Herzblut für die unverfälschte Baselbieter Tracht

Die in Münchenstein lebende Eveline Meier setzt sich in der Trachtenkommission Baselland für einen sorgsamen Umgang mit den traditionellen Kleidungstücken ein.

Fachkundig: Eveline Meier präsentiert ein sorgfältig gestaltetes Schultertuch.  Foto: Heiner Leuthardt
Fachkundig: Eveline Meier präsentiert ein sorgfältig gestaltetes Schultertuch. Foto: Heiner Leuthardt

Wer sich mit Trachten befasst, schätzt sie als Teil unserer Kultur. Überzeugte Trägerin der Baselbieter Tracht ist die in Münchenstein lebende Eveline Meier. Sie präsidiert den Trachtenverein Münchenstein und seit 2009 auch die Trachtenkommission Baselland. Dort setzt sie sich gemeinsam mit ihrem Team dafür ein, dass die Baselbieter Tracht nicht verfälscht wird. «Unsere Traditionen, zu dem auch das Trachtenwesen gehört, haben mich immer fasziniert, deshalb bin ich vor 25 Jahren dem Trachtenverein Münchenstein beigetreten.»
Als gelernte Coiffeurin tätigte sie das Schneidern als Hobby. «Heute ist es umgekehrt», lacht sie. Ihre Kenntnisse als Schneiderin sind bei der Trachtenpflege zentral. Dahinter verbirgt sich ein breites Feld ausgehend von der Kenntnis der Tracht, der Materialverwendung bis zur Ausbildung von Trachtenschneiderinnen.


Aufwendige Materialbeschaffung
Gerade die Materialbeschaffung wird immer wie schwieriger, da althergebrachte Stoffe und Herstellungstechniken verschwinden. Ein Beispiel sind die roten Strumpfhosen. «Rote Strumpfhosen werden von uns, sowie in Schaffhausen und im Prättigau getragen.» Als der Vorrat an Strumpfhosen ausging, machte sich Eveline Meier auf die Suche für Nachschub. Fünf Jahre dauerte diese, bis sie in Norditalien einen älteren Mann fand, der die Strumpfhosen in der korrekten Form und Musterung herstellen konnte. «Wir mussten 1400 Strumpfhosen bestellen, damit er überhaupt lieferte. Nach Abschluss des Auftrags hat er seine Maschine verkauft.» Die Trachtenvereinigung konnte den Kauf nicht alleine finanzieren, fand aber beim Kanton die nötige Unterstützung in Form eines zinslosen Darlehens.

Eine weitere Knacknuss, die Eveline Meier lösen musste, war die Beschaffung des Stoffes für den Plisseerock. In Müstair wurde sie fündig. Bei der Beschaffung helfen sich die Präsidentinnen der kantonalen Trachtenkommissionen gegenseitig. «Einmal im Jahr treffen wir uns in einem Kanton. Die Organisierenden zeigen dann jeweils etwas Spezielles aus ihrer Trachtenherstellung, wie etwa den Trachtenschmuck.»


Baselbieter Trachtenschneiderinnen
Zu den Aufgaben von Eveline Meier gehört die Materiallagerung und Abgabe an die Baselbieter Trachtenschneiderinnen. «Bei mir bestellen die Trachtenschneiderinnen das Material. Jede verfügt über einen Ordner, in dem die Materialien etc. aufgelistet sind.» Aktuell sind drei Trachtenschneiderinnen in Ausbildung und legen demnächst ihre Prüfung ab. Auch die Ausbildung und Prüfungsabnahme gehören zu ihren Aufgaben. «Bei Kandidatinnen handelt es sich um gelernte Schneiderinnen, die sich weiterbilden.» Derzeit durchlaufen drei Frauen die Ausbildung und stossen im September, nach erfolgreichem Abschluss, zum Team der fünf aktiven Baselbieter Trachtenschneiderinnen. Alle Aufgaben erledigt Eveline Meier ehrenamtlich. «Es braucht viel Herzblut», meint sie lakonisch und strahlt, auch wenn mit dem verschobenen Jodlerfest und dem Schwingfest zusätzliche Arbeit auch auf sie zukommt.
Weitere Infos: www.trachtevereinigung-bl.ch

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