Viele bunte Blumen statt einer weissen Wand

Christoph Prassler machte mit Spraydosen aus dem zuvor blassen Kindergarten Ehinger einen farbigen Hingucker. Kinder, Eltern und Passanten freuts.

Mehr fröhliche Farben im öffentlichen Raum: Hobbysprayer Christoph Prassler verschönerte die Fassade des Kindergartens Ehinger während des Lockdowns.  Foto: Tobias Gfeller
Mehr fröhliche Farben im öffentlichen Raum: Hobbysprayer Christoph Prassler verschönerte die Fassade des Kindergartens Ehinger während des Lockdowns. Foto: Tobias Gfeller

Die Kinder des Münchensteiner Kindergartens Ehinger zwischen dem TSM-Schulzentrum und dem Gymnasium staunten am 11. Mai mit grossen Augen, als sie nach der mehrwöchigen Pause in ihren Kindgsi zurückkehrten. Statt einer sichtbar in die Jahre gekommenen weissen Fassade, die immer mehr abblätterte, leuchteten ihnen Blumen, Marienkäfer, Heuschrecken, Schmetterlinge, blauer Himmel mit Wolken und sogar ein Regenbogen entgegen. Zu verdanken hatten sie diesen besonderen Anblick Christoph Prassler, dessen Tochter selber den Ehinger-Kindergarten besucht. Während zweier Wochen im Lockdown verwandelte er die Fassade in ein optisches Naturparadies. Auf die Ideen brachten ihn schon im vergangenen Jahr andere Eltern, die sich an der alternden Fassade störten. Sie wussten, dass Prassler ein Faible für das Sprayen und Malen hat.


Polizei rückte aus
Von der Idee waren auch die Kindergarten-Lehrpersonen begeistert. Christoph Prassler meldete sich bei der Bauverwaltung der Gemeinde, stiess auch dort auf offene Ohren und überzeugte sie mit seiner Skizze. Der Hobbysprayer liess sich von der grünen Umgebung des Kindergartens inspirieren und stellte sich den Baukörper als Teil dieser Landschaft vor. «Der Kindergarten wird quasi selber zum Garten, in den die Kinder hineingehen können», beschreibt Prassler seine Vision. Diese kam nicht nur auf der Bauverwaltung, sondern auch beim Gemeinderat an. Dieser genehmigte die Ausgaben. Er wollte damit nicht Geld verdienen, betont Prassler. «Deshalb bot ich das Ganze für einen Freundschaftspreis an.» Das Wetter spielte mit, der Corona-Lockdown brachte ihm aufgrund von Kurzarbeit freie Kapazitäten und einen kinderfreien Kindergarten. Während zweier Wochen sprayte er täglich zwischen sechs und acht Stunden. Immer wieder kamen Passantinnen und Passanten vorbei, wunderten sich und fragten auch mal nach. «Die meisten zeigten grosse Freude», erinnert sich Christoph Prassler. Doch eine Passantin war derart erbost, dass hier jemand den Kindergarten ansprayt, dass sie auf der Gemeindeverwaltung anrief. Weil es auf der Bauverwaltung kurz vorher einen personellen Wechsel gab, wusste kurzzeitig niemand von der genehmigten Sprayaktion Bescheid, und es wurde die Polizei gerufen. «Die Sache klärte sich aber schnell auf», schmunzelt Prassler heute.


Kinder sind stolz auf ihren Kindsgi
Der Hobbysprayer ist sich dessen bewusst, dass es den Kindern im Kindergarten vorwiegend darum geht, mit ihren Gspänli zu spielen, zu basteln und zu singen. «Wie ihr Kindergarten aussieht, ist den Kindern nicht so wichtig», glaubt Christoph Prassler. Doch er habe schon gespürt, dass einzelne Kinder
einen gewissen Stolz verspüren, dass ihr Kindsgi jetzt so besonders ist. Immer wieder entdecken sie neue Blumen und Tiere auf der Fassade. Sind die Rollläden unten, ergibt sich das Bild komplett. Doch es funktioniert optisch auch bei hochgezogenen Rollläden.

Christoph Prassler ist überzeugt, dass mehr Farbe im öffentlichen Raum Münchenstein und in der ganzen Region guttun würde. «Es gibt ja vereinzelt Wände, die legal bemalt und besprayt werden dürfen. Ich glaube aber, dass es auch in Münchenstein noch viel Potenzial dazu gibt, optisch den öffentlichen Raum bunter und fröhlicher zu gestalten.» Die Ideen dafür können von den Wand- und Fassadenbesitzern oder auch von den Künstlern selber kommen. Christoph Prassler ist der Gemeinde jedenfalls dankbar, dass sie für das Kindergarten-Projekt so offen Hand geboten hat.

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