Pures Konzertvergnügen

Für das erste Adventskonzert konnte die katholische Kirche Münchenstein das renommierte Ensemble «Singer Pur» verpflichten. Dem Publikum wurde Vokalkunst auf höchstem Niveau geboten.

Starke Stimmen: (v. l.) Felix Meybier, Christian Meister, Manuel Warwitz, Claire Elizabeth Craig, Marcel Hubner und Jakob Steiner. Foto: Michael Reinecke

Mit zahlreichen Auszeichnungen, internationalen Konzerttourneen, prämierten CD-Einspielungen und einem jährlich stattfindenden eigenen Festival zählt das deutsche Ensemble «Singer Pur» zu den international führenden A-cappella-Formationen. In Münchenstein zeigte das Ensemble sein Können im Rahmen eines in vielerlei Hinsicht vielfältigen Weihnachts- und Adventsprogramms: Sprache, Stil, Besetzung und Arrangements variierten abwechslungsreich. Dass ein Ensemble-Mitglied krankheitsbedingt ausfiel, war für die Profis kein Problem: Das Programm wurde kurzerhand für fünf Stimmen umgebaut. Normalerweise singt das Ensemble zu sechst in der ungewöhnlichen Kombination aus fünf Männerstimmen (drei Tenöre, ein Bariton, ein Bass) und einer Sopranstimme und ist in dieser Formation seit der Gründung 1992 erfolgreich. Die Besetzung veränderte sich im Lauf der Jahre, aber erst im Februar dieses Jahres verliess das letzte Gründungsmitglied das Ensemble.

Nachdem sie in den letzen Jahren einen Fokus auf deutschsprachige Weihnachtslieder gelegt hatten, wollten die Ensemble-Mitglieder mit dem aktuellen Programm die Vielfalt weihnächtlicher ­Musik zeigen: «Wir wollten wissen, welchen Zugang andere Länder und Kulturen zum Weihnachtsfest haben. Der Klang der Sprache, die Rhythmen sind sehr unterschiedlich. Das macht es nicht nur für das Publikum, sondern auch für uns sehr abwechslungsreich», erzählt Bariton Jakob Steiner im Gespräch mit dem ­Wochenblatt.

Komplexität und Raffinesse

Dass Weihnachtsmusik nicht nur besinnlich sein kann, sondern auch beschwingt und tänzerisch, zeigte beispielsweise das spanische Stück «Riu, Riu, chiu» von Mateo Flecha el Viejo, das vom Ensemble so mitreissend gesungen wurde, dass das Publikum es sich nicht nehmen liess, spontanen Zwischenapplaus zu spenden, obwohl das Ensemble zuvor darum gebeten hatte, sich den Applaus für den Schluss aufzusparen. Es folgten weitere Stücke unter anderem aus Russland, Rumänien und Gabun. Aber auch altbekannten Stücken wie der böhmischen Volksweise «Kommet ihr Hirten» verlieh das Ensemble mit kunstvollen Arrangements einen neuen Anstrich. Während manche Stücke nur zurückhaltend an die Kombination von vier Männerstimmen und ­einer Sopranistin angepasst wurden, setzten «Singer Pur» bei anderen Stücken geradezu zu einem Steigerungslauf in Bezug auf Komplexität und Raffinesse an. Aber auch die ruhigen Töne traf das Ensemble vortrefflich. Mit grosser Zartheit wurde das österreichische Volkslied «Es wird scho glei dumpa» in nochmals reduzierter Formation bestehend aus lediglich zwei Tenor- und einer Bassstimme vorgetragen. Die Stärke des Ensembles liegt nicht nur in der hohen Qualität des Vortrags, sondern auch in der offenkundigen Freude am harmonischen Zusammenwirken ihrer Stimmen. Sie scheinen die musikalischen Herausforderungen, die sie sich selbst stellen, zu geniessen.

Neben ihrer Konzerttätigkeit sind die Mitglieder des Ensembles auch viel im pädagogischen Bereich tätig, besuchen Schulklassen und arbeiten mit lokalen Chören zusammen. Und alle haben auch noch eigene Tätigkeiten, «aber unser Hauptprojekt ist das Ensemble», verrät Steiner. Dieses führt sie auch immer wieder in internationale Konzertsäle, zuletzt nach Taiwan. «Nur in Singapur waren wir noch nie, obwohl unser Name so ähnlich klingt», meint der Bariton schmunzelnd.

Eine neue Konzertkirche für die Region?

In Münchenstein gefiel dem Ensemble insbesondere die gute Akustik der Kirche. «Es hat Spass gemacht, hier zu singen», sagt Steiner sichtlich begeistert. Das ist kein Zufall: «Beim Umbau 2019 arbeiteten Architekten und Akustiker zusammen, um ein optimales Klangerlebnis zu schaffen», erzählt Marjorie Marx, Organistin der katholischen Kirche und zusammen mit dem Präsidenten der Kirchgemeinde Beat Siegfried Organisatorin des Konzerts. Das Ziel der beiden ist es, die Kirche St. Franz Xaver als neue Konzertkirche in der Region zu etablieren. Dazu braucht es laut Marx musikalische Highlights. Sie und Siegfried sind daher darum bemüht, ­hochkarätige Formationen nach Münchenstein zu bringen, so wie «Singer Pur» – oder kommende Woche das VocalEnsemble der Mädchenkantorei am Freiburger Münster. Beat Siegfried will auch Aufmerksamkeit für die Kirche als Kulturinstitution schaffen: «Die Konzerte schaffen einen Anknüpfungspunkt, um die Kirche wahrzunehmen.»

Zweites Adventskonzert: Vocal Ensemble der Mädchenkantorei am Freiburger Münster, kath. Kirche Münchenstein, 17 Uhr

Weitere Artikel zu «Münchenstein», die sie interessieren könnten

Münchenstein09.05.2024

Neue Kabel, neuer Putz: «Beauty Days» für die Dorfkirche

Auch eine Kirche braucht Strom. Damit dieser fliesst, müssen die Kabel in der Bartholomäus-­Kirche nach 50 Jahren ­ausgewechselt werden. Um die Sanierung zu…
Münchenstein01.05.2024

Sein Ausgleich liegt im Neuen

Der Münchensteiner Architekt Rolf Stalder übergibt sein Restaurant Gartenstadt in neue Hände. Der umtriebige Unternehmer will keine ruhige Kugel schieben,…
Münchenstein01.05.2024

Tote Skorpione, Schildkröten ohne Wasser: Münchensteiner verurteilt

Ein 55-jähriger Mann aus Münchenstein fiel wiederholt durch Verstösse gegen das Tierschutzgesetz auf und hielt sich auch nicht an ein Tierhalteverbot. Per…