Mit dem Piano verschmelzen

Der international bekannte Jazz-Pianist John Brodbeck lieferte am Freitag in der Trotte Münchenstein ein grandioses Jazz-Konzert.

Faszinierendes Schauspiel: Jean-Paul Brodbeck spielte konzentriert und voller Leidenschaft. Foto: Caspar Reimer
Faszinierendes Schauspiel: Jean-Paul Brodbeck spielte konzentriert und voller Leidenschaft. Foto: Caspar Reimer

Die Kulturkommission der Bürgergemeinde Münchenstein hatte am vergangenen Freitag in die Trotte zu einem Soloklavierkonzert mit Jean-Paul Brodbeck, einem international beachteten und bekannten Jazz-Pianisten aus Basel, eingeladen. Der 46-jährige Musiker habe sogar «Münchensteiner Wurzeln», wie die Präsidentin der Kulturkommission, Therese Mathys, den Künstler ankündigte. Was folgte, darf als zweistündige Reise zur Ekstase bezeichnet werden: Begann das Konzert noch gemächlich und leicht, steigerte sich die Intensität der Musik immer mehr, um dann im zweiten Teil nach einer kurzen Pause ihren Höhepunkt zu erreichen. Brodbeck dabei zuzusehen, wie er ganz konzentriert und voller Leidenschaft sein Instrument spielte, war an sich schon ein faszinierendes Schauspiel. Zeitweise überkam einen das Gefühl, der Pianist würde gar mit dem Piano verschmelzen.


Sich treiben lassen
Brodbeck war schon sein Leben lang ein begeisterter Musiker: Im Alter von 12 Jahren gründete er seine erste Band und war später unter anderem Gründungsmitglied einer Jazzrock-Gruppe. Neben und nach seinem Studium am Konservatorium gab er unzählige Konzerte in verschiedensten Formationen und auf internationaler Bühne. Brodbeck gilt auf dem Gebiet der Improvisation als einer der besten Pianisten. Als kürzlich ein anderer bekannter Klavierkünstler aus den USA wegen Corona nicht für ein Konzert nach Europa ausreisen konnte, hatte Brodbeck ihn kurzerhand vertreten. Dabei scheint es ihm leicht von der Hand zu gehen, komplexe Kompositionen zu improvisieren, wie er am Freitag unter Beweis gestellt hatte. Auf die Frage, ob das ganze Konzert am Freitag frei improvisiert war, sagt er: «Ich würde sagen, es ist vieles sehr spontan, aber einige Eckpunkte sind einstudiert. Oder anders gesagt: Ich versuche, das Einstudierte nicht wie vorbereitet erklingen zu lassen, so kann auch das Improvisierte wie fest komponiert wirken.» Mit zunehmendem Alter würde er aber dem Moment und der Improvisation freien Lauf lassen: «Ich beginne mit einem Thema, lasse mich dann treiben und versuche, wieder zurückzufinden.»


Stationen einer Entwicklung
Am Freitag gab Brodbeck unter anderem Einblicke in sein neustes Album mit dem Titel «Expansion»: «Die Idee zum Album kam mir letztes Jahr, als eine Serie von neuen Kompositionen entstand, die ich unbedingt solo spielen wollte», erzählt Brodbeck dem «Wochenblatt». «Alle Kompositionen sind für mich Stationen einer Entwicklung. Eine Verarbeitung momentaner Lebenslagen.» Neben eigenen Kompositionen spielte der Jazz-Pianist Variationen seiner Vorbilder und Vorgänger – besonders grossen Applaus erntete eine Improvisation über den US-JazzSaxofonisten John Caltrain. Auch wenn die Zeiten während Corona für Künstler «ausserordentlich schwierig» sind, hat Brodbeck Zukunftspläne: «Ich spiele aktuell in verschiedenen Projekten. Sicher sind Kleinformationen wie Duo, Solo oder Trio meine Hauptsteckenpferde.»

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