Münchenstein wächst 100 Meter in die Höhe

Die Gemeindeversammlung genehmigte das geplante Hochhaus mit 188 Wohnungen im Spenglerpark. Gegner und Befürworter diskutierten zwei Stunden lang.

Skyline: Mit seinen 100 Metern soll das Haus so hoch wie der Basler Messeturm werden und damit städtebaulich einen Akzent setzen.  Foto: ZVG
Skyline: Mit seinen 100 Metern soll das Haus so hoch wie der Basler Messeturm werden und damit städtebaulich einen Akzent setzen. Foto: ZVG

Mit 154 zu 109 Stimmen hat die Gemeindeversammlung am Montagabend dem Quartierplan Spenglerpark und damit dem geplanten Hochhaus mit 188 Wohnungen zugestimmt, das mit 100 Metern so hoch wie der Basler Messeturm und damit das höchste Gebäude im Kanton Baselland wäre. Gemeindepräsident Giorgio Lüthi zeigte sich nach zwei Stunden Diskussion erleichtert, hatte allerdings mit diesem Ergebnis gerechnet: «Ich kenne alle 109, die heute dagegen gestimmt haben: Es sind alles Anwohner.» Zu diesen gehört Michèle Oyahon. Sie kritisierte, dass es keinen Architekturwettbewerb gegeben habe und keine Varianten für die Gestaltung des Hochhauses ausgearbeitet worden seien. Das neue «Wahrzeichen» Münchensteins füge sich nicht harmonisch in die umliegende Bebauung ein; dabei müsse man nicht nur die bestehende Bebauung im Spenglerpark mit einer Höhe von 30 Metern in Betracht ziehen, sondern auch die Wohnhäuser der umliegenden Quartiere mit lediglich drei Stockwerken. Sie sehe in dem Hochhaus einen Prestigebau und weniger das nachhaltige Verdichten, von dem der Gemeinderat spreche. Andere Gegner führten an, dass die ÖV-Verbindung nicht so gut sei, wie vom Gemeinderat behauptet: Das Elfer-Tram sei bereits überlastet.


Hochhaus muss nachhaltig gebaut werden

Der Grünliberale Andreas Knörzer meinte hingegen, in der langen Bauphase des Hochhauses sei noch genügend Zeit, den Situation im öffentlichen Verkehr zu verbessern, der auch von vielen anderen Faktoren beeinflusst werde. Ausserdem könne das Verkehrsaufkommen vermindert werden, wenn einige der derzeit 250 Arbeitnehmer im Spenglerpark in das Hochhaus zögen. Mit grosser Mehrheit wurde der Änderungsantrag der Grünen angenommen, dass das Hochhaus nicht wie vom Gemeinderat vorgesehen dem Minergie-P-Standard entsprechen solle, sondern die Zertifizierung nach dem umfassenderen «Standard nachhaltiges Bauen Schweiz» (SNBS) erlangen müsse.

Die Gemeindeversammlung genehmigte ausserdem das Budget 2020 mit einem Defizit von 1,677 Millionen Franken. Letzteres ist damit leicht höher als 2019 mit 1,488 Millionen Franken, entspricht aber der Schätzung des Finanzplans vor einem Jahr. Investitionen im Allgemeinen Haushalt sind im kommenden Jahr in Höhe von 3,75 Millionen Franken geplant. Die Abfallbeseitigung über die Gebühren ist laut Gemeinderat David Meier überfinanziert. Der Gemeinderat rechnet bis 2024 durch die Arealentwicklung gemeindeeigener Grundstücke mit Einnahmen von rund 24 Millionen Franken.

An Investitionen plant Münchenstein zwischen 2022 und 2024 unter anderem für 8,5 Millionen Franken den Neubau des Gemeindehauses, für 4,1 Millionen Franken den Neubau des Kindergarten Neuewelt. 6,7 Millionen Franken sind für die Strassensanierung im Lehenrain und in der Bottmingerstrasse sowie den Bau der Passerelle vom Dreispitz zu den Merian-Gärten vorgesehen. 4,5 Millionen sind für die Sanierung der Sportplätze und Erneuerung der Spielplätze geplant, weitere sechs Millionen für Quartierplanungen, neues Pumpwerk, Wasser und Kanalisation sowie Sanierung von Wohnliegenschaften und Werkhof. Meier errechnete einen Bedarf von 71 Millionen Franken für alle Investitionen, wofür die Gemeinde unter anderem 45 Millionen Kredit aufnehmen und 15 Millionen selbst finanzieren will. Die Rechnungsprüfungskommission nannte die erwarteten Einnahmen «optimistisch».

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