Schüler bringen Jahrhundertepos auf die Bühne

Die Oberstufenschüler der Rudolf Steiner Schule Münchenstein inszenierten eine Musical-Version von «Oliver Twist». Insbesondere die Solisten überzeugten mit ihren sängerischen Leistungen.

Oliver Twist beim Meisterdieb: Fagin erklärt den Jugendlichen, wie sie an das Diebesgut kommen. Oliver (Uma Dietsche) ganz links, rechts Fagin (Yvan Barth).  Foto: Oliver Sterchi
Oliver Twist beim Meisterdieb: Fagin erklärt den Jugendlichen, wie sie an das Diebesgut kommen. Oliver (Uma Dietsche) ganz links, rechts Fagin (Yvan Barth). Foto: Oliver Sterchi

Oliver Sterchi

Oliver Twist» ist der zweite Roman des grossen britischen Romanciers Charles Dickens (1812–1870). Bei seinem Erscheinen in den Jahren 1837 bis 1839 erregte er grosses Aufsehen und festigte den literarischen Ruhm des Autors. Dickens beschreibt darin eindrücklich die widrigen Lebensumstände der verarmten Unterschicht in der britischen Metropole London zur Zeit der Frühindustrialisierung. Das Jahrhundertepos wurde im Laufe der Zeit breit rezipiert und für zahllose Filme, Theateraufführungen, Hörspiele und Comics bearbeitet.

Vergangenes Wochenende inszenierte die Oberstufe der Rudolf Steiner Schule Münchenstein eine Musical-Version von Lionel Bart aus den 1960er-Jahren. Unter der Regie von Dirk Heinrich und der musikalischen Leitung von Johannes Greiner gaben die 7. bis 9. Klässler eine unterhaltsame Interpretation des Klassikers zum Besten. Der Waisenjunge Oliver (Yael Schaulin / Uma Dietsche) wächst in einem Armenhaus einer englischen Kleinstadt auf. Über Umwege flieht der Junge nach einem Konflikt mit dem Anstaltsleiter nach London. In den dunklen Gassen der Millionenstadt gerät der Junge in die Hände des zwielichtigen Bandenchefs Fagin (Yvan Barth). Dieser schickt ihn zusammen mit den anderen jugendlichen Taschendieben auf Beutetour.

Oliver, gefangen im kriminellen Milieu, verliert jedoch nie seinen Sinn für Menschlichkeit und Gerechtigkeit. Er gerät schliesslich an den wohlhabenden Mr. Brownlow, der sich des Jungen annimmt. Das Happy End täuscht jedoch nicht über die sozialen Missstände hinweg, die Dickens in seinem Roman anprangert. In der Schülerinszenierung ist es der Chor, der als namenlose Masse von verarmten Kindern auftritt und damit dem Elend eine Bühnenstimme gibt.

Überzeugendes Bühnenbild
Die Adaption des Musicals ist den Oberstufenschülern überaus gut gelungen. Der Chor überzeugte durch hohe stimmliche Präzision und liess die Zuschauer nach der Vorstellung wohl mit ein paar Ohrwürmern im Kopf zurück. Zu nennen sind insbesondere auch die Solisten, die allesamt eine hervorragende Leistung zeigten. Yvan Barth alias Fagin vermochte es, den rauen Akzent eines Londoner Vorstadtgangsters authentisch zu wiederzugeben und verlieh seiner Rolle damit zusätzliche Glaubwürdigkeit. Die stark gekürzte Version von Dickens Romanhandlung mutet jedoch etwas unfertig an.

Die komplexe verwandtschaftliche Beziehung Olivers zu Mr. Brownlow etwa wurde nicht mal ansatzweise erwähnt. Dafür überzeugte das Bühnenbild umso mehr: Ob Suppenküche, Bandenversteck oder Buchhandlung – die aufwändig gestalteten Kulissen machten die Aufführung zu einem wahren Augenschmaus.

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