Mit handgeschneiderter Mode gegen Fast Fashion:Couture Ateliers eröffnen Pop‑up-Store
Von 4. bis 22. November betreiben die Lernenden der Couture Ateliers gemeinsam mit Studierenden des HF Textildesign am Spalenberg einen Pop‑up-Store. Für den Verkauf wurde eine eigene Kollektion entworfen, die die Lernenden dort anbieten.

Als erste Frauenarbeitsschule (FAS) der Schweiz gegründet, bestand die Ausbildung am «Fraueli» zunächst nur aus Hauswirtschaft und war somit lediglich Frauen vorbehalten. Heute ist das «Fraueli» die Berufsfachschule Basel und steht beiden Geschlechtern offen. Zu ihr gehören auch die Couture Ateliers am Münchensteiner Freilager. Hier erlernen Auszubildende in einer dreijährigen Lehre das traditionsreiche Handwerk zur Bekleidungsgestaltung. Ein Handwerk, das durch das Aufkommen der sogenannten Fast Fashion in zunehmendem Masse unter Druck geraten ist.
«Man darf uns nicht einfach wegstreichen»
Als totes Handwerk würde Silvia Bessenich ihren Berufszweig nicht erachten. Denn gerade hinsichtlich des Umweltaspekts sieht die Betriebsleiterin der Couture Ateliers neue Wirtschaftszweige aufkeimen: «Durch das zunehmende Bewusstsein für die Umweltschäden, die durch die schnelllebigen Modetrends verursacht werden, entstehen auch ganz neue Wirtschaftszweige. Stofffasern müssen beispielsweise rezykliert und beschädigte Stücke repariert werden.»
Das seien Innovationen, die gerade aus ihrem Metier kommen und neue Berufsmöglichkeiten eröffnen würden. Eben dieses Handwerk will Bessenich mit ihren Lernenden in die Stadt tragen: «Es ist mir ein grosses Anliegen, den Menschen zu zeigen, was wir an unserer Schule machen, denn man darf uns nicht einfach wegstreichen.»
Massgeschneiderte Mode made in Münchenstein
Wenn die Lernenden die Schule verlassen, seien sie bereit für die Arbeitswelt. «Sie sind es gewohnt, 42‑Stunden-Wochen zu leisten. Das ist der grosse Vorteil, den das Handwerk generell gegenüber einer Matura hat. Viele unserer Lernenden gehen nachher in Richtung Design, aber ich denke, wenn man weiss, wie ein Kleidungsstück von Grund auf hergestellt wird, ist man da klar im Vorteil», sagt Bessenich.
In Münchenstein produzieren die Lernenden Mode nach Mass. Obwohl die Couture Ateliers als Teil der Berufsfachschule in erster Linie ein Ausbildungsbetrieb sind, ist es Bessenich ein Anliegen, den wirtschaftlichen Aspekt auch in der Schule im Fokus zu behalten, denn man müsse schnell sein, um wirtschaftlich zu sein.
Produziert würden so in erster Linie «Basic-Stücke», von denen es den Kunden ein Anliegen ist, eine qualitativ hochwertige und speziell an ihre Masse angepasste Ausführung zu besitzen – beispielsweise Wintermäntel oder Blusen. Charakteristisch für Basic-Stücke ist, dass sie sich verschieden kombinieren lassen. Gerade darauf habe man nun auch beim Entwerfen der Kollektion für den Pop‑up-Store am Spalenberg ein besonderes Augenmerk gelegt: Im Fokus stehen winterliche Farben in dunklen Rot- und Grün-Tönen, die alle miteinander kombiniert werden können, darunter Westen, Jacken und Taschen aus Dead-Stock-Stoffen. Gemeint sind damit Stoffe von Designermarken, die nicht verkauft werden konnten.
Im Sinne des Slow-Fashion-Gedankens beinhaltet das Angebote ausserdem auch Upcycling-Pullover. Die Wollpullover hätten die Lernenden der Ateliers in der Kleidersammlung nach bestimmten Qualitäts- und Materialvorgaben herausgesucht, fachgerecht gewaschen und repariert. Nach japanischem Vorbild sei es gerade bei der Reparatur jedoch nicht darum gegangen, die Löcher zu kaschieren, sondern die Defekte mit Stickereien zum dekorativen Element zu erheben. Wie Löcher fachmännisch repariert werden, kann am Flicktisch auch direkt vor Ort gelernt werden.


