Münchenstein hat wenig von teurer ELBA-Variante

Der Landrat hat sich am Donnerstag vor zwei Wochen für die teurere Variante der Entwicklungsplanung Leimental-Birseck-Allschwil entschieden. Münchensteiner Interessen blieben dabei auf der Strecke.

Zukunftsvision: Die Tramstrasse könnte zur neuen Kantonsstrasse mutieren und den Dorfkern entlasten. Noch sieht der Kanton das jedoch anders.  Foto: Edmondo Savoldelli
Zukunftsvision: Die Tramstrasse könnte zur neuen Kantonsstrasse mutieren und den Dorfkern entlasten. Noch sieht der Kanton das jedoch anders. Foto: Edmondo Savoldelli

Lukas Hausendorf

Am Dienstag vor einer Woche präsentierte der Baselbieter Regierungsrat in Liestal sein «Finanzstrategie» getauftes Sparprogramm. Bis 2019 sollen die Kosten um 188 Millionen Franken heruntergefahren werden, mit teils stark umstrittenen Massnahmen zulasten des öffentlichen Verkehrs, der Bildung und partnerschaftlichen Institutionen mit Basel-Stadt. Einen Monat zuvor hatte sich der Landrat für die Variante «Ausbau» der Entwicklungsplanung Leimental-Birseck-Allschwil, kurz ELBA, ausgesprochen. Voraussichtliche Kostenfolge: 1,8 Milliarden Franken.

Es wäre aber auch günstiger gegangen, die Variante «Umbau» hätte nur 800 Millionen gekostet. Im Landrat hatten sich dafür vergeblich die Grünen, Grünliberalen und SP ausgesprochen. Der bürgerliche Block überstimmte sie aber zugunsten der auch von der Regierung favorisierten Ausbau-Variante. Die SP ergriff postwendend das Referendum. Der Partei, deren Co-Präsident seit Kurzem der Münchensteiner Adil Koller ist, hilft dabei nicht allein die desolate finanzielle Situation des Kantons, Stimmen für ihre Anliegen zu finden. Schützenhilfe könnte die SP nun auch von Münchenstein erhalten. Zentrale Anliegen der Gemeinde wurden in gewählten ELBA-Vorlage nämlich nicht berücksichtigt.

Entwicklung im alten Dorf blockiert
Die günstigere Variante «Umbau» hätte nämlich eine Verlegung der Hauptstrasse, welche durch das alte Dorf führt, via Gstad ins Tal vorgesehen. Die Kosten dafür werden auf 60 Millionen Franken geschätzt. Das hätte Münchenstein die Gelegenheit gegeben, das alte Dorf verkehrstechnisch zu beruhigen und zu beleben. Anwohner und Ladenbesitzer wünschen sich schon lange eine Tempo-30-Zone, wogegen sich der Kanton sperrt. Der Wunsch, mit einer Verlegung der Kantonsstrasse die beiden Arbeitsgebiete von kantonaler Bedeutung «Im Tal» in Arlesheim und «Unter Gstad» in Münchenstein direkt zu erschliessen, wurde auch in einem an die Regierung überwiesenen Postulat von Urs Leugger (Grüne) 2012 geäussert.

Die Regierung führte damals in ihrer Stellungnahme aus, dass dies nur infrage käme, wenn es im betreffenden Gebiet eine massgebliche Nutzungsverdichtung und Siedlungsentwicklung gäbe. Letzteres wird passieren mit der Umnutzung des VanBaerle-Areals, das nach dem Wegzug der Firma mehrheitlich zum urbanen Wohnquartier werden soll. Vorerst ist mit dem Landratsentscheid die neue Verkehrsführung durch Münchenstein aber in weite Ferne gerückt.

Schützenhilfe von Gemeinden?
Findet die SP damit in der Gemeinde einen neuen Verbündeten? Schon in der Vernehmlassung schrieb der Münchensteiner Gemeinderat: «Es ist für Münchenstein nicht nachvollziehbar, weshalb der Sundgauerviadukt in allen Stossrichtungen gestrichen wurde und die neue Talstrasse nur in der Stossrichtung ‹Umbau› aufgenommen wurde.» Das Referendum der SP ist so gesehen im Sinne der Gemeinde. «Haben wir damit Erfolg, bekommt die ELBA-Variante ‹Umbau› eine zweite Chance», sagt Adil Koller. Er schliesst nicht aus, dass sich die Gemeinde dem Referendum anschliesst. Allenfalls könnte daran auch Arlesheim Interesse haben. Münchensteins Gemeindepräsident Giorgio Lüthi weilt in den Ferien. Eine Stellungnahme war nicht zu bekommen.

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