Fleiss und Bescheidenheit Hand in Hand

Felix Brodbeck wurde mit dem Anerkennungspreis «Münggestei» ausgezeichnet. Die Kulturkommission der Bürgergemeinde verlieh diesen zum ­zehnten Mal.

Frisch geehrt: Beim Apéro nach dem Anlass probiert Felix Brodbeck seinen neuen Weinkühler gleich aus. Foto: Caspar Reimer

Am vergangenen Freitag hat die Bürgergemeinde Münchenstein in die Trotte eingeladen, um den Ehrenpreis «Münggestei» an Felix Brodbeck, der im Wochenblatt schon als das «Gedächtnis Münchensteins» bezeichnet wurde, zu verleihen. Während mehr als 15 Jahren hat der Mann, der sich durch Freundlichkeit und Bescheidenheit auszeichnet, das Fotoarchiv der Bürgergemeinde betreut. Aus originalen Fotos und anderen Dokumenten, die teils in schlechtem Zustand sind, hat er ein digitales Archiv geschaffen, das deren Erhalt für die kommenden Generationen sichert. «Felix begnügte sich nicht damit, die alten Fotos einfach einzuscannen. Er ermittelte durch Recherche die Hintergründe und weckte sie zu neuem, dem digitalen Leben», sagte der ehemalige Gemeindepräsident Giorgio Lüthi, der die Laudatio vortrug. Das Fotoarchiv besteht aus rund 18’000 Fotos, die von der Geschichte Münchensteins erzählen. Unter dem Titel «Münchensteiner Bilderbogen» hat Felix Brodbeck jährlich seine Arbeit an einer Ausstellung präsentiert.

Die Betreuung des Bildarchivs ist allerdings nur eines von vielen Engagements, die Felix Brodbeck auszeichnen. Als Hobby-Ahnenforscher pflegt er etwa Stammbäume aller Münchensteiner Ur-Bürger – so habe etwa Benjamin Huggel einen «äusserst verästelten» Stammbaum.

Felix Brodbeck war zudem Bürgerratspräsident von 1996 bis 2002 und erweckte als solcher den «Bürger-Bott» zum Leben. «Seine sprichwörtliche Vielseitigkeit aufzulisten, würde viel Zeit in Anspruch nehmen», so Giorgio Lüthi. Felix Brodbeck zeichne sich durch etwas aus, «das im Aussterben begriffen ist. Wenn er eine Aufgabe übernimmt, tut er das mit viel Leidenschaft. Dabei will er nie etwas dafür.»

Jurassischer Weinkühler

Um Brodbeck ein passendes Geschenk zu machen, knüpfte die Kulturkommission der Bürgergemeinde Kontakt zu Felicitas Holzgang, die im jurassischen Bonfol als Töpferin arbeitet – die örtlichen Tonablagerungen führten dazu, dass der Ort im 18. Jahrhundert Bekanntheit für sein Töpferhandwerk erlangte. Felicitas Holzgang hat im Auftrag der Kulturkommission der Bürgergemeinde einen Weinkühler angefertigt und dabei – wie beim «Münggestei» Pflicht – einen Stein aus der Birs eingearbeitet.

Am Freitagabend erzählte Holzgang etwa von ihrer Lehre, die sie beim letzten Töpfer von Bonfol in den 1980er-Jahren gemacht hatte: «Man muss sich das wie im Mittelalter vorstellen. Gemeinsam mit meinem Chef ging ich in den Wald, wo wir den Lehm eigenhändig ausgruben und mitnahmen.» Nach ihrer Lehre ging sie nach Deutschland, um Keramikmeisterin zu werden. Heute hat sie in Bonfol ihr Töpfergeschäft: «Dabei stelle ich natürlich nicht mehr normale Gebrauchsgegenstände her, sondern Unikate auf spezielle Wünsche, wie dieser Weinkühler für die Bürgergemeinde.»

Mittelalterliche Klänge

Dem Anlass zu Ehren von Felix Brodbeck mutete etwas Mittelalterliches an, lud doch die Kulturkommission der Bürgergemeinde das Trio «Des Dudels Kern» ein, um die Feier musikalisch zu begleiten. Dabei spielte die Formation Musik, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht  – Klänge, wie sie Brodbeck gerne zu hören pflegt. Dass sich diese Musik bestens in das Ambiente der mittelalterlichen Trotte einfügte, versteht sich von selbst. Der mit Abstand kürzeste Auftritt hatte der Ehrenträger selbst. «Geniessen Sie das Leben. Es geht schnell vorbei. Einige, die mich auf meinem Weg begleitet haben, sind heute nicht mehr da. Aber auch das gehört dazu», sagte er.

Der «Münggestei» ist ein Anerkennungspreis der Kulturkommission der Bürgergemeinde Münchenstein. Er wird in unregelmässigen Abständen verliehen, am vergangenen Freitag zum zehnten Mal.

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