Vom Ei zum Falter-Geflatter

Seit fünf Jahren lässt Adrienne Stuber Schwalbenschwanz-Puppen in ihrem Garten über­wintern. 145 Schmetter­linge konnte sie bereits in ­ihrem Garten in die Freiheit entlassen.

Gefüllt mit Eierschachteln und Ästchen: Adrienne Stuber reinigt das Aerarium täglich.
         
         
             Foto: Jeannette Weingartner

Gefüllt mit Eierschachteln und Ästchen: Adrienne Stuber reinigt das Aerarium täglich. Foto: Jeannette Weingartner

Die erste Generation ist geschlüpft: An den Hinterflügeln stehen beim Schwalbenschwanz-Schmetterling die meist schwarz gefärbten «Schwänzchen» ab, die der Art ihren Namen geben. Foto: Adrienne Stuber

Die erste Generation ist geschlüpft: An den Hinterflügeln stehen beim Schwalbenschwanz-Schmetterling die meist schwarz gefärbten «Schwänzchen» ab, die der Art ihren Namen geben. Foto: Adrienne Stuber

Fast sind sie alle ausgeflogen: Nur noch eine lebendige verpuppte Raupe verweilt in Adrienne Stubers Aerarium. Da es gerade kühl und bewölkt ist, wird sich der letzte Schwalbenschwanz auch noch ­etwas Zeit lassen, denn die Schmetterlinge schlüpfen am liebsten bei schönem Wetter. Seit fünf Jahren züchtet Adrienne Stuber in Münchenstein die gelb-schwarze Insektenart. In den letzten Tagen ist die erste Generation – bisher 15 Exem­plare – in diesem Jahr geschlüpft. Die Puppen haben auf ihrer Terrasse überwintert, über den Sommer werden je nach Wetter noch ein oder zwei Genera­tionen folgen.

Vor einigen Jahren entdeckte Adrienne Stuber in ihrem Hochbeet im Fenchel «komische gelbe Punkte». Neugierig liess sie die kleinen Eier an den Pflanzen, kurze Zeit später schlüpften daraus Raupen. Als Erstes dachte sie an Schädlinge und entfernte die Tiere. Bei einer Internetrecherche stellte sie allerdings fest, dass es sich um Schmetterlingsraupen handelte. Sie liess die Raupen in ihrem Hochbeet wohnen, doch kurz darauf waren alle weg. Um die Eier und die Raupen der Schwalbenschwänzchen vor Fressfeinden zu schützen, kaufte sie ein Aerarium, in dem die Insekten in Ruhe zu Schmetterlingen heranwachsen können. Der aus Netzen bestehende Kubus steht seither geschützt auf ihrer Terrasse.

Vom Ei bis zum Schmetterling durchlaufen die Tiere mehrere Stadien: Aus dem Ei schlüpft zunächst eine schwarz-weisse Raupe. «Zuerst sehen sie aus wie Vogeldreck. Das soll Vögel davon abhalten, sie zu fressen», erklärt Adrienne Stuber. «Fühlt sich eine Raupe bedroht, sondert sie über ihre orangen Fühler ein stinkendes Sekret ab.» Deswegen müsse sie auch sehr vorsichtig bei der täglichen Reinigung des Aerariums sein, führt sie aus. Die Raupen werden grösser und bunter und häuten sich bis zu viermal, bevor sie sich dann für vier bis sechs Wochen verpuppen. Aus den grünen und die braunen Puppen schlüpft dann ein Schwalbenschwanz-Schmetterling – der allerdings nur etwa sechs Wochen alt wird. Das Schlüpfen dauert nur etwa 30 Sekunden. «Danach geht es etwa zwei bis drei Stunden, bis die Flügel ausgehärtet sind. Wenn sie anfangen zu flattern, lasse ich sie raus», erklärt Adrienne Stuber.

Mehr Schmetterlinge in Münchenstein

Seit 2019 konnte Adrienne Stuber 145 Schmetterlinge in die Freiheit entlassen – und hat seither bereits andere in Münchenstein mit dem Schmetterlingsfieber angesteckt. Nachdem das Wochenblatt vor zwei Jahren Stubers Fotos von der Metamorphose veröffentlicht hatte, erhielt sie eine Anfrage vom Alters- und Pflegeheim Hofmatt. Stuber präsentierte dort ihre Arbeit mit den Insekten – seither werden dort ebenfalls diverse Schmetterlingsarten grossgezogen.

«Unruhiger Ruhestand»

Beruflich hatte Adrienne Stuber nichts mit Tieren zu tun. Ursprünglich machte sie die Ausbildung zur Damencoiffeuse, arbeitete dann aber bis zur Pension als Quereinsteigerin bei den SBB. Seit 19 Jahren führt sie nebenbei «Stuber’s Konfitüren», einen Konfiladen, in dem Kunden online und per Telefon Marmeladen, Gelees, Sirup und andere hausgemachte Spezialitäten kaufen können. In ihrem Keller lagert sie die zahlreichen Gläser und Fläschchen; zwei ganze Tablare hat sie dabei extra für die Diabetikerkonfi reserviert.

Langweilig wird es der 64-Jährigen in ihrem «unruhigen Ruhestand» wohl kaum werden. Nebst ihrem Laden und dem Stand am Aescher Weihnachtsmarkt will sie sich weiterhin der aufwendigen Aufzucht der Schmetterlinge widmen. Das Aerarium ist bereit für die nächste Generation, denn nach dem Besuch des Wochenblatts vergangene Woche ist nun am Sonntag auch der letzte Schmetterling geschlüpft.

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