Raus aus der Box

Das Schaulager feiert sein 20-Jahr-Jubiläum. Ab dem 10. Juni sehen Besucherinnen und ­Besucher, welche Schätze in diesem imposanten Bau ausgestellt sind.

Öffnet seine Tore wieder: das Schaulager in Münchenstein.Foto: Schaulager / Tom Bisig
Öffnet seine Tore wieder: das Schaulager in Münchenstein.Foto: Schaulager / Tom Bisig

Das auffällige Gebäude ist von verschiedenen Seiten sichtbar, die meisten wissen, dass es «Schaulager» heisst und Kunst drin ist. Was es aber genau mit dem Schaulager auf sich hat, wissen die wenigsten. Dafür lohnt sich ein kleiner Blick in das letzte Jahrhundert: Die Emanuel Hoffmann-Stiftung wurde bereits 1933 von Maja Hoffmann-Stehlin, der späteren Maja Sacher, im Gedenken an ihren sehr früh verstorbenen Ehegatten gegründet.

Sein Engagement für zeitgenössische Kunst wollte sie weiterführen. Ihr war es wichtig, dass das Publikum die Werke sehen konnte. Sie traf daher eine Vereinbarung mit dem Kunstmuseum, das Werke regelmässig ausstellte. Doch der Platz war beschränkt, was später zur Folge hatte, dass das Museum für Gegenwartskunst gegründet wurde. Da bekam die zeitgenössische Kunst mehr Platz. Als 1995 Maja Oeri Stiftungsratspräsidentin wurde, war das Platzproblem immer noch da – es war die Zeit, in der private Museen fast am Laufmeter gegründet wurden.

Kein neues Museum, dafür ein neuartiges Lager

Doch Oeri entschied sich dagegen, weil sie befürchtete, dass dann wieder ein Teil der Werke in einem Lager verschwindet und diese Werke dem interessierten Publikum ­vorenthalten werden. Da kam die Idee auf, einen grossen Lagerraum zu ­erschaffen, der zumindest für das Fachpublikum und Studierende offen wäre. ­Damit das optimal umgesetzt werden konnte, musste ein neuer Gebäudetypus entwickelt und erschaffen werden, und zwar so, dass die «Lagerräume» begehbar sind und die Kunstwerke betrachtet werden können. «Alle Kunst ist aufgebaut. Das ist ein grosser Vorteil für diejenigen, die damit arbeiten wollen», erklärt Isabel Friedli. Die Kuratorin des Schaulagers betont, wie hilfreich es sei, wenn beispielsweise Kunsthistoriker oder Kunststudentinnen die Werke im Original sehen und untersuchen können. «Sie müssen nicht auf eine Ausstellung warten.»

Aber auch Sekundärliteratur und Betrachtungen von Videos im Internet geben nicht die gleiche Hintergrundinformation wie der direkte Blick auf das Werk. So nutzen Forschende wie auch Studierende die Möglichkeiten des Schaulagers, aber auch Schulklassen kommen vorbei, um die Kunstwerke einmal in Ruhe anzusehen. «Wir wollen bewusst diesen Zugang ermöglichen und erklären, wofür das ­Gebäude ist», sagt Friedli.

Die Entwicklung der Kunst benötigt Platz

Das Schaulager hat sich lokal und international bereits einen Namen als Dokumentations- und Recherchestelle gemacht. Nun ist mit dem 20-Jahr-Jubiläum der Zeitpunkt da, das Gebäude wieder einmal für die gesamte Öffentlichkeit zu öffnen. «Wir haben letztes Jahr realisiert, dass der 20. Geburtstag ansteht», erzählt die Kuratorin. Sofort sei klar geworden, dass dies der Anlass sein soll, die Tore zu öffnen.

In naher Zukunft möchte das Schaulager weiterwachsen. Ein Erweite­rungsbau ist in der Projektphase, aber ­spruchreif sei noch nichts. «Die Kunst­schaf­fenden sind ihrer Zeit voraus», erklärt Friedli, daher benötige es neue Räume, um die Werke der Zukunft mit neuen technischen Möglichkeiten aufzubewahren und zu zeigen.

Doch vorher geht am 10. Juni die Türe für all diejenigen auf, die sich nicht ständig mit zeitgenössischer Kunst beschäftigen. Das Ticket ist für drei Besuche ­gültig. «Gewisse Arbeiten benötigen eine längere Betrachtung», meint Friedli. Und sie räumt mit einem Schmunzeln ein: «Es ermüdet auch.»

Mit dem Ausstellungstitel «Out of the Box» spielt das Schaulager auf das eigene Konzept an. «Out of the Box: Das geschieht mit den Werken, wenn sie hier ankommen», beschreibt Friedli. Das steht im Gegensatz zu anderen Museen, in denen die Werke verpackt bleiben, bis sie ausgestellt werden.

Die Kunst erhalte im Schaulager ihre «eigenen Zimmer», wie Friedli sagt. Das benötigt bei «zeitbasierten Medienwerken», wie neu Video- oder Bewegtbildinstallationen genannt werden, meist viel Platz. Gerade die Jubiläumsausstellung bietet Anlass, die Boxen, in denen sie ­gezeigt werden, genauer anzusehen. «Sie zeigen, wie viel Platz und Entfaltungsraum die Werke benötigen.» Das ist der Preis, um Kunst im Original sehen zu dürfen.

Ausstellung «Out of the box – 20 Jahre Schaulager»: 10. Juni bis 19. November.

Öffentliche Vernissage am Freitag, 9. Juni, ab 17.30 Uhr. schaulager.org

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