Können wir uns das Alter noch leisten?

Am Sonntag lud die Stiftung Hofmatt zu einer Podiumsveranstaltung um die Themenkreise Alter, Wertschätzung und Finanzierbarkeit.

Diskutierten über die Wertschätzung der älteren Generation (v. l.): Daniel Bollinger (Heimleiter Hofmatt), Bea Heim (Nationalrätin Kanton Solothurn), Pasqualina Perrig-Chiello (Professorin am Institut für Psychologie der Universität Bern) und M
Diskutierten über die Wertschätzung der älteren Generation (v. l.): Daniel Bollinger (Heimleiter Hofmatt), Bea Heim (Nationalrätin Kanton Solothurn), Pasqualina Perrig-Chiello (Professorin am Institut für Psychologie der Universität Bern) und Moderator Roger Thiriet. Foto: Isabelle Hitz

Isabelle Hitz

Zwischen sechs- und zwölftausend Franken kostet der Aufenthalt in einem Alters- und Pflegeheim pro Monat, so auch im erweiterten Zentrum Hofmatt. Wer den Betrag nicht selber berappen kann, hat Anspruch auf Ergänzungsleistungen. Der Kanton Baselland hat allerdings per 1. Januar 2016 die Ergänzungsleistungen für Pflege und Betreuung im Alter auf dem Tarif von 2015 eingefroren, Anfang 2017 sollen die Leistungen gar abgebaut werden, wie Heimleiter Daniel Bollinger erklärt: «Erstmals wird offen und unumwunden in Kauf genommen, dass sich ein Bewohner trotz Ergänzungsleistungen die Pflege und Betreuung nicht mehr leisten kann.» Es stellt sich die Frage, ob sich die Schweiz bei der markanten Alterung der Bevölkerung die Kosten für die Betreuung und Pflege der Ältesten auch in Zukunft leisten kann oder will.

Für Bea Heim, Nationalrätin Kanton Solothurn und Co-Präsidentin der parlamentarischen Gruppe für Altersfragen steht ausser Frage, dass die ältere Generation ein Anrecht auf ein würdiges Alter hat. In der Schweiz herrsche keine

finanzielle Not, sondern eine fehlende Wertschätzung des Alters. Im Umgang mit älteren Menschen erlebe sie häufig ein inneres sich Zurücknehmen, wenn etwa Menschen Ergänzungsleistungen aus falscher Scham nicht annehmen oder zögern, sich einem medizinischen Eingriff zur Verbesserung des Sehvermögens zu unterziehen, weil sie der Meinung sind, dass sich das in einem gewissen Alter nicht mehr lohne. In der Politik sei keine Freude über die hohe Lebenserwartung in unserem Land zu spüren, im Gegenteil, das Alter würde als Last angesehen. «Ich hoffe, dass die ältere Generation sich das nicht mehr länger gefallen lässt», so Heim.

Die Älteren wertschätzen

Auch Pasqualina Perrig-Chiello, Professorin am Institut für Psychologie der Universität Bern, wünscht sich eine neue Werthaltung und mehr Solidarität unter den Generationen, aber auch eine Stärkung der Familie als System. In den Familien würde viel Pflege- und Betreuungsarbeit geleistet. Wenn das so bleiben soll, braucht es ein klares Ja zur Familie. «Man kann nicht immer über eine tiefe Geburtenrate jammern, ohne die Familie zu stärken», so Perrig-Chiello. Sie ist zuversichtlich, dass sich die neue Altersgeneration organisieren wird, denn die jetzt älter werdenden Menschen sind besser gebildet und politischer als je zuvor. Noch nie hätte es so einen Boom für neue Wohntrends im Alter gegeben wie in den letzten Jahren. Ein Trend, der auch das Alters- und Pflegeheim nicht mehr als Einbahnstrasse verstehen will. In der Hofmatt versucht man, dies aufzugreifen, erklärt Daniel Bollinger. Einfach ist das jedoch nicht, bringt es doch zusätzliche Arbeit und finanzielle Probleme mit sich, denn wer in ein Alters- und Pflegeheim eintritt, muss meist sehr schnell seine Wohnung oder sein Haus verkaufen bzw. künden, um das Heim bezahlen zu können, und kann daher nicht einfach wieder zurück.

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