Elektronische Kunst fürchtet keine Grenzen

Wieder zeigt das Haus der Elektronischen Künste (HEK) Werke aufstrebender Künstler, die mit dem Pax Art Awards ausgezeichnet wurden.

Ein Atelier in einer anderen Zeit und einem anderen Ort: Die Installation «Alomeris» von Pe Lang aus dem Jahr 2023. Fotos: Franz Wamhof/zVg

Ein Atelier in einer anderen Zeit und einem anderen Ort: Die Installation «Alomeris» von Pe Lang aus dem Jahr 2023. Fotos: Franz Wamhof/zVg

«Gefühle der Verzweiflung»: «Wasteland, Baby!» von Jennifer Merlyn Scherler.

«Gefühle der Verzweiflung»: «Wasteland, Baby!» von Jennifer Merlyn Scherler.

Kombination aus Technologie und organischen Körpern: Ein Besucher beobachtet das Werk «Metabolic Hardware» von Johanna Bruckner.

Kombination aus Technologie und organischen Körpern: Ein Besucher beobachtet das Werk «Metabolic Hardware» von Johanna Bruckner.

Wer das Haus der Elektronischen Künste (HEK) betritt, gelangt in einen Raum, in dem sich Quantenphysik, Robotik und künstliche Intelligenz mit Philosophien der Welt und Geschichte vermengen und zu einem Ganzen werden. Manchem Liebhaber traditioneller Kunst mögen die ausgestellten Installationen fremdartig, ja suspekt scheinen, doch auch hier gilt: Die Kunst liegt im Auge des Betrachters und wer sich darauf einlässt, wird zumindest mit spannenden Gedankenexperimenten, eindrücklichen Videoarbeiten und faszinierenden Installationen belohnt.

Die aktuelle Ausstellung «Schweizer Medienkunst – Pax Awards 2022» zeigt Werke der prämierten Künstlerinnen und Künstler Pe Lang, Johanna Bruckner und Jennifer Merlyn Scherler. Seit 2018 wird der Preis von der Art Foundation Pax verliehen, einer Stiftung zur Förderung der digitalen und bildenden Kunst. Mit dem Preisgeld erarbeiten die Künstlerinnen und Künstler neue Werke, die dann im HEK der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Hauptpreisträger des Pax Art Awards 2022 ist Pe Lang, der sich mit seinen kinetischen Installationen in der Schweizer Medienkunstszene bereits einen Namen gemacht hat. Die nun für die Ausstellung neu entstandene und durch die Art Foundation Pax geförderte Arbeit mit dem Namen «Alomeris» zeigt eine Installation, die aus mehreren thematisch zusammenhängenden Teilen besteht. Das Ensemble ist in einem Raum organisiert, der ein Atelier darstellen kann, aber zu einer anderen Zeit und einem anderen Ort als dem unseren gehört.

Die Objekte, Klangkompositionen und kinetischen Arbeiten sind von einer Science-Fiction-Erzählung inspiriert, an der  der 1974 geborene und in der Zürcher Gemeinde Wald lebende Künstler in Form eines Romans arbeitet. «Dank der Auszeichnung mit dem Preis konnte ich eine Arbeit realisieren, die genau mein Interesse an Science-Fiction, Quantenphysik, Musik und Philosophen aus dem fernöstlichen Kulturraum abdeckt», erzählt Lang. Seine Erzählung spielt in einer Zeit, die weit mehr als 10000 Jahre in der Zukunft liegt.


Digitale Identitäten

Die beiden Künstlerinnen Johanna Bruckner und Jennifer Merlyn Scherler haben jeweils den Preis für junge, aufstrebende Künstlerinnen erhalten. «Beide integrieren ihre Videoarbeiten in vielfältige Installationen», sagt Kurator Boris Magrini während des Medienrundgangs.

Johanna Bruckner zeigt in ihren Installationen eine Kombination aus Technologie und organischen Körpern. So sind Latexfolien, die an menschliches Gewebe erinnern, Teil ihrer Arbeit «Body Obfuscations». Ihre drei ausgestellten Arbeiten zeigen eine Zukunft der Menschheit, die von der zunehmenden Integration von Robotik und künstlicher Intelligenz in die intimsten Aspekte des täglichen Lebens geprägt ist. «Es ist die Erweiterung des Konzepts von Geschlechteridentitäten, die mich interessiert», erzählt die Künstlerin. Für ihre Videoinstallationen arbeitet Bruckner mit Tänzerinnen und Performerinnen zusammen.


Bewältigung und Überwindung

Jennifer Merlyn Scherlers Videoarbeiten erforschen die von sozialen Netzwerken geprägte Pop-Kultur, eine Kultur, die die Künstlerin oft verkörpert, indem sie verschiedene Rollen und Persönlichkeiten spielt. In der neuen Videoinstallation «Wasteland, Baby!» erforscht die Künstlerin, wie «Gefühle der Verzweiflung aufgrund der globalen Erwärmung und ökologischer Katastrophen in eine Haltung des Zurück-zur-Natur-Verhaltens münden», so die Künstlerin. Eine Entwicklung, die Nährboden für extreme politische Ideologien bietet. Scherler deutet aber auch Wege an, wie er gelingen könnte, bestehende Krisen zu überwinden. Die aktuelle Ausstellung ist bis zum 21. Mai im HEK zu sehen. Jeden Sonntag finden Führungen in deutscher Sprache statt.

«Pax Art Awards 2022». Schweizer Medienkunst. Pe Lang, Johanna Bruckner und Jennifer Merlyn Scherler. Haus der elektronischen Künste. Freilager-Platz 9.
Geöffnet: jeweils Mi bis So, 12 bis 18 Uhr. Bis 21. Mai. www.hek.ch.

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