Europapremiere mit Bibel und Banjo

Der Jubilate Chor Münchenstein lud am vergangenen Freitag und Sonntag zu einer besonderen Vorstellung: einer Fusion zwischen Kirchenchor und Bluegrass-Band.

Ein aussergewöhnliches Zusammenspiel: der Jubilate Chor Münchenstein ...

Ein aussergewöhnliches Zusammenspiel: der Jubilate Chor Münchenstein ...

... gemeinsam mit der US-Bluegrass-Band Monroe Crossing. Fotos: Florin Bürgler

... gemeinsam mit der US-Bluegrass-Band Monroe Crossing. Fotos: Florin Bürgler

«Das Werk ist rhythmisch sehr anspruchsvoll, die permanenten Taktwechsel erfordern eine hohe Konzentration», sagt die Chorleiterin und Dirigentin Ilse Zeuner kurz vor Konzertbeginn über die Aufführung im reformierten Kirchgemeindehaus. Die Rede ist von der Komposition «The World Beloved» – eine Kirchenmesse, die von einer Bluegrass-Band begleitet wird. Biblische Lobgesänge von einem Kirchenchor und leichtfüssige Tunes von Banjo und Mandoline sind zwei Genres, die grundsätzlich auch ganz gut ohne einander auskommen. Sollte man meinen: Eine Person, die diese beiden Pole in sich vereint, ist Angelika Hernmarck. Sie engagiert sich in den Vereinsvorständen des Jubilate-Kirchenchors wie auch der Swiss Bluegrass Music Association. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Bluegrass-Messe «The World Beloved» ihren Weg in den Notenordner der rund 25 Sängerinnen und Sänger des Jubilate Chors finden würde.

Schon vor zwei Jahren kam der Anstoss, dieses Projekt umsetzen zu wollen – doch die Suche nach einer hiesigen Band mit geeigneter musikalischer Besetzung gestaltete sich schwieriger als erwartet, erzählt Hernmarck. Doch durch ihre Kontakte in der Welt des Bluegrass konnte sie die renommierte US-Band Monroe Crossing aus Minnesota für das Projekt gewinnen und nach Münchenstein holen. Seit Februar probte der Chor für die beiden Aufführungen – die Band reiste zu Beginn der letzten Woche für drei gemeinsame Proben an. Für die fünf Musikerinnen und Musiker von Monroe Crossing ist das Stück wohlbekanntes Terrain, denn sie brachten diese Bluegrass-Messe bereits über 90-mal in den USA, aber auch in Kanada und Südkorea auf die Bühne. Die Europapremiere haben sie sich aber somit für die beiden Aufführungen am vergangenen Wochenende in Münchenstein aufgespart – da-für flog sogar die Komponistin des Werks, Carol Barnett, aus den USA ein und mischte sich unters Publikum.

Schwungvoll und abwechslungsreich

Der Abend begann mit drei sogenannten Spiritual Songs, die thematisch, aber auch musikalisch für die folgende Bluegrass-Messe aufwärmen sollten. Endgültig in die richtige Stimmung kam das Publikum dann spätestens bei dem rund 20-minütigen Set von Monroe Crossing. Die fünf Musikerinnen und Musiker aus Minnesota traten nach vorne und legten direkt los: Es folgten virtuose Mandolinen- und Geigensoli, auf und ab wandernde Basslines und wild gezupfte Begleitungen auf der Westerngitarre. Dazu kamen mehrstimmige Gesänge und ein Banjo, welches dem Ganzen mit seinem blechigen Klang den typischen Bluegrass-Sound verlieh. Eine mitreissende Mischung, die zu begeistern wusste – so sei der US-amerikanischen Band auch der Ansprache-Fauxpas verziehen, dass sie glaubten, in Dornach statt in Münchenstein zu spielen.

Dann war die Zeit der Messe gekommen: Heraus stach das Kyrie, ein Ruf nach Gottes Gnade in Form eines archaischen Chorliedes, das typischerweise nicht nach einer Banjoeinlage schreit. Doch es passte – für manche vielleicht erstaunlicherweise – ausserordentlich gut zueinander und verschwamm zu einem spannenden Zusammenspiel. Bei den klassischen Elementen der Messemusik wie dem Tritonus oder dem Kirchenschluss wurde nicht gespart, die spezielle Instrumentierung verlieh allem aber eine erfrischend andere Note. Zusammen mit den Soloeinlagen von Sopranistin Tatjana Gazdik und Tenor Felix Rienth, die sich mit im Chor platzierten, wurde ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm geboten – Attribute, die einem traditionellen Messebuch wohl sonst eher seltener zugeschrieben werden dürften.

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