Süss und sozial: Gelati Gasparini floriert – und zügelt wohl bald

Das Geschäft der Glace-Manufaktur Gelati Gasparini in Münchenstein blüht. Der Erfolg hat seine Konsequenzen: Bald zügelt das Unternehmen nach Pratteln, wo mehr Platz zur Verfügung steht.

Alles von Hand: Bei Gasparini wird jede Glace vom Anfang bis zum Ende durch Mitarbeitende hergestellt. Fotos: Caspar Reimer

Alles von Hand: Bei Gasparini wird jede Glace vom Anfang bis zum Ende durch Mitarbeitende hergestellt. Fotos: Caspar Reimer

Will gelernt sein: Um mit dem Schlauch die spezifische Spitzform
der Glace-Kugeln hinzukriegen, ist ein spezieller Handgriff nötig.

Will gelernt sein: Um mit dem Schlauch die spezifische Spitzform der Glace-Kugeln hinzukriegen, ist ein spezieller Handgriff nötig.

In der Glace-Manufaktur Gelati Gaspa­rini an der Dammstrasse 36 in Münchenstein herrscht am Montagmorgen um 8 Uhr bereits Vollbetrieb. «Wir haben Hochsaison und arbeiten deswegen in zwei Schichten. Die eine beginnt um 6 Uhr früh, die andere um 12 Uhr mittags», sagt Alisa Albiez, Verantwortliche für Qualitätssicherung und Entwicklung, während sie auf einem Rundgang durch die Produktionsstätte führt. Die Räumlichkeiten dürfen nur mit Schutzkleidung betreten werden, es wird grosser Wert auf Hygiene gelegt, um die Standards der Lebensmittelsicherheit einzuhalten.

Die traditionelle Glace-Mischung enthält die vier Grundkomponenten Zucker, Dextrose, Milchpulver und Kokosfett, wie Alisa Albiez erklärt. «Etwas anders ist es bei unseren Sorbets und auch bei den neueren veganen Produkten, wo etwa Kokosmilchpulver verwendet wird.» Als Erstes wiegt der Mitarbeitende die vorgegebene Rezeptur ab und bringt sie zu zwei Rührtanks mit je 500 Litern ­Fassungsvermögen, später wird die Mischung auf 75 Grad erhitzt, um Mikroorganismen abzutöten. In einem weiteren Schritt wird die Mischung bis zu 72 Stunden gelagert, damit sich Aromastoffe entfalten können.

Während die berühmte «Stängeli-Glace» ihrer langen Haltbarkeit wegen eher in den Wintermonaten hergestellt wird, läuft jetzt im Sommer die Cornet-Produktion auf Hochtouren. Dabei gleicht es einem Schauspiel, den Mitarbeitenden beim Abfüllen der Cornets zuzusehen – Fleiss und Präzisionsgeschick sind gefragt. Die Bedienung des Schlauches will gekonnt sein, um die spezifische Spitzform der Glace-Kugel hinzukriegen. Dabei wird der Zufluss von Masse aus dem Schlauch nie unterbrochen: «Die Mitarbeiter müssen sich also abwechseln, während die Masse weiterfliesst», erklärt Alisa Albiez. Dabei gibt es einen speziellen Handgriff, um den Fluss der Flüssigkeit zwischen der Cornets kurz zu unterbrechen.

Der soziale Gedanke

Die Geschichte von Gelati Gasparini begann 1952 in Basel mit der Gründung von Glace Müller. Bereits 1954 brachte die Firma das ursprünglich für den Zoo Basel produzierte und heute noch im Sortiment erhaltene «Zolli-Cornet» auf den Markt, 1960 folgte der heute noch beliebte «Banane-Chocolat-Stängel», der, wie das Cornet auch, um viele Varianten erweitert wurde. Später kamen Becher, Bio- und vegane Produkte zum Sortiment. 1980 verkaufte der Bruder des ­verstorbenen Gründers Fritz Müller die Glace-Manufaktur an Pasquale Gasparini. Nach dessen Tod übernahm Sohn Mario Gasparini das Geschäft. Gegen Ende der 90er-Jahre suchte dieser einen Partner für sein Unternehmen. Es war ihm wichtig, dass die Manufaktur als solche weiterleben konnte und ein «sozialer Gedanke» gelebt wurde. So kam es, dass die Basler Gesellschaft für Arbeit und Wohnen (GAW), welche Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung beschäftigt, die Gelati Gasparini im November 2002 übernahm. Alisa Albiez sagt dazu: «Menschen, die vielleicht an einer autistischen Erkrankung leiden, beschäftigen wir mit Aufgaben, denen sie in Ruhe und konzentriert nachgehen können. Andere sind etwa wegen eines Burn‑outs oder einer Depression im ersten Arbeitsmarkt momentan nicht mehr vermittelbar. Ihnen helfen wir, wieder Fuss zu fassen. Einige absolvieren bei uns nach der Schule eine Ausbildung, etwa im Bereich Lebensmitteltechnologie und KV, bei der sie spe­ziell unterstützt und gefördert werden.» 25 Fachangestellte, 12 Klienten – also Mitarbeitende, welche über die IV mitfinanziert werden – und aktuell rund 20 zusätzliche temporäre Angestellte sind im Einsatz. Während ein Teil der Mitarbeitenden eine Rückkehr in den regulären Arbeitsmarkt anstrebt, können andere auf Dauer in einem geschützten Umfeld in der Glace-Manufaktur arbeiten: «Wir haben Leute, die schon mehr als zehn Jahre bei uns sind.»

Umzug steht bald an

Seit 2008 ist Gelati Gasparini an der Dammstrasse in Münchenstein zu Hause, wo sich auch der Fabrikladen befindet. Doch ab 2030 gelten neue Umweltvorgaben: Die Kältemittelverordnung schreibt künftig einen umweltfreundlicheren Umgang mit Kühltechnik vor. Eine Umrüstung der Produktionsanlagen in Münchenstein ist aufgrund fehlender Bodenlast am aktuellen Standort nicht möglich. Deshalb wird Gelati Gasparini ab 2027 die Produktion von Münchenstein nach Pratteln verlagern. Der beliebte Fabrikladen an der Dammstrasse 36 in Münchenstein bleibt aber bestehen – mit dem gesamten Sortiment und persönlichem Service.

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