Ozeanische Klangfluten

Das Neue Orchester Basel (NOB) vermochte am letzten Samstag mit Bruckners gewaltiger 4. Sinfonie zu begeistern. Der Klarinettist Pablo Barragán überzeugte als Solist in Debussys «Première Rhapsodie».

Perfekter Ansatz und geschmeidige Modulationen: Solist Pablo Barragán in der «Première Rhapsodie» von
Perfekter Ansatz und geschmeidige Modulationen: Solist Pablo Barragán in der «Première Rhapsodie» von

Ginge es nach der Qualität des Gebotenen, hätte das reformierte Kirchgemeindehaus besser besucht sein dürfen. Unter dem Thema «Verklärung» bot das international besetzte Neue Orchester Basel unter Christian Knüsel ein attraktives Programm, das etwas vom Programmheft abwich. Zu Beginn standen vier Stücke der Orchesterfassung von Maurice Ravels Suite «Le Tombeau de Couperin», die ursprünglich für Klavier geschrieben worden war. Nach dem mit einem Klarinettenmotiv eingeleiteten Prélude wussten in der tänzerischen Forlane mit ihrem synkopischen Rhythmus insbesondere die Holzbläser zu gefallen. Das Menuett im Dreivierteltakt enthält geheimnisvoll verschattete Passagen, die auf ein tragisches Grundgefühl hindeuten. Im Rigaudon, in dem die Streicherpizzicati, aber auch die Flöte von Frederic Sánchez gut zur Geltung kamen, wurde die Musik im Mittelteil lyrisch.


Preisgekrönter Klarinettist

Mit der ebenfalls impressionistischen «Première Rhapsodie» von Claude Debussy ging es weiter. In diesem Werk dachte Debussy den Bläsern eine neue Rolle zu und verband die Poesie der Klangfarben mit der neuen Technik des chromatischen Legato. Der Klarinettensolist Pablo Barragán begann den träumerischen Teil mit einem abgedeckten Klang und liess dann sein Instrument in allen Schattierungen erblühen. Er war in den virtuosen Sprüngen, Läufen und Staccatostellen ebenso überzeugend wie im Pianissimo. Im lebhaft scherzenden Teil meinte man schon fast, Gershwin zu hören, der von Debussy tatsächlich stark beeinflusst war. Auch die subtile, orientalisch anmutende Zugabe von Eric Satie, begleitet von der Harfenistin Severine Schmid, wusste in ihrer Musikalität zu gefallen.


Bruckners «Romantische» überwältigt

Als Höhepunkt erwies sich die 4. Sinfonie von Anton Bruckner, die «Romantische». Christian Knüsel sprach von einem Werk «mit eigenen Dimensionen» und verglich es mit einer anstrengenden Bergtour. Bei der «Romantischen» denkt man denn auch unwillkürlich an Bergbilder von Hodler und Segantini. Hier ist Musik zur Naturgewalt geworden. Schon von der Lautstärke her arbeitet Bruckner mit dem Mittel der Überwältigung, obwohl sich intime lyrische Passagen und klangliche Gewitter durchaus abwechseln.

Christian Knüsel erwies sich als exzellenter Bergführer auf dieser musikalischen Parforce-Tour und als Meister des Spannungsaufbaus. Er dirigierte auswendig, unprätentiös und mit präzisen Einsätzen. Sowohl Streicher wie auch Bläser liessen sich von seiner Begeisterung zu höchsten Leistungen mitreissen. Die Akustik des Raums kam nur bei den Fortissimo-Stellen an ihre Grenzen, da die Betonmauer hinter dem Orchester die Durchhörbarkeit etwas beeinträchtigte. Das ändert nichts am Gesamturteil: Eine herausragende Interpretation von Bruckners 4. Sinfonie, die mit grossem Applaus verdankt wurde.

Weitere Artikel zu «Münchenstein», die sie interessieren könnten

Münchenstein06.08.2025

Es röhrt und dröhnt wieder auf dem Walzwerk

Am Samstag von 10 bis 18 Uhr steht wie jedes Jahr zum Ende der Sommer­ferien der Event «Oldtimer im Walzwerk» an: Hunderte historische Fahrzeuge und Tausende…
Münchenstein23.07.2025

Stadt-Gefühl im Grünen: Sommerbistro geht in die nächste Runde

Bereits zum vierten Mal lädt das Sommerbistro ein zu kulinarischem und kulturellem Programm auf der Wiese in der Oberen Loog. Die Vereinspräsidentin verrät,…
Münchenstein16.07.2025

Süss und sozial: Gelati Gasparini floriert – und zügelt wohl bald

Das Geschäft der Glace-Manufaktur Gelati Gasparini in Münchenstein blüht. Der Erfolg hat seine Konsequenzen: Bald zügelt das Unternehmen nach Pratteln, wo mehr…