Jung und Alt gehen über Stock und Stein

Der Münchensteiner Banntag lockte ganze Familien zur Grenzwanderung. Mit Musik und Kanonendonner ging es schnurstracks bergauf.

Start zur Grenzkontrolle: Angeführt vom Musikverein setzt sich die grosse Münchensteiner Rotte in Bewegung.
Start zur Grenzkontrolle: Angeführt vom Musikverein setzt sich die grosse Münchensteiner Rotte in Bewegung.

Oliver Sterchi

Petrus ist ein Banntägler. Diesen Eindruck hatte jedenfalls, wer sich am letzten Donnerstag in Münchenstein zur Grenzwanderung begab. War es am Mittag noch leicht bewölkt, lichtete sich die Wolkendecke im Laufe des Nachmittags und liess die Sonne gewähren. Ob die Wattebällchen am Himmel von den Böllerschüssen vertrieben wurden, die alsbald durch Münchenstein dröhnten? Wer weiss. Die mehreren hundert Banntägler, die sich pünktlich um ein Uhr vor dem Bürgerhaus im alten Dorfkern eingefunden hatten, liessen sich durch meteorologische Spekulationen jedenfalls nicht beirren und traten nach einer Einlage des Musikvereins frohen Mutes die traditionelle Wanderung an.

Voran trabten die festlich gekleideten Reiter mit ihren Pferden. Ganz am Ende des Zuges ging Bürgerrat Peter Brodbeck. Im Gepäck hatte er eine mobile Apotheke, um im Falle eines geschürften Knies oder eines geknickten Fusses erste Hilfe leisten zu können. «Am Ende des Bannwegs gibt es eine besonders steile Stelle, wo öfters mal jemand hinfällt», sagt Brodbeck. Etwas Gröberes als ein blutiges Knie ist jedoch glücklicherweise noch nie passiert.

Sonnenschein hat auch seine Tücken
Unterwegs erzählte der Ur-Münchensteiner Anekdoten von früheren Banntagen. Bis vor 30 Jahren waren nur Bürger zur Wanderung zugelassen. Dass heute auch viele Neuzuzügler und sogar Externe kommen, freut Brodbeck umso mehr. Auch was die Verpflegung betrifft, hat sich in den letzten Jahren etwas geändert: Früher bekam jeder Banntägler einen Fünfliber, heute ist es ein Gutschein für eine Wurst und ein Getränk.

Im Zeitalter von Google maps und GPS hat der Banntag auch seine traditionelle Bedeutung der Grenzsteinkontrolle verloren. War es früher eine eherne Bürgerpflicht, die Gemeindegrenzen zu kontrollieren, so ist der Anlass heute ein gemütliches Familienfest für jedermann und jedefrau. Letzteres ist nicht selbstverständlich, was der Vergleich mit dem Liestaler Banntag zeigt: Dort sind nach wie vor nur Männer zugelassen.

Dass der Sonnenschein auch seine Tücken haben kann, bekam die bunt gemischte Banngesellschaft spätestens beim Aufstieg zur Festhütte im Schlössliwald zu spüren. Die Hitze raubte den tapferen Bergsteigern den letzten Schnauf. Umso glücklicher waren die hungrigen und durstigen Wanderer, als das Festzelt endlich in Reichweite schien. Bei Wurst, Wein und Bier liessen die Banntägler den erlebnisreichen Tag zusammen ausklingen.

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