«Tarantula» – eine Ausstellung räumte mit Vorurteilen auf

Am Sonntag zeigte Stefan Bauer im Restaurant Hofmatt in Münchenstein rund 60 bis 80 lebende Spinnentiere wie Vogelspinnen oder Skorpione. Der Gruselfaktor und das Ekelmoment waren kleiner als erwartet.

Furchtlos, da längst spinnenerprobt: Der Helfer von Stefan Bauer präsentiert die rote Chile-Vogelspinne «Rosi». Foto: Thomas Brunnschweiler
Furchtlos, da längst spinnenerprobt: Der Helfer von Stefan Bauer präsentiert die rote Chile-Vogelspinne «Rosi». Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Wer kennt sie nicht: Szenen aus Bond-Filmen, wo eine fette, behaarte Vogelspinne sich hinterhältig und wie ferngesteuert dem Bett des Top-Agenten nähert, um ihm den tödlichen Biss zuzufügen. In Wirklichkeit sind viele der behaarten Spinnen nicht gefährlicher als eine Biene. Aber der Mythos der Tödlichkeit von Vogelspinnen hält sich beharrlich.

Auf Tuchfühlung mit Vogelspinnen
Bereits die Grosseltern von Stefan Bauer, der aus Bayern stammt und mit der Ausstellung «Tarantula» in Deutschland, der Schweiz und Österreich herumreist, betrieben in Schulen Aufklärung über Spinnentiere. Zu Hause hält Bauer rund 1000 Spinnen und Insekten; nur ein kleiner Teil kommt mit auf die Reise, denn jedes Tier braucht sein eigenes Terrarium.

Die Ausstellung in der Hofmatt war gut besucht. Neben den Terrarien gab es Schaukästen mit präparierten Spinnen, Skorpionen, Heuschrecken, Käfern und Schmetterlingen, wobei eine weiterführende Information hier leider fehlte. Es fiel auf, dass viele Familien mit Kindern den Weg in die Schau gefunden hatten, die mit grossen Plakaten recht prominent angekündigt worden war. Wer eine Geisterbahnstimmung erwartet hatte, sah sich getäuscht. Schrille Ekelschreie fehlten. «Rosi», der gutmütige Star der Ausstellung, eine Vogelspinne der Art Grammostola Rosea, liess sich geduldig von einer Hand zur anderen reichen. Gerade Kinder hatten offenbar am wenigsten Mühe, den pelzigen Achtbeiner auf die Hand zu nehmen; vielleicht auch deshalb, weil sie noch keine einschlägigen Erfahrungen mit Schreckensbildern aus Filmen haben. Da taten sich Frauen schon eher schwerer.

Spinnenphobie vor allem im Westen
Michel Kilchherr aus Arlesheim hatte schon früher Erfahrungen mit grossen Spinnen gemacht, einmal sogar auf einer Nachtwanderung durch den Dschungel des Amazonas. Er nahm die rote Chile-Spinne ohne weiteres auf die Hand. «Man spürt fast nichts», sagte er, «es ist ein zierliches Lebewesen, und weil es so langsam ist, ist es auch nicht ekelerregend.»
Rund 900 Arten von Vogelspinnen sind bereits beschrieben und jährlich werden neue gefunden. Vogelspinnen können bis zu 30 Jahre alt werden und häuten sich viermal im Jahr.

Alle Terrarien in der Ausstellung sind mit einem Zahlenschloss gesichert, denn es gibt durchaus Exemplare, die für den Menschen gefährlich werden können. Auf Nachfrage war zu erfahren, dass die gefährlichste Spinne in Australien lebt. Es ist die Sydney-Trichternetzspinne, deren Gift zum Tod führen kann. Obwohl man weiss, dass die wenigsten Spinnen wirklich eine ernsthafte Bedrohung darstellen, wird die Arachnophobie – die panische Angst vor Spinnen – in unseren Breitengraden so schnell nicht aussterben. Dort, wo die grossen Vogelspinnen vorkommen, ist die Spinnenangst paradoxerweise weniger verbreitet.

Vogelspinnen gelten zum Beispiel in Kambodscha gar als Delikatesse. Man frittiert sie, nachdem man die Kieferklauen entfernt hat. In Afrika wird die Spinne Anansi als Gottheit verehrt und gilt als Stifterin von Wissen, Klugheit und als Erfinderin des Ackerbaus. Solche Bezüge zur Kulturgeschichte der Spinnentiere kommen vielleicht in der Ausstellung zu wenig zur Sprache.

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