Theaterpremiere: Da geht der Champagner ab!

Mit «Einmal Bali und zurück!» entführt die Theaterbühne Münchenstein das Publikum auf eine Kreuzfahrt. In der Komödie bekommt die Einfalt der schicken ­Gesellschaft gehörig ihr Fett ab.

Rauschende Fahrt: Der noblen Dame gefällt die Kapitänsuniform ungemein – daraus macht sie bei ihren Avancen auch keinen Hehl. Foto: urs Schmid

In den 1921 erbauten, kantonal geschützten Gemäuern an der Gutenbergstrasse 1 in Münchenstein, jahrzehntelang das Zuhause einer Schriftgiesserei, heute jenes der Rudolf Steiner Schule, lässt sich derzeit eine wilde und völlig aus dem Ruder laufende Kreuzfahrt miterleben. Am vergangenen Freitag fand die Premiere von «Einmal Bali und zurück!», einem Stück des deutschen Komödienschreibers Bernd Spehling, statt. Eines sollte dabei vorweggenommen werden: Der Alkohol fliesst an diesem Theaterabend in Strömen. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Kreuzfahrt für die Gäste gewissermassen nur Vorwand ist, um sich täglich gehörig die Lampe zu füllen.

Schon in der ersten halben Stunde darf das Publikum den Vollrausch ein paar schicker Damen miterleben, und weil man als Zuschauer – wie schon bei anderen Aufführungen der Theaterbühne Münchenstein – mitten im Geschehen sitzt, geht einem dieses wirklich nah. Die räumliche Nähe von Schauspielerinnen, Schauspielern und Publikum wirkt besonders eindrucksvoll, wenn die Leute auf dem Schiff mal wieder aufeinander losgehen, es zu Handgreiflichkeiten kommt. Da fliegt auch mal einer in hohem Bogen zu Boden. Ist das noch Schauspiel oder schon Unfall? Man hofft auf das Erste.

Kleider machen Leute

Die Rahmenhandlung des Stücks ist rasch erzählt: Während einer Übung auf der Kreuzfahrt verschwindet der Kapitän – auch dieser ist der Sauferei nicht abgeneigt – mit einer Bekannten, die er an Bord wiedergetroffen hat, samt Knabbergebäck, Champagner und Erdbeeren im Rettungsboot. Um die Passagiere in Sicherheit zu wiegen und bei Laune zu halten, kommen der Barkeeper und der unbeholfene Erste Offizier auf die Idee, den Passagier Siegfried Engel, einen Landstreicher, der eine Reise gewonnen hat, als Kapitän auszugeben. Dessen erster Auftritt in der prunkvollen Uniform gehört mitunter zu den besten Szenen des Stücks: Während die schicken Damen für den Landstreicher «Sigi» nur Verachtung übrighaben und diese auch in aller Affektiertheit zur Schau stellen, ergiessen sie sich in plumpster Schmeichelei, sobald dieser als Kapitän auftritt – Kleider machen eben Leute, denkt man. «Ich finde so eine Kapitänsuniform unvergleichlich anziehend», meint eine Dame zum neuen Kapitän, während dieser den schon angetrunkenen Gästen jedes Seemannsgarn auftischen kann: «Ich orientiere mich als Kapitän nur an den Sternen», sagt dieser. «Oh, wie romantisch!», frohlockt die Dame. Es versteht sich fast von selbst, dass mit dem neuen Kapitän bald die nächste Orgie ins Haus steht. Aber: Wird der ursprüngliche Kapitän wieder auftauchen? Und was passiert dann? Der zweite Teil des Stücks gibt die Antwort darauf.

Komödiantische Absurditäten

Mit «Einmal Bali und zurück!» bringt die Theaterbühne Münchenstein unter Regie der Arlesheimerin Marie-Louise Lienhard Ullrich eine jener klassischen und beim Publikum beliebten Komödien auf die Bühne, bei welcher sich die Handlung im Absurden zuspitzt. Der Autor Bernd Spehling gehört im deutschsprachigen Raum zu den Meistern dieses Fachs – bereits 45 Komödien stammen aus seiner Feder. Der Verein Theater­bühne Münchenstein wurde 2022 von Mitgliedern des Theaters Münchenstein und der Werkbühne Münchenstein gegründet. Zuletzt war von der Formation «Der Grüne Kakadu» zu sehen. Die Theaterbühne führt ihre Stücke nicht nur in der Rudolf Steiner Schule auf, sondern probt auch dort. Zehn Darstellerinnen und Darsteller stehen diesmal auf der Bühne.

«Einmal Bali und zurück!», Fr–So, 4.–6. April, Fr/Sa, 11./12. April, Fr/Sa jeweils um 20 Uhr, So um 17 Uhr. Rudolf Steiner Schule Münchenstein; Reservationen und Infos: theaterbühnemünchenstein.ch

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