatt zu sehen, zusammen mit einigen Werken ihrer Sammlung von Hans Schweizer, Josef Keller und Marguerite Ammann. Ein wiederkehrendes Thema ist die Vogelwelt, wie im Bild «Haselhuhn»: «Die Vögel bewegen sich zwischen dem Himmel und der Erde und haben andere Aussichten und Perspektiven, das faszinierte mich schon immer.» Auch Landschaftsbilder von der Region Bergkarabach oder schottischen Gebirgen sind Teil der kleinen Ausstellung. Eines ihrer liebsten Werke ist jedoch «Finistère Bretagne», das eine schmerzliche Geschichte erzählt: Es zeigt eine Frau, die mit leerem und trauerndem Blick auf den Atlantik starrt, da dessen Wellen ihr den geliebten Partner entrissen haben.

Auch wenn das bei weitem nicht Kaufmanns erste Ausstellung ist, freut sie sich sehr über das Resultat und erinnert sich zufrieden und glücklich an die Vernissage. Abschliessend möchte sie betonen, dass die Kunst keinerlei Altersgrenzen kenne, und meint: «Man sollte nie die Neugier verlieren, den Dingen auf den Grund zu gehen und etwas Neues verstehen oder lernen zu wollen.»

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